Es war schade, dass es gerade beim Finalrennen in Hockenheim so viel schief gegangen ist. Bei meinem Heimrennen hatte ich mir eigentlich einiges vorgenommen. Ich hätte alles daran gesetzt, zum Schluss noch einen Punkt einzufahren, doch mit einem missglückten Qualifying fing das Unheil schon an. Ich musste von hinten starten, hatte einen tollen Start, habe fünf Plätze in eineinhalb Runden aufgeholt. Dann jedoch schob mich Mathias Lauda in Christijan Albers' Boliden hinein. Ein Rennen zum Abhaken - anders als die Saison im Gesamten.

Die Saison ist für mich nicht schlecht verlaufen - anfangs lief es allerdings besser als zum Ende hin. Die nötige Portion Glück, die ich zu Saisonbeginn manchmal hatte, ist am Ende einigem Pech gewichen. Jede Saison hat ihre Höhen und Tiefen. Ein kleines Highlight war insbesondere Mugello, als ich zum ersten Mal in die letzte Qualifying-Session gekommen bin und über das ganze Wochenende hinweg sehr konkurrenzfähig war. Mit der zweiten Saisonhälfte war ich weniger zufrieden.

Vier auf einer Augenhöhe

Mein Speed hat gepasst, wir vier Piloten der Vorjahres-Audi waren in unserer Performance sehr eng beieinander und in fast jeder Session auf einem ähnlichen Niveau. Man musste immer am Ball bleiben, denn es gab von Rennstrecke zu Rennstrecke nur ganz leichte Unterschiede zwischen uns - je nach dem, wie man sich mit der einzelnen Strecke arrangierte oder wie erfolgreich die Abstimmungsarbeit war. Immer wieder lagen wir innerhalb von zwei bis drei Zehntelsekunden - das spricht für sich. Dementsprechend schwierig war es, auch im Rennen immer bester Vorjahreswagenfahrer zu sein. Auch die Teams Phoenix und Rosberg waren relativ gleichwertig. Ich war mit meinem Rosberg-Team sehr zufrieden, so wie Rosberg hoffentlich auch mit mir.

Markus Winkelhock hielt dem Wettbewerb des Jahreswagen-Quartetts stand, Foto: Audi
Markus Winkelhock hielt dem Wettbewerb des Jahreswagen-Quartetts stand, Foto: Audi

Die Performance der Jahreswagen ist von Jahr zu Jahr unterschiedlich. In diesem Jahr war es für im Wettbewerb mit den Neuwagen etwas schwieriger als 2007, was sicherlich etwas enttäuschend war. Dennoch muss ich mich vor allem an den übrigen Vorjahreswagen messen - und ich war vom Speed her sehr gut. Alexandre Prémat war mit Blick auf den Punktestand die ganze Saison hinter mir, bis er in Le Mans mit Platz drei ein tolles Resultat eingefahren hat. Hätte ich in Le Mans allerdings Platz vier nach Hause fahren können, nachdem ich bis zu meinem - im Nachhinein falschen - Wechsel auf Regenreifen über das ganze Rennen hinweg direkt hinter ihm lag, wäre ich am Ende nach Punkten bester Audi-Vorjahreswagenfahrer gewesen.

Nun hat er fast doppelt so viele wie ich, was bei allem Respekt vor Alexandres Leistung zeigt: Der Punktestand ist für die Jahreswagen letztlich nicht so aussagekräftig. Natürlich schaut jeder auf die Tabelle, doch wie der Punkteabstand zu Stande gekommen ist, wird manchmal vergessen. Ich bin mir aber sicher, dass die Entscheidungsträger wie immer auch in ihre Bewertung einfließen lassen, wie man sich in den Trainings und im Qualifying geschlagen hat.

Winter ohne Pause

Wie meine Chancen stünden, sollte beim Audi Sport Team Abt Sportsline ein Neuwagencockpit frei werden, kann ich momentan auch selbst nur schwer einschätzen. Diese Entscheidung lasse ich auf mich zukommen. Für mich war es von Vorteil, mich endlich wieder eine Saison voll auf die DTM konzentrieren zu können - darauf hatte ich mich schon vor der Saison gefreut. Im letzten Jahr musste ich mich als Formel-1-Testfahrer immer wieder auf komplett unterschiedliche Fahrzeuge und innerhalb der DTM sogar auf verschiedene Fahrzeugjahrgänge einstellen.

In der Winterpause habe ich weiterhin einiges zu tun. Wir Piloten sind viel für Pressetermine unterwegs, wir besuchen für Audi Messen, und wie immer stehen viel Fitnesstraining und auch Testfahrten auf dem Programm. Erst zum Jahreswechsel plane ich einen Urlaub. Momentan fühlt sich die Zeit ohne Testkilometer sehr lang an - doch das ist für die anderen Fahrer genauso. Mir fällt es in der Regel leicht, mich nach langer Zeit ohne Testkilometer von Beginn an wieder auf das Auto einzustellen. In Mugello bin ich in diesem Jahr gleich beim allerersten Test des Jahres Schnellster gewesen. Das beweist, dass ich mich auch nach langer Zeit sofort wieder im Auto wohl fühle - und die nächste Saison selbstbewusst angehen kann.