Das "Halbfinale" in der DRM (Deutsche Rallye-Meisterschaft) an diesem Wochenende hatte echte Krimiqualitäten. Zwei strahlende Sieger, ein junger Held, zwei Favoritenausfälle inklusive zerstörter Titelhoffnungen: Der sechste von sieben Läufen der höchsten deutschen Rallye-Liga war enorm ereignisreich. Nach zwölf Wertungsprüfungen über 143,42 km konnten sich Hermann Gaßner junior / Kathi Wüstenhagen (Surheim / Freilassing, Mitsubishi Lancer Evo 9) gegen Sandro Wallenwein / Pauli Zeitlhofer (Stuttgart / Österreich, Subaru Impreza N15) durchsetzen. Sie bilden auch das neue Führungsduo in der DRM, nachdem die als Tabellenführer angereisten Peter Corazza / Ronald Bauer (Oelsnitz / Neumark, Mitsubishi Lancer Evo 7) mit einem Differenzialschaden ausfielen.

Auch die als Mitfavoriten gehandelten Olaf Dobberkau / Alexandra König (beide Schleusingen, Porsche 911 GT3) konnten die Rallye wegen eines gebrochenen Differenzials nicht zu Ende fahren und scheiden damit wie Corazza aus dem Titelkampf aus. Das DRM-Finale bei der ADMV-Lausitz-Rallye (15. bis 17. Oktober 2009) verspricht trotzdem höchste Spannung, rangiert doch Tabellenführer Gaßner junior (126 Punkte) nur einen einzigen Zähler vor Wallenwein (125).

Der neue DRM-Tabellenführer war auf der Zielrampe im saarländischen Dillingen ganz erstaunt über die neue Meisterschaftssituation: "Mir ist erst nach der letzten WP bewusst geworden, dass ich jetzt mit einem Punkt führe", sagte der erst 20 Jahre junge Hermann Gaßner junior. "Damit ist mein einziges Ziel für das Finale in der Lausitz sonnenklar: vor Sandro Wallenwein ins Ziel kommen." Der Stuttgarter nahm die Kampfansage seinerseits direkt an: "Mit vier Punkten Rückstand auf den Tabellenführer sind wir angereist, mit einem Punkt Rückstand auf den neuen Führenden reisen wir ab: Wir konnten hier zwar nicht gewinnen, trotzdem unsere Wochenendbilanz sehr gut." Auch dem ausschließlich auf Schotterpisten ausgetragenen finalen DRM-Lauf sieht Wallenwein optimistisch entgegen: "In der aktuellen Saison haben wir zwar noch keinen Meter auf Schotter zurückgelegt, trotzdem glaube ich, dass wir gegen Hermann Gaßner junior eine Chance haben."

Vater Gaßner beendet Durststrecke, Mitfavoriten im Pech

Im Ziel in Dillingen freute sich auch ein weiterer Gaßner über eine Podiumsplatzierung: Der amtierende DRM-Champion und Vater des neuen Tabellenführers, Hermann Gaßner (Surheim) holte mit Co-Pilot Siggi Schrankl im Mitsubishi Lancer Evo 10 den dritten Platz. Nach vielen Anlaufproblemen mit der neuesten Evolutionsstufe ihres traditionellen Einsatzfahrzeugs konnten sie sich damit endgültig wieder in der DRM-Spitzengruppe zurückmelden. Im Rampenlicht allerdings stand der Filius Hermann junior: Obwohl er 2009 bereits einen DRM-Lauf zugunsten eines WM-Starts auslassen musste, setzte er sich mit seinem dritten Gesamtsieg in Dillingen die Krone des erfolgreichsten DRM-Piloten der Saison auf.

Betrübte Gesichter gab es bei den als Mitfavoriten angereisten Peter Corazza und Olaf Dobberkau. Corazza hatte bereits auf der Prologetappe am Freitagabend mit einem defekten Mitteldifferenzial zu kämpfen. Im Laufe des Samstags kam ein weiterer Defekt an der Vorderachse hinzu, der nach der achten Prüfung zum vollständigen Ausfall führte. Ein Wochenende zum Abhaken erlebte auch Olaf Dobberkau. Der lange Schleusinger haderte mit der Abstimmung seines Porsche 911 GT3 und musste nach einem Unfall beim Zieleinlauf der neunten WP die Rallye vorzeitig beenden.

Mohe und Herbold holen mit Top-Ergebnissen Divisionssiege

Mit einer starken Leistung überzeugte am Wochenende Carsten Mohe (Crottendorf), der mit Co-Pilot André Kachel (Golmsdorf) im Renault Clio R3 Maxi den Sieg in der DRM-Division 2 holte. Der fünfte Platz im Gesamtklassement hinter den Luxemburger Gaststartern Patrick und Katja Gengler (Subaru Impreza) bescherte dem Renault-Händler aus Sachsen einen Batzen Meisterschaftspunkte. Er führt vor dem Finale nicht nur das Klassement in seiner Division, sondern konnte sich trotz eines missratenen Saisonauftakts mittlerweile auf die achte Position verbessern. Noch größer dürfte nach dem Zieleinlauf der Saarland-Rallye die Freude im Lager des aktuell Führenden der Divison 3 sein: Felix Herbold (Ismaning) holte gemeinsam mit Co-Pilot Kevin Zemanik (Plauen) im Citroën C2 R2 Max die hervorragende sechste Gesamtposition und konnte damit erneut die Division gewinnen. Mit seinen konstanten Top-Resultaten hat er vor dem Saisonfinale die dritte DRM-Position erobert und liegt mit 116 Punkten sogar noch zehn Zähler vor dem Tabellenvierten Peter Corazza.

Wenig Glück hatten die Lokalmatadore im Saarland. Der erst kurz vor der Rallye auf einen Opel Astra mit Turbodieselantrieb gewechselte Lars Mysliwietz (Piesbach) konnte in das Geschehen der Division 3 nicht eingreifen. Mit seinem Co-Piloten Oliver Schumacher (Fluterschen) schied er bereits auf WP 3 mit defekter Antriebswelle aus. Suzuki- Pilot Dominik Port (Wadrill) musste seinen in der Division 4 gewerteten Swift nach einem Überschlag abstellen. Der Tagessieg in der kleinsten DRM-Division ging dafür an Thomas Leipold / Lena-Linda Kaufmann (Schlüchtern / Sinntal, Suzuki Swift Sport), die als Vierzehnte im Ziel einliefen.