Überboten sich die Wetterprognosen in vergangenen Tagen noch in der vorausgesagten Regenwahrscheinlichkeit, so folgte zumindest heute die Entwarnung: Mit Blick auf den blauen Himmel sowie angenehme Temperaturen fiel insbesondere den Fans ein Stein vom Herzen, die nach zwei Wochen Dauerregen ein feuchtes, jedoch nur bedingt fröhliches Rennwochenende erwartet hatten. Und nicht nur bei den Fans machte sich Erleichterung breit - wenn auch nicht immer zur Freude des Gegners...

Stein vom Herzen der Streckenarchitekten

"Es handelt sich um eine sehr technische Kurve, und der Ausgang ist ein wenig schwierig. Hier hat man gelegentlich ein leichtes Übersteuern", stellte Mathias Lauda den fahrerischen Anspruch der neuen ersten Kurve heraus, die mit etwas längerer Start-/Ziel-Gerade sowie engerem Layout der Links-/Rechts-Kombination für mehr Überholmanöver sorgen soll. Bei Timo Scheider sorgte sie zunächst für Unmut, dann für Konfusion im Cockpit:

Immerhin: Die neue erste Kurve fand neben Feinden auch Anhänger..., Foto: Audi
Immerhin: Die neue erste Kurve fand neben Feinden auch Anhänger..., Foto: Audi

"Die Kurve hat einen sehr eigenartigen Rhythmus. Problem ist, dass der zweite Curb direkt am Ausgang der Kurve liegt und man durch ihn schon den ersten Teil der Kurve sehr atypisch anfahren muss", kritisierte Scheider ausdrücklich die Arbeit der Streckenarchitekten und berichtete von ersten Erfahrungen: "Bei den Startübungen ist genau das passiert, was ich befürchtet hatte: Bernd Schneider und ich waren nebeneinander und mussten dann trotzdem beide fast eine Vollbremsung machen, um zusammen heil durchzukommen."

Im Anschluss an die zweite Session wurden denn auch die Curbs der neuen ersten Kurve von der Streckensicherung inspiziert - als unterbodenfreundlich können die Randsteine gewiss nicht gelten. Mehrheitlich erhielt die neue erste Kurve dennoch ein positives Echo: "Ich glaube, dass man hier gut überholen kann, denn die Breite der Kurve lässt es zu, zu zweit hindurchzufahren", fasst Danie La Rosa stellvertetend für viele seiner Kollegen zusammen, die in Oschersleben noch unisono Kritik an der neuen Passage nach Start und Ziel geübt hatten.

Stein vom HWA-Herzen

Die neue C-Klasse als One-Lap-Wonder zu bezeichnen, wäre ihr zwar auch bislang nicht gerecht geworden: Zwar zeigte sie sich bislang mit zwei Pole Positions nur hier an der Spitze, ihre Siegfähigkeit stand spätestens seit Oschersleben dennoch außer Frage. Dass die Stuttgarter mit ihrem einst so glücklosen Neuwagen heute sowohl am Morgen als auch am Nachmittag die Bestzeit einfuhren, war so nur eine Frage der Zeit – und längst nicht nur des 28 Kilogramm schweren Gewichtsvorteils:

Distanzierte Spitzenreiter Bernd Schneider Mattias Esktröm im schnellsten aktuellen A4 DTM bereits um zwei Zehntelsekunden, so fehlte dem Schweden am Nachmittag als erneute Speerspitze der Kemptener eine ganze Sekunde auf Bruno Spengler, der mit einer Zeit von 1:19.380 Minuten die Tagesbestzeit verbuchte. "Das Auto lag wirklich gut, wir hatten sehr konstante Longruns - auch, als ich neue Reifen hatte. Für das Rennen sieht das Auto wirklich gut aus. Wie es im Qualifying läuft kann man zwar nie wissen, aber für heute bin ich sehr zufrieden", lautete das nachvollziehbare Fazit des Kanadiers.

In Audi-Reihen überzeugte insbesondere Christian Abt, Foto: Audi
In Audi-Reihen überzeugte insbesondere Christian Abt, Foto: Audi

Und während Timo Scheider noch immer mit der neuen ersten Kurve haderte, ging Martin Tomczyk bei der Jagd nach den fehlenden Zehntelsekunden vergeblich auf Ursachenforschung. "Das Gewicht spielt mit Sicherheit eine große Rolle, aber Grund allein, eineinhalb Sekunden langsamer als der schnellste Mercedes zu sein, ist das nicht", stellte Tomczyk ernüchtert fest, der am Ende aber zumindest einen von vielen Gründen für das Abschneiden der Abt-Audi gefunden hatte: "Problem war, dass wir auch auf neuen Reifen nicht schneller waren."

Stein vom 2006er-Herzen

Ein Problem, das in Reihen der Ingolstädter auch bei den älteren Jahrgängen nicht ganz unbekannt war. "Am schwierigsten ist es, die neuen Reifen optimal zu nutzen", war sogar Adam Carroll mit jenem Problem konfrontiert, das die Jahreswagen schon in Hockenheim plagte. Die oft auf den A4 DTM nur lauwarmen Reifen hielten den Nordiren dennoch nicht davon ab, in beiden Tests mit den Rängen neun und sieben, die von ihm erwarteten Ausrufezeichen zu setzen – und sich Audi-intern in die Spitzengruppe zu begeben.

Angesichts der mäßigen Longrun-Performance der Neuwagen darf sich Christian Abt schon jetzt darauf freuen, im 1.046 Kilogramm leichten Jahreswagen zu einer der Ingolstädter Speerspitzen aufzusteigen: "Wir haben sehr viel fürs Rennen getan und sind gut aussortiert. Mit unserer Leistung im Vergleich zu den anderen Audi Fahrern bin ich sehr zufrieden. Dieses Niveau müssen wir bis zum Sonntag halten", konnte zumindest der Phoenix-Pilot ein positives Fazit ziehen. Wer jedoch von den Mercedes-Jahres- und Gebrauchtwagen angesichts ihrer Zusatzpfunde Anzeichen von Schwäche erwartetet hatte, hatte sich geirrt...