Wurden früher noch auf der legendären Nordschleife Legenden geboren, müssen sich die Fahrer heute mit der Kurzanbindung des Grand-Prix-Kurses zufrieden geben. Das macht die Herausforderung jedoch nicht minder spannend, da die hohe Dichte des Feldes auf dem kurzen Kurs wieder sehr knappe Abstände erwarten lässt.

Das Fahrerlager der DTM steckt voller Vorfreude auf das Rennen am Nürburgring. Für viele Piloten ist der Lauf in der Eifel eine Art Heimrennen, zusätzlich ist die gut 3,6km lange Kurzanbindung bei den Fahrern sehr beliebt.

Die größte Unbekannte wird zweifellos das Wetter sein. Was ein Sommerrennen in der Eifel bedeuten kann, mussten schon Fahrer und Zuschauer des diesjährigen 24-Stunden-Rennens und des Großen Preises von Deutschland feststellen.

Temperaturen, die auch während der Sommermonate in den einstelligen Bereich fallen können, haben, gepaart mit dem berühmten Eifelregen, schon so manchen Meister straucheln lassen. Die Wettervorhersage lässt jedenfalls das berühmte Eifelwetter in seiner gefürchteten Bestform erwarten.

Tabellenführer Bruno Spengler macht das wenig aus: "Ich habe auf dieser Strecke schon bei strahlendem Sonnenschein, aber auch im Regen und bei gemischten Bedingungen gewonnen." Der Kanadier kommt mit gesundem Selbstbewusstsein nach seinem Sieg in Nürnberg an den Nürburgring, auf dem er auch 2010 gewann.

Mercedes will Dreifachsieg wiederholen

Damals holte Mercedes einen umjubelten Dreifachsieg. Während der bei diesem Rennen Zweitplatzierte Paul di Resta mittlerweile Formel 1 fährt, steckt Gary Paffett, der Drittplatzierte des 2010er-Rennens, in einer kleinen Krise. Der Brite, der 2004 und 2005 zu seinen besten DTM-Zeiten auf dem Nürburgring triumphierte, hatte einen schlechten Saisonstart und liegt in der Meisterschaft auf Rang 9.

Das Mercedes-Lager wird also versuchen, den Vorjahreserfolg zu wiederholen, doch Audi hat mit der Eifel noch eine Rechnung aus dem letzten Jahr offen. Speerspitze Martin Tomczyk kommt auf dem "Ring" sehr gut zurecht, was seine Siege 2007 und 2009 zeigen.

Martin Tomczyk mag den Nürburgring, Foto: DTM
Martin Tomczyk mag den Nürburgring, Foto: DTM

Audi-Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich unterstreicht dies: "Wenn man Martin fragt, welche seine Lieblingsstrecke ist, wird er wahrscheinlich den Nürburgring nennen." Zwar ist Audi derzeit in der Verfolgerrolle, doch mit nur drei Punkten Rückstand liegt Tomczyk in klarer Schlagdistanz zu Spengler.

Neben dem im Audi-Jahreswagen plötzlich aufblühenden Phoenix-Piloten hat auch Timo Scheider noch Meisterschaftschancen. "Ich freue mich auf meine Heimstrecke, den Nürburgring. Es kommen Freunde und Bekannte. Das motiviert mich extra", sagte der DTM-Champion von 2008 und 2009.

"Heimrennen" ist ein gutes Schlagwort. Neben Timo Scheider betiteln auch Mike Rockenfeller und Ralf Schumacher den Nürburgring als ihre "Heimstrecke". Das Phoenix-Team, das die Autos von Tomczyk und Rahel Frey einsetzt, ist direkt an der Strecke beheimatet, und auch Arno Zensen, Teamchef des Rosberg-Teams und verantwortlich für die Fahrzeuge von Edoardo Mortara und Filipe Albuquerque, nennt den Nürburgring-Lauf einen "Heim-Grand-Prix".

Mechanischer Grip entscheidend

Die Strecke zeichnet sich vor allem durch enge Kurven im ersten Sektor aus. In der Mercedes-Arena ist mechanischer Grip gefragt, um den typischen Untersteuern in den engen Kurven des 2002 erbauten Komplexes entgegen zu wirken.

Nach der Conti-Spange geht es für die 18 DTM-Akteure in den schnelleren Teil der Strecke. Nach einer flüssigen Links-Rechts-Kombination, bei der viel Schwung mit in den Advan-Bogen genommen werden muss, heißt es vor der NGK-Schikane nochmal hart in die Bremsen steigen.

Hier ist das Fahrwerk abermals gefordert; die Fahrzeuge dürfen nicht zu sehr springen. Zuletzt steht die Coca Cola-Kurve auf dem Programm, aus der heraus mit möglichst viel Traktion auf die Start-/Zielgerade hinaus beschleunigt wird.

Potenzielle Überholstellen sind Turn 1 und die Bremszone vor der NGK-Schikane. Allerdings gab es auch schon abenteuerliche Überholmanöver in der Conti-Spange zu sehen, zusätzlich verspricht die Mercedes-Arena immer viel Dramatik in der ersten Runde.

Für Spannung sollte also gesorgt sein, wenn für das halbe Feld das "Heimrennen" auf dem Programm steht.