"Es ist nicht ohne, sieben Masskrüge ins Auto zu bauen." Ein Satz, der einiger Erklärung bedarf. Zunächst der simple Teil: Ein Masskrug bedeutet ein Liter - in den meisten Fällen mit Bier gefüllt. Da das Motto im Automobilbereich 'Don't drink an drive' lautet, handelt es sich in der DTM natürlich nicht um Alkohol. Vielmehr führen die DTM-Coupés bis zu 7,5 Liter Wasser während eines Rennens mit sich. Ein Faktor, der besonders beim kommenden Rennen auf dem Norisring eine entscheidende Rolle spielt. Das Wasser wird nämlich dazu benötigt, während der 83 Runden in der Stadt die Bremsen zu kühlen.

Vorhang auf für den Brake Caliper-Knopf. Im Technik-Feature ging Motorsport-Magazin.com während der DTM-Sommerpause bereits auf das Lenkrad und die Bremsen ein - diesmal gehen wir noch einen Schritt weiter ins Detail. Am Norisring sind die Temperaturen ein entscheidender Faktor. Zum einen wegen des sommerlichen Wetters, zum anderen aufgrund der Gegebenheiten des Stadtkurses in Nürnberg. Auf den 2,3 km bremsen die Piloten von bis zu 250 km/h vor den Spitzkehren runter bis in den ersten Gang - dann wieder extreme Beschleunigung bis zur nächsten der der nur vier Kurven.

Ein wahrer Kraftakt für die Bremsen, die auf keinem anderen Kurs solch immensen Anforderungen ausgesetzt werden. Überhitzt die Bremse erst einmal, ist es nur noch schwer möglich, sie schnell wieder herunter zu kühlen, um sie optimal ans Arbeiten zu bekommen. Hier kommt die manuelle Wasser-Kühlung ins Spiel. Per Knopf auf dem Lenkrad kann der Fahrer eine bestimmte Menge Wasser auf die vier Bremssättel spritzen und somit einen Kühleffekt generieren. "Das Wasser wird über Leitungen an die Bremssättel an der Vorder- und Hinterachse geleitet", erklärt Stefan Aicher, Konstruktionsleiter bei Audi Sport. "Das Wasser spritzt dann auf die Kolben, damit die Bremse schneller herunter kühlt."

Ein Merkmal des Norisring: Die Bremsen werden kaum durch Wind abgekühlt, wie es auf den meisten anderen Strecken der Fall ist. Bei Geschwindigkeiten von mehr als 100 km/h herrscht genug Wind zur Kühlung, doch auf dem engen Stadtkurs ist dieser Faktor nur selten gegeben - enge Kurven und starkes Abbremsen sei Dank. "Am Norisring braucht jeder die maximal erlaubten 7,5 Liter, ansonsten variieren die Mengen", so Aicher. "Die Menge ist so ermittelt, dass am Norisring zweimal pro Runde eingespritzt werden kann, bei jedem Boxenstopp dreimal." Sprich: Auf dem Norisring betätigt der Pilot rund 170 Mal den Brake Caliper-Knopf am Lenkrad.

Gerade beim Reifenwechsel ist der Brake Caliper-Knopf unerlässlich, denn während dieser Zeit weht quasi überhaupt kein Wind in den Radkasten und an die Bremse. Auch interessant: Auf dem Norisring ist aufgrund der Streckenkürze kaum saubere Luft, ständig haben die Fahrer Konkurrenten vor, hinter und um sich herum - an viel kühle Luft für die Bremsen ist da nicht zu denken. Der Fahrer muss also gegebenenfalls nach vielen engen Duellen mit der Wasserkühlung taktieren. "Wir gehen davon aus, dass die Behälter am Ende des Rennens leer sind", so Aicher. Wie viele Wasserbehälter ins Auto gebaut werden, bleibt dabei jedem Hersteller selbst überlassen.