Herr Marquardt, hätten Sie damit gerechnet, dass BMW so schnell an der Spitze mithalten kann?
Jens Marquardt: Es gibt diese Weisheit im Motorsport: Siege lassen sich nicht planen. Aber mit viel Know-how, Leidenschaft und Einsatz kann man die Voraussetzungen für den Erfolg schaffen. Dies haben wir in der Vorbereitung auf unser DTM-Comeback getan. Dass wir dann schon im zweiten Rennen ganz oben auf dem Treppchen standen, hat uns schon etwas überrascht. Viel wichtiger ist aber, dass der Triumph in der Lausitz keine Eintagsfliege war. Wir haben bisher sechs Podestplätze errungen. Das zeigt, dass wir auch auf den anderen Strecken konkurrenzfähig gewesen sind - trotz unseres Erfahrungsrückstands gegenüber der Konkurrenz.

Die Speerspitze von BMW bilden die DTM-erfahrenen Piloten Spengler und Tomczyk, während sich die anderen Fahrer etwas schwer tun: Wie wichtig ist der Faktor Erfahrung beim Einstieg in eine neue Rennserie?
Jens Marquardt: Die bisherigen Rennwochenenden haben gezeigt, dass wir mit unseren Fahrern gut aufgestellt sind. Neben Bruno Spengler und Martin Tomczyk stand auch Augusto Farfus schon auf dem Treppchen. Alle unsere sechs Piloten haben schon Punkte gesammelt. Die Erfahrung von Bruno und Martin tut uns zweifelsohne gut. Genauso wichtig ist aber, dass unsere Mannschaft in der Lage ist, den Input der beiden bestmöglich zu nutzen. Ich bin mit der Leistung unserer Fahrer bisher sehr zufrieden.

Sie haben lange Zeit für Toyota in Köln gearbeitet - der Nürburgring ist sozusagen Ihre ehemalige Heimrennstrecke. Verbinden Sie mit der Strecke eine besondere Beziehung?
Jens Marquardt: Der Nürburgring ist für jeden Motorsport-Begeisterten etwas Besonderes, ganz gleich, ob man in der Nähe lebt oder nicht. Die Tradition dieser Strecke ist allgegenwärtig. Gleichzeitig ist BMW eng mit dem Nürburgring verbunden. Denken Sie nur an das BMW M Testcenter am Fuße der Nürburg, das BMW Ring-Taxi oder unsere 19 Erfolge beim 24h-Rennen. Nicht zu vergessen den gerade einmal 25 km entfernten Sitz vom BMW Team RMG. Deshalb freue ich mich sehr auf unser DTM-Rennen dort.

Welchen Vorsprung haben die Teams anderer Hersteller beim Gastspiel in der Eifel?
Jens Marquardt: Tatsache ist, dass wir mit dem BMW M3 DTM auf dem Nürburgring noch keinen Meter gefahren sind. Wir müssen deshalb jede Trainingsrunde perfekt nutzen, um Daten zu sammeln. Dass es die anderen Hersteller mit ihrer langjährigen DTM-Erfahrung etwas leichter haben, ist selbstverständlich. Aber wir haben bereits auf den anderen Kursen in diesem Jahr gezeigt, wie schnell wir lernen. Wenn uns das auch in der Eifel gelingt, dürften wir den Fans auch dort eine gute Show bieten können.

Der letzte BMW-Sieg bei einem DTM-Rennen auf dem Nürburgring ist über 20 Jahre her. Wird diese lange Pause in diesem Jahr zu Ende gehen?
Jens Marquardt: Wie gesagt: Siege lassen sich nicht ankündigen. Wir werden auch weiterhin einen Schritt nach dem nächsten machen. Zunächst gilt es, im Training zu lernen. Dann brauchen wir ein gutes Qualifying - schließlich kommt es in der DTM auf jede Tausendstelsekunde an. Und am Ende muss auch im Rennen alles zusammenpassen, damit man vorne liegt, wenn die Zielflagge geschwenkt wird. Ob wir dazu am Ring in der Lage sind, wird das Wochenende zeigen. Mit der nötigen Motivation treten wir allemal an.