Prognosen für eine Rallye über rund 8.700 Kilometer können eigentlich nur so genau sein wie der Wetterbericht für den nächsten Winter - also gar nicht. Dennoch ist es vor Großereignissen wie der Rallye Dakar angebracht, einen Blick auf das Starterfeld zu werfen, Favoriten auszusortieren und damit zumindest ein mögliches Endergebnis vorauszuahnen, bei dem jedweder Zwischenfall, der auf so einer "kurzen" Strecke passieren kann, außer Acht gelassen wird.

Auch Mitsibishi hat VW auf der Rechnung., Foto: VW Motorsport
Auch Mitsibishi hat VW auf der Rechnung., Foto: VW Motorsport

Also, nehmen wir an, alle kommen ohne Probleme durch und jeder navigiert im Normalbereich, was ist dann eigentlich bei den Autos zu erwarten? Blickt man auf die vergangenen sechs Dakars, dann ist die Antwort recht einfach. Mitsubishi hat von 2001 bis 2006 immer gewonnen und tritt zudem mit jenen drei Piloten an, die in dieser Zeit für die Siege gesorgt haben: Hiroshi Masuoka, Stephane Peterhansel und Luc Alphand. Zum drüberstreuen ist noch Nani Roma als Vierter Fahrer dabei, der 2004 bei den Motorrädern gewonnen hat und 2006 auch im Auto schon Dritter war.

"Wir haben die Leistung stark verbessert, weil wir mit einem neuen Auto starten, mit dem wir schon viel gearbeitet haben. Wir haben auch an der Zuverlässigkeit gearbeitet, weil das ist das eigentliche Geheimnis der Dakar", ließ Alphand bereits im Vorfeld wissen. Dass er damit durchaus recht haben könnte, zeigt auch das Ergebnis beim letzten Test vor der Dakar, der UAE Desert Challenge. Dort siegte Alphand vor seinem Teamkollegen Peterhansel.

Allerdings konnte man bei der Desert Challenge auch klar erkennen, dass die Konkurrenz über das vergangene Jahr nicht untätig war. Gerade die Volkswagen präsentierten sich stark. Carlos Sainz erreichte drei von fünf Tagessiegen in Dubai und hätte Alphand den Sieg streitig machen können, wenn er nicht durch einen Defekt viel Zeit verloren hätte. "Mitsubishi wird sicherlich unser stärkster Gegner sein", meinte Volkswagen Motorsport-Direktor Kris Nissen. "Denn das Team hat ein neues Fahrzeug entwickelt, die Mannschaft verfügt über sehr viel Erfahrung im Marathon-Rallyesport und hat sehr gute Fahrer und Beifahrer."

Dennoch kann VW auf starke Ergebnisse im vergangenen Jahr aufbauen. Schon bei der letztjährigen Dakar wurden fünf Tagessiege geholt und bei der Rallye Transiberico und der Rallye Marokko holte Giniel de Villiers mit Beifahrer Dirk von Zitzewitz den Sieg. Kris Nissen meinte dazu: "Wir sind in der Lage, die stärksten Konkurrenten unter Druck zu setzen und zu schlagen." Das VW-Fahrer-Quartett komplettieren neben Sainz und Villiers noch der vierfache Dakar-Sieger Ari Vatanen und Mark Miller.

Jutta Kleinschmidt sitzt in diesem Jahr in einem BMW., Foto: X-Raid
Jutta Kleinschmidt sitzt in diesem Jahr in einem BMW., Foto: X-Raid

Jutta Kleinschmidt gehört in diesem Jahr nach ihrem Abschied von VW wieder zur Konkurrenz. Sie ist mit einem BMW X3CC des Privatteams X-Raid unterwegs und auch nicht zu unterschätzen. "Mit dem BMW X3 CC habe ich das richtige Auto, um eine Spitzenplatzierung zu erreichen", ist die Dakar-Siegerin von 2001 überzeugt. "Ich freue mich schon auf den Wettbewerb mit den Werksteams von Mitsubishi und Volkswagen." Bei der UAE Desert Challenge kam sie hinter ihrem Teamkollegen Nasser Al-Attiyah auf den sechsten Rang und hat damit gezeigt, dass sie um Spitzenpositionen mitfahren kann.

Das hat dort aber auch Jean-Louis Schlesser bewiesen, der mit seinem Schlesser Ford auf einen starken dritten Platz kam. Der Sieger von 1999 und 2000 war jedes Mal, wenn er das Ziel erreicht hat, im Vorderfeld zu finden und dominierte die Kategorie der zweirad-getriebenen Fahrzeuge fast nach Belieben.

So sähe also der Mix aus den rund zehn Favoriten für die Dakar aus. Jetzt liegen lediglich noch etwa 8.700 Kilometer vor ihnen, während denen so ziemlich alles passieren kann. Das beinhaltet auch, dass jemand ganz anderes plötzlich an der Spitze steht und diese Vorschau damit vollkommen ad Absurdum führt. Andererseits ist doch auch genau das der Reiz der Langstrecken-Rallyes im Allgemeinen und der Dakar im Besonderen: vorher weiß man nie was passiert. Also vielleicht überrascht uns ja Ellen Lohr im Mercedes oder Carlos Sousa im VW-Privatteam Lagos, der bei der Desert Challenge immerhin auch Vierter wurde. Überraschen lassen wir uns jedenfalls nicht, wir sind nur auf alles gefasst.