Nani Roma war mit seinem X-raid-MINI der großen Gewinner der fünften Etappe. Der Spanier gewann vor Giniel de Villiers im Toyota Hilux. Dritter wurde der amerikanische Haudegen Robby Gordon im Hummer. Nach seinem zweiten Etappensieg führt Roma wieder die Gesamtwertung an. Sein Vorsprung vor seinem Teamkollegen Nasser Al-Attiyah ist mit über 26 Minuten gewaltig. Allerdings scheint bei dieser Dakar alles möglich zu sein. Carlos Sainz, der bisherige Spitzenreiter verlor im weichen Dünensand über eine Stunde und belegt nur noch den sechsten Rang im Klassement.

5. Etappe: Chilecito - Tucuman

(Verbindung: 154 km, Prüfung: 527 km, Verbindung: 231 km)

Carlos Sainz ging als erster Starter auf die Strecke, Foto: ASO
Carlos Sainz ging als erster Starter auf die Strecke, Foto: ASO

Nach der gestrigen Marathon-Etappe lag erneut ein langer Tag vor den Teilnehmern. Sehr früh mussten die Piloten ihre Fahrzeuge vom Biwak in Chilecito Richtung Startpunkt fahren. Die Wertungsprüfung der fünften Etappe ging über 527 Kilometer, davon wurden 416 auf Zeit gefahren. Dazwischen lag erneut eine neutrale Zone. Der erste Teil führte über absolutes Dakar-Neuland mit kleinen, sehr weichen Dünen, die schwer zu befahren waren.

Nach dem Neustart ging es auf eine große offene Ebene mit typischem Kamelgras-Bewuchs und weichem, sandigen Boden. Dann wurden die Anschnitte durch höheres Kamelgras ziemlich holprig. Der zweite Streckenteil lag 1.000 Meter höher und führte nach einigen Auf- und Abfahrten zum Zielpunkt. Danach musste eine letzte Verbindung Richtung Tucuman bewältigt werden, bis endlich nach etwa zwölf Stunden Gesamtzeit das dortige Biwak erreicht wurde.

Insgesamt 115 Teams starteten zur fünften Etappe der Rallye Dakar 2014. Erst 16 Teilnehmer waren inzwischen ausgeschieden. Wie immer eröffnete der Sieger des Vortages die Zeitenjagd. Sainz hatte mit einer sensationellen Leistung nicht nur gewonnen, sondern auch die Gesamtführung übernommen, obwohl er mit genau zwölf Minuten Rückstand in den Tag gegangen war.

Peterhansel begann seine Aufholjagd

Stephane Peterhansel hatte einen guten Start, Foto: X-raid
Stephane Peterhansel hatte einen guten Start, Foto: X-raid

Dakar-Rekordsieger und Titelverteidiger Stephane Peterhansel im MINI übernahm am ersten Kontrollpunkt gleich die Führung vor Sainz am Steuer des SMG-Buggy. Der X-raid-Pilot wollte den Rückstand von über 18 Minuten auf Sainz unbedingt verkürzen. Nach 93 absolvierten Kilometern führte Peterhansel mit 55 Sekunden Vorsprung vor Sainz. Knapp dahinter folgten fünf weiter MINI aus der X-raid-Mannschaft mit Orlando Terranova, Nasser Al-Attiyah, Roma, Frederico Villagra und Krzystof Holowczyc.

Nach einer leichten Abwärtspassage änderte sich beim dritten Messpunkt die Reihenfolge an der Spitze. Nun lag der Qatari Al-Attiyah vor Terranova und Peterhansel in Front, während Sainz mit gut einer Minute Rückstand nur noch Vierter war. Der Gesamt-Zweite Roma lag weiterhin auf Position fünf.

Chaos in den Dünen

Nani Roma bewältige perfekt die Dünen, Foto: X-raid
Nani Roma bewältige perfekt die Dünen, Foto: X-raid

Dann überschlugen sich die Ereignisse. Al-Attiyah blieb bei Kilometer 149 für einige Zeit in den Dünen stecken und verlor sehr viel Zeit. Zwölf Kilometer später nahm Sainz eine falsche Abzweigung, da er einigen Bikes gefolgt war. Der Spanier verlor durch seinen Navigationsfehler 23 Minuten. Terranova bog ebenfalls falsch ab, bemerkte aber rechtzeitig seinen Irrtum. Al-Attiyah buddelte seine MINI erneut ein und verlor weitere Zeit. Auch Holowczyc stand mit seinem Fahrzeug mehrere Minuten.

Die Gunst der Stunde nutzte Roma, der die beste Zwischenzeit am vierten Kontrollpunkt holte. Peterhansel und Terranova lagen dicht dahinter. Al-Attiyah hatte als Vierter bereits 11:04 Minuten Rückstand. Hinter den vier X-raid-Fahrern belegte Robby Gordon im Hummer den fünften Platz. Sainz versuchte verzweifelt wieder die richtige Spur zu finden und machte einen desorientierten Eindruck. Das passierte auch Peterhansel, der über zehn Richtungswechsel innerhalb von einer halben Stunde durchführte.

Roma führt mit deutlichem Vorsprung

Roma hatte bei der letzten Zeitmessung vor der neutralen Zone einen riesigen Vorsprung von 18:45 Minuten vor dem neuen Zweiten Gordon. Zwei Toyota Hilux mit Marek Dabrowski und Adam Malysz belegten die nächsten Plätze bei der Zwischenwertung. Fünfter war Terranova vor Lucio Alvarez im Ford Ranger. Al-Attiyah kam endlich als Siebter mit 32:39 Minuten Rückstand über die Linie. Peterhansel lag sogar zwei weitere Minuten dahinter. Sainz war der große Verlierer, denn die Gesamtführung war bei einem Rückstand von 1:07:19 Stunden verloren. Wegen der vielen verirrten Piloten wurde der Start in den zweiten Streckenabschnitt auf unbestimmte Zeit verschoben.

Während die Etappe für die Bikes und Quads wegen einem drohenden Gewitter vorzeitig abgebrochen wurde, mussten die Fahrer in der Auto- und Truckkategorie die zweite Teilstrecke mit etwas Verspätung in Angriff nehmen. Roma fuhr nun auf Sicherheit, was bei seinem großen Vorsprung mehr als verständlich war. Ausgerechnet jetzt machte Roma einen Fehler und musste einen Umweg in Kauf nehmen. Plötzlich tauchte Giniel de Villiers in der Zwischenwertung auf Platz zwei auf. Wahrscheinlich funktionierte die GPS-Fahrzeugortung bei seinen Toyota zuvor nicht.

Roma gewinnt und übernimmt wieder die Gesamtführung

Nani Roma kämpft mit dem Sand, Foto: X-raid
Nani Roma kämpft mit dem Sand, Foto: X-raid

Roma gewann die fünfte Etappe mit einem Vorsprung von 4:20 Minuten vor de Villiers. De Villiers hatte zuvor zwei Reifenschäden zu beklagen, konnte aber anschließend mit seinem deutschen Beifahrer Dirk von Zitzewitz trotz kleiner Bremsprobleme die beste Platzierung in diesem Jahr einfahren. Dritter wurde der Amerikaner Gordon, der wie der Vierte Terranova mit über 20 Minuten Rückstand das Ziel erreichte. Eine Minute später kam Al-Attiyah vor Peterhansel, der fast 24 Minuten verlor, ins Ziel. Die Top-10 komplettierten Alvarez, Malysz, Dabroswski und Erik van Loon im Ford Ranger.

Sainz verlor über eine Stunde auf den Tagessieger Roma, der jetzt wieder Gesamtführender ist. Roma hat einen beachtlichen Vorsprung von 26:28 Minuten vor dem neuen Gesamt-Zweiten Al-Attiyah. Dritter ist Terranova vor Peterhansel, de Villiers und Sainz. Die restlichen Teilnehmer haben weit über eine Stunde Rückstand auf den Leader. Sainz hatte bei seiner Irrfahrt angehalten um sich neu zu orientieren. Anschließend startete der Motor nicht mehr und sein deutscher Co-Pilot Timo Gottschalk brauchte eine lange Reparaturzeit, um den Buggy wieder zum laufen zu bringen.

Stimmen nach der fünften Etappe

Stephane Peterhansel: Möglicherweise war das heute die härteste Etappe der fünf Jahre, seit wir in Südamerika sind. Es war nicht einfach. Es war eine Menge Kamelgras neben der Strecke und auch die Navigation war nicht einfach, deshalb haben wir eine Menge Zeit verloren, denn wir haben einen Wegpunkt nicht gefunden. Wenigstens haben wir es ins Ziel geschafft.

Giniel De Villieres: Ein heftiger Tag. Wir hatten heute im ersten Teil zwei Plattfüße, die wir wechseln mussten und haben Zeit verloren. Doch Dirk hat heute einen echten Geniestreich hingelegt und uns dort, wo alle nach dem Weg suchten, mit am schnellsten herausgeführt. Wir hätten noch mehr Zeit gutmachen und die Etappe wohl gewinnen können, wenn wir am Ende nicht noch ein Bremsproblem bekommen hätten. Die letzten 50 Kilometer hatten wir etwa nur zehn Prozent der Bremsleistung. Das ist off-road nicht gerade sexy. Doch alles in allem war es ein guter Tag für uns.

Robby Gordon: Ich denke, es ist mehr als ein Problem mit dem Auto. Wir sind die ganze Sonderprüfung langsam gefahren und Dritter zu werden ist unglaublich. Wir haben alle den Wegpunkt vor dem Transfer der Sonderprüfung gesucht und wir haben einen verpasst - wie Carlos auch. Ich denke, Al-Attiyah hat einen Wegpunkt verpasst, deshalb sind wir alle schlechter Laune. Ich war bereits in schlechter Verfassung, und wie sagt das Sprichwort: Was ist ein weiterer Schluck Wasser, wenn man am Ertrinken ist? Ein weiterer Schluck wird nicht wehtun.

Ergebnis: 5. Etappe Autos (Top 10)

1. Roma/Perin (MINI) 04:27:01 Stunden
2. De Villiers/von Zitzewitz (TOYOTA) + 00:04:20
3. Gordon/Walch (SHUMMER) + 00:20:12
4. Terranova/Fiuza (MINI) + 00:20:44
5. Al-Attiyah/Cruz (MINI) + 00:21:38
6. Peterhansel/Cottret (MINI) + 00:23:55
7. Alvarez/Graue (TOYOTA) + 00:25:45
8. Malysz/Marton (TOYOTA) + 00:27:18
9. Dabrowski/Czachor (TOYOTA) + 00:29:20
10. Van Loon/Rosegaar (FORD) + 00:39:19

Gesamtwertung: Autos 5/13 (Top 10)

1. Roma/Perin (MINI) 19:21:54 Stunden
2. Al-Attiyah/Cruz (MINI) + 00:26:28
3. Terranova/Fiuza (MINI) + 00:31:46
4. Peterhansel/Cottret (MINI) + 00:39:59
5. De Villiers/von Zitzewitz (TOYOTA) + 00:41:24
6. Sainz/Gottschalk (SMG) + 00:59:43
7. Lavieille/Garcin (HAVAL) + 01:41:50
8. Villagra/Companc (MINI) + 01:42:42
9. Dabrowski/Czachor (TOYOTA) + 01:45:58
10. Thomasse/Larroque (BUGGY MD RALLYE) + 02:12:10