Unser Rückblick auf das Rennen beginnt mit einer kleinen Zeitreise zurück an den Norisring, als sich ganz unscheinbar ein neuer Fahrer für die ESL Touring Car einschrieb. Sein Name: Tim Mende.

Zwar wussten bereits einige, was hier bevor stehen könnte, doch im Großen und Ganzen siegte er am Norisring ungeachtet der Öffentlichkeit souverän in Grid 3 und ließ in Surfers Paradise auch Grid 2 rasch hinter sich. So schlug sein Team Freshracing, dessen Aktivitäten zuvor auf Eis gelegen haben, in Oschersleben zum ersten Mal im Fahrerlager von Grid 1 die Zelte auf. Mit dabei das Ass im Ärmel: Der Chevrolet Lacetti, der noch ohne Fahrzeugkompensationsgewichte ausgestattet ist. Im Kampf um die Meisterschaft gab es den ersten Schock für SK: Danny Engels blieb verschollen. Der Meisterschaftsführende blieb dem Rennen aus ungeklärter Ursache fern.

Qualifikation

Und so war es dann auch im Qualifying Tim Mende, der mit viel Fahrkönnen und ohne Zusatzgewicht die erste Pole Position für General Motors holte. Er umrundete die Motorsportarena in 1:34.117, was für den besten Startplatz reichte. Neben ihm in Reihe 1 startete Schwergewicht Ronny Haehnel von SB Motorsport, Hendrik von Eye (SK Gaming) und Michael Müller (Nolimit Motorsport) standen in Reihe 2. Der dritte Meisterschaftsanwärter neben dem nicht anwesenden Engels und von Eye, nämlich Sebastian Schmalenbach, startete nur aus der vierten Reihe.

Lauf 1

Beim Start reagierte Hendrik von Eye sehr gut und setzte sich gleich innen neben Haehnel. In einem beinharten Kampf konnte der SB-Pilot seinen Gegner in SK-Diensten zwar hinter sich halten, doch beide hatten Michael Müller nicht auf der Rechnung, der beide Streithähne einfach stehen und dann hinter ließ.

Von Eye rutschte in der Triple noch ein wenig nach außen, was Eike Röding (Berlin Race Crew) auf die vierte Position spülte, doch von Eye holte sich die Position noch in derselben Runde zurück. Ein Abgang von René Buttler eine Runde später in angesprochener Dreifach-Links führte zu weiterem Chaos: Patrick Vester, Denny Weller und Sven de Hass wurden in den Crash mit hinein gesogen, Sebastian Schmalenbach konnte sich an die 6. Position setzen. Haehnel setze Müller gegen Mitte des Rennens nochmal heftig unter Druck, musste jedoch dann seinen Kilos Tribut zollen und konnte das Tempo des Honda-Fahrers gegen Ende des Laufes nicht mehr mitgehen. Ganz anders die Sache zwischen Schmalenbach und Hörenbaum: Der SK-Fahrer klebte das ganze Rennen über am Heck seines BMW-Markenkollegen aus dem gegnerischen SB-Lager.

Doch Schmalenbach bewies abermals Nerven aus rostfreiem Edelstahl und hielt Hörenbaum auf Distanz. Das Rennen jedoch machte Tim Mende, der einen souveränen Start-Ziel Sieg nach Hause fuhr und somit den ersten Laufsieg für Chevrolet holte. Hinter ihm kam Michael Müller ins Ziel vor Ronny Haehnel, Hendrik von Eye, Eike Röding, Sebastian Schmalenbach, Christoph Hörenbaum und Michael Janke, der sich über die Pole Position in Rennen 2 freuen konnte.

Lauf 2

Doch es war bereits klar, dass er seine Führungsposition angesichts 6 hinter ihm startender BMWs nicht würde halten können. Tatsächlich nutzte Christoph Hörenbaum den Traktionsvorteil des heckgetriebenen Bajuwaren, um den nur an den Vorderrädern angetriebenen Japaner gleich am Start hinter sich zu lassen. Auch Eike Röding ging gleich noch mit an Janke vorbei, der sich jedoch vor von Eye halten konnte und in Turn 2 direkt in eine von Röding geöffnete Lücke stach um sich die zweite Position zurückzuerobern. In der Hasseröder Kurve wollte er auch gleich die Führung zurückholen, doch ging er das ganze sehr optimistisch an und löste den größten Massencrash der eTC-Geschichte aus.

Zunächst drehte er Hörenbaum halb weg, der daraufhin seinen BMW 320si in ein 4m breites Straßenhindernis verwandelte. Eike Röding wurde rechts in die Wiese geschickt, Ronny Haehnel links, und Hendrik von Eye torpedierte ihn frontal. Das war der Auslöser der SK-Katastrophe in Lauf 2. Hendrik von Eye wurde weiter getroffen und wurde bis ganz ans Ende des Feldes durchgereicht. Es entstanden weitere Unfälle, in denen Fahrzeuge links und rechts neben der Strecke durch den Dreck mussten. Als ich der Staub legt, führte Michael Janke vor Michael Müller, Eike Röding, Tim Mende, Sebastian Schmalenbach, der wieder an Christoph Hörenbaum vorbeiziehen konnte, Hörenbaum nach seinem unfreiwilligen Dreher selbst, Ronny Haehnel und Patrick Vester. Vorne wuchs jedoch Michael Müller über sich hinaus und legte sich Michael Janke zurecht. Am Ende der fünften Runde war es dann soweit und die beiden Hondas wechselten die Positionen. Dahinter wehrte sich Eike Röding mit Leibeskräften dem nachdrückenden Tim Mende, doch der Widerstand war in Runde 7 gebrochen, sodass Mende nun Jagd auf Janke machen konnte.

Weiter hinten fand sich Christoph Hörenbaum im SB Sandwich wieder, und als Ronny Haehnel mit Hilfe eines kleinen Bremsers von Schmalenbach in der Hasseröder-Kurve auf gleiche Höhe mit dem SK-Piloten kam, schätzte dieser die Lage Eingangs der Triple falsch ein und läutete mit einer sehenswerten Rallyecross-Einlage den letzten Akt der SK-Katastrophe ein. Er kam auf der 13. Position wieder aus und war trotzdem noch bester SK-Vertreter. Tim Mende rannte unterdessen offene Janke-Türen ein, als der POD Racing-Pilot ihn einfach durchließ und dem ehemaligen VW Lupo Cup Fahrer die zweite Position überließ. Ronny Haehnel ging in der Zwischenzeit an Sebastian Schmalenbach vorbei, um Jagd auf Eike Röding zu machen, doch als die Reifen bei ihm wieder nachließen ließ er sich wieder hinter den Teamleader zurückfallen. Vorne fuhr Michael Müller einem sicheren Sieg entgegen, doch in der letzten Kurve überließ er Tim Mende den Sieg, um sich nicht die Zusatzgewichte für einen geteilten Sieg abholen zu müssen.

Gesamtergebnis und Grid 2

Somit bescherte Tim Mende Chevrolet nicht nur die ersten Laufsiege, sondern auch den ersten Eventsieg und ist obendrein der erste Fahrer in der ESL Touring Car Championship, der beide Läufe einer Rennveranstaltung gewinnen konnte. Hinter ihm und Müller liefen Michael Janke, Eike Röding, Sebastian Schmalenbach, Ronny Haehnel, Patrick Vester und Norman Tuchel im Ziel ein. Hendrik von Eye wurde letztlich 14ter.

Der Schaden hielt sich jedoch am Ende noch in Grenzen, als Hendrik von Eye nach der Auswertung aller Strafen hinter Sebastian Schmalenbach auf der 6. Gesamtposition auftauchte. 10 Punkte Verlust für den SK-Fahrer bedeuten, dass in der Meisterschaft noch alles für ihn möglich ist. Die Entscheidung in der Gesamtwertung wird nur noch zwischen Hendrik von Eye und Sebastian Schmalenbach ausdiskutiert werden. Den Gesamtsieg holte sich mit 228 von 229 möglichen Punkten Tim Mende vor Michael Müller (215) und zwei punktgleichen Drittplatzierten: Ronny Haehnel, der der Maximalzuladung bei den Gewichten trotzte, und ein überglücklicher Eike Röding, der das beste Saisonresultat für sich und Berlin Race Crew einfuhr. Beide holten jeweils 200 Punkte. Aus Grid 2 steigen auf: Marcel Tie (146 Punkte), Felix Hansen (139), Gregor Kapuscik (135) und Norbert Firlej (130). Das nächste Rennen findet auf dem Eurospeedway Lausitz am 10. Dezember statt!