Die entspannte Stimmung unter den Strandurlaubern in la Feliz hat nicht gänzlich auf die Fahrer und Teams der Dakar 2012 abgefärbt, deren Start am 1. Januar stattfindet. In Mar del Plata haben sich die Teilnehmer, die am ersten Tag zur Abnahme antreten mussten, sehr fokussiert auf ihr Ziel gezeigt: Die peruanische Hauptstadt Lima, die am 15. Januar nur die Besten erreichen werden.

Es ist keine Etappe, aber dennoch eine obligatorische Passage. Für die Fahrer und Teams der Dakar ist die Spannung an den Ständen der technischen und administrativen Abnahme schon deutlich spürbar. Die meisten haben einen oder zwei ruhige Tage in Mar del Plata verlebt, dem Seebad der Portenos auf Urlaub. Doch nach dem Genuss eines Bife de lomo oder eines Chorizo - je nach Geschmack - und einem morgendlichen Jogging am Strand, ist es für viele jetzt jedoch an der Zeit, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Der Jüngste kommt zuerst

Ab dem Morgengrauen hat der Marinestützpunkt den Fahrern und Teams seine Tore geöffnet, wobei der allererste - der Zufall hatte die Hand im Spiel - sogleich auch der jüngste Fahrer der gesamten Rallye war: der Argentinier Lucas Bonetto aus Ushuaia hat vor kurzem seinen 20. Geburtstag gefeiert. Ihm wird eine große Zukunft vorausgesagt und in den Patronelli-Brüder hat der frisch gekürte argentinische Quad-Meister jede Menge Inspiration. Alejandro, der Titelträger, und Marcos, der Sieger von 2010, sind in ihrer Heimat zu den Glanzlichtern im Motorsport geworden.

Ihre Leistungen auf den Pisten der Rallye haben ihnen die Zuneigung einer ganzen Nation beschert und gleichzeitig den Respekt der gesamten Fahrerriege ihrer Disziplin eingebracht. Doch in diesem Jahr könnte sich einiges durch die Reduzierung der Motorleistung ändern: "Ich bin für die Änderungen," antwortet dennoch Alejandro. "Das Handling einer 900er war schwieriger und ermüdender. Dieses Rennen ist sowieso kein klassisches Rennen. Es ist zunächst und vor allem ein menschliches Abenteuer und eine große Herausforderung."

Späte Favoriten

Neben den Quads werden die Favoriten der verschiedenen anderen Kategorien etwas später im Programmablauf erwartet. Doch der erste Tag hat es den anwesenden Zuschauern und Journalisten dennoch schon ermöglicht, die Ambitionen von einigen Outsidern bei den Motorrädern abzuwägen. Angefangen bei Jordi Viladoms, der gerade Yamaha verlassen hat, um zu einem neuen italienischen Team zu wechseln: Bordone-Ferrari. Der junge Charakter des Teams ändert jedoch nichts an den Zielen des Spaniers, der lange als Wasserträger für Marc Coma gefahren ist: "Wir sind fünf Aspiranten auf den Gesamtsieg. Und ich glaube, dass die Einführung von Strafen für das Wechseln des Motors ein entscheidendes Element sein wird. Vielleicht wird es manchen gelingen, die ganze Rallye mit nur einem Motor zu absolvieren, unter den Favoriten wird es aber nur wenige geben."

Und diese Strafe von 15 zusätzlichen Minuten (45‘ für den zweiten Motorwechsel) stand in der Tat im Mittelpunkt aller Gespräche. Pal-Anders Ullevalseter, Zweiter im Jahr 2010 hinter Cyril Despres, äußert sich schon vorsichtiger zu den Möglichkeiten, 8.300 km ohne einen Motorwechsel zurückzulegen. Bleibt aber dennoch optimistisch im Kampf um einen Podiumsplatz: "Meiner Meinung nach schafft es niemand mit nur einem Motor bis zum Ziel, aber selbst bei einer Zeitstrafe von 45‘ kann man noch ganz weit oben im Klassement enden. Ich kann es kaum noch abwarten, die Berge zu überwinden, um danach eine große Dosis Wüste zu bekommen."

Der Appetit des Norwegers auf Sand wird von allen Konkurrenten geteilt, ob sie nun Anfänger, Unbekannte oder Favoriten sind. Am Samstag werden die Titelanwärter bei den Trucks bei der Abnahme erscheinen: die Kamaz von Nikolaew und Mardeew Junior, die Ivecos von De Rooy, Stacey und Biasion und die Tatras von Ales Loprais. Bei den Autos werden in den Ständen u.a. Christian Lavieille (Dessoude) oder Bernhard Ten Brinke (Riwald) erwartet. Bei den Bikes werden Francisco Lopez (Aprilia), Paulo Gonçalves (Husqvarna) oder Quinn Cody (Honda) ihr komplettes Programm absolvieren.