Die DTM kehrt zurück zur Normalität: Zwar wurde der vierte Saisonlauf in Brands Hatch um manch spektakuläre Szene auf und neben der Strecke bereichert, prägend war jedoch nach alter Tradition das Kopf-an-Kopf-Duell der Neuwagen. Nach strategischem Kräftemessen der Kommandostände setzte sich schließlich Bernd Schneider durch, der ebenso von einer gelungenen Taktik profitierte, wie Martin Tomczyk. Mattias Ekström komplettierte das Podest - vor Mika Häkkinen, der zu den Verlierern des heutigen Tages zählte.

Der Start: Ein turbulenter Start des vierten Saisonlaufs: Nach einem misslungenen Start von Pole-Inhaber Mika Häkkinen setzte sich Teamkollege Bruno Spengler bereits vor der ersten Kurve vor den Finnen, wenig später eroberte Mattias Ekström Platz drei von Alexandre Prémat. Eine weitere Kurve später flogen die Karbonscherben: Während Markus Winkelhock leicht angeschoben wurde und sich drehte, geriet Adam Carroll ins Kiesbett. Chaos auch in Mercedes-Reihen: Nach einem leichten Stoß von Daniel La Rosa endete Paul Di Restas Rennen in den Reifenstapeln - ebenso wie das vierte DTM-Rennen Mike Rockenfellers. Nicht unbeschadet kamen auch Susie Stoddart und Vanina Ickx davon.

Ruhe nach dem Sturm

In der ersten Kurve war die Welt noch in Ordnung..., Foto: Audi
In der ersten Kurve war die Welt noch in Ordnung..., Foto: Audi

Sofort wurden die Aufräumarbeiten durch das Safety-Car begleitet, das erst nach fünf Runden wieder die Strecke verließ. La Rosa, Ickx und Stoddart und nutzten die Gelbphase für Reparaturarbeiten. Nach dem fliegenden Neustart ging es nicht weniger heiß her: Während Bernd Schneider sofort einen Überholversuch startete, verabschiedete sich Mathias Lauda nach einem holprigen Überholmanöver durch Gary Paffett zwischenzeitlich ins Gras.

Der Rennverlauf: Rasch kehrte Ruhe ein - und die ersten Pflichtboxenstopps wurden absolviert: Noch vor der neunten Runde bestritten Bernd Schneider und Timo Scheider ihre ersten Boxenstopps, zwei bzw. vier Runden später folgten Gary Paffett und Christian Abt. An der Spitze verkürzten sich die Abstände zwischen dem Trio aus Spengler, Häkkinen und Ekström - insbesondere der Schwede erhöhte den Druck auf den Finnen. Prémat verlor leicht den Anschluss, verteidigte jedoch seine Position vor dem fünftplatzierten Martin Tomczyk.

Schon jetzt zeichnete sich ab, dass ein kurzer erste Stint meist die bessere Entscheidung war: Nach Häkkinens Stopp in Runde 22 zog Schneider, der rundenlang auf freier Fahrt hatte aufholen können, ebenso das teaminterne Duell zwischen Abt und Prémat, das auf Grund seines früheren Stopps an den Bayern ging. Und während Timo Scheider nach schon vor Ende des ersten Renndrittels beide Boxenbesuche absolviert hatte, wollte das neue Führungsduo aus Spengler, Ekström und Tomczyk noch nichts vom ersten Pitstop wissen.

Strategisches Fernduell

Martin Tomczyks gehörte zu den Profiteuren des strategischen Fernduells, Foto: Sutton
Martin Tomczyks gehörte zu den Profiteuren des strategischen Fernduells, Foto: Sutton

Nach rund 30 Runden hatten Häkkinen und Green bereits ihren zweiten Pflichtstopp absolviert, während der Führende unter den Einstoppern, Bernd Schneider, ein Déjà-vu erlebte: Wie 2006 hing der Saarländer zwischenzeitlich hinter einem sich heftig zur Wehr setzenden älteren Audi - pilotiert von Carroll - fest, konnte sich jedoch mit einem beherzten Manöver aus der misslichen Lage befreien. Spektakulär auch das Manöver Mika Häkkinens gegen Mattias Ekström, der sich nach seinem zweiten Stopp wieder in dieselbe Runde zurückarbeitete wie der Schwede. Dieser suchte kurz darauf erstmals die Box auf - kurz vor Schneiders zweitem und Spenglers und Tomczyks jeweils ersten Boxenbesuchen.

Ein Fernduell des führenden Einstopper-Trios aus Spengler, Ekström und Tomczyk sowie des Zweistopper-Duos aus Häkkinen und Schneider auf den Rängen fünf und sechs prägte die Mittelphase des Rennens, die Distanz von maximal 21 Sekunden reichte jedoch in den Runden 47 und 48 jedoch weder für Ekström noch für Spengler, um ihre Position vor der finnisch-deutschen HWA-Paarung zu halten. Für den Kanadier kam es noch schlimmer: Nach zwischenzeitlich abgewürgtem Motor reihte sich der Vizemeister hinter Ekström ein. Tomczyk rückte erneut auf Position eins auf und hielt für Audi Stellung.

Tomczyk profitiert - Schneider siegt

Sowohl Schneider als auch Tomczyk und Ekström durften sich als Gewinner sehen, Foto: Audi
Sowohl Schneider als auch Tomczyk und Ekström durften sich als Gewinner sehen, Foto: Audi

Die schon jetzt nachlassenden Reifen der frühen Zweistopper machten sich insbesondere Mika Häkkinen bemerkbar: Schon 30 Runden vor Schluss musste der Lausitz-Sieger Schneider passieren lassen, auch Ekström erhöhte den Druck. Den Verkehr, dem sich im Folgenden Schneider und Häkkinen stellen musste, nutzte Tomczyk zum weiteren Ausbau seines nun schon 23 Sekunden großen Vorsprungs - und Ekström zu einem erfolgreichen Manöver gegen Häkkinen. 21 Runden vor Schluss die rennentscheidende Szene: Tomczyk absolvierte einen perfekten zweiten Stopp, der ihn mit hauchdünnen Abständen zwischen Schneider und Ekström auf Rang zwei zurück auf die Strecke kommen ließ.

Erste Angriffe Tomczyks gegen Schneider auf frischen Reifen scheiterten, während des gesamten letzten Rennviertels setzte sich der DTM-Champion erfolgreich den 25-Jährigen zur Wehr. Das Ergebnis war zementiert:

Der Zieleinlauf: Bernd Schneider rettete seinen ersten Saisonsieg ins Ziel – vor Martin Tomczyk und Mattias Ekström, die ihre zweiten Podestplätze des Jahres einfahren. Mika Häkkinen musste sich vor seinen HWA-Kollegen Bruno Spengler und Jamie Green mit Rang vier begnügen. Das Phoenix-Duo aus Alexandre Prémat und Christian Abt bilden die einzigen Jahreswagenpiloten in den Punkten.

Die Meisterschaft: Auch in der Meisterschaft kristallisiert sich ein enger Kampf der Neuwagen: Martin Tomczyk übernimmt mit 20 Punkten die Führung vor Mattias Ekström und Bernd Schneider mit 18 bzw. 17,5 Punkten. Paul Di Resta fällt nach seinem Ausfall bis auf Platz vier zurück, hält sich jedoch vor Gary Paffett und Mika Häkkinen, den sein Brands-Hatch-Ergebnis immerhin um vier Position auf Rang sechs vorrücken lässt.