Viele potenzielle Käufer von Elektroautos haben sich in der Vergangenheit gegen die Technologie entschieden, weil die Ladeinfrastruktur noch nicht flächendeckend ausgebaut ist und sie die Reichweiten der Fahrzeuge nicht zufriedenstellten. Laut einer Umfrage von Element Energy und der Universität von Leeds in Großbritannien empfinden 50 Prozent der befragten Fahrer von Elektrofahrzeugen die aktuelle Ladesituation als unbequem und fordern bessere öffentliche Lösungen. 70 Prozent der Teilnehmer gaben an, dass die Verfügbarkeit lokaler Ladepunkte ein wichtiger Faktor bei der Kaufentscheidung ihres E-Autos war. Einige Personen teilten im Rahmen der Befragungen mit, keine Möglichkeit zu haben, ein Elektroauto zu Hause zu laden.

Wachsende Anforderungen an die Ladeinfrastruktur

Die gemeinsam von Trojan Energy und Disability Rights UK entwickelten Ladepunkte sollen Abhilfe schaffen. Die Ladestationen sind im Boden versenkt. Autofahrer, die sie nutzen möchten, benötigen eine Lanze, die sie mit den Kontakten verbinden. Das an der Lanze befindliche Ladekabel führt die Energie ins Auto.

Die Ladepunkte wurden so designt, dass die Sicherheit der Straßenbenutzer gewährleistet ist. Wenn sie nicht genutzt werden, schließen sie mit dem Boden ab und stellen damit kein Hindernis für Passanten dar. Das ändert sich allerdings mit aufgesteckter Lanze, die rund 50 Zentimeter hoch ist. Die Ladepunkte sprechen Besitzer von E-Autos an, die abseits der Straße keinen Zugang zu Lademöglichkeiten haben. Im britischen Brent wurden zunächst fünf Ladepunkte installiert.

Foto: Darren Cool/Trojan Energy
Foto: Darren Cool/Trojan Energy

Kombipakete vereinfachen Zahlungsverkehr

Im Laufe dieses Jahres sollen bis zu 150 Lademöglichkeiten in Brent und Camden entstehen. Sie sollen auf zehn Straßen mit jeweils 15 Ladepunkten verteilt werden. Das Netzwerk soll darauf vorbereitet werden, die zusätzliche Last an Strombedarf zu bewältigen, wenn zukünftig zu Spitzenzeiten mehr E-Fahrzeuge zu geladen werden.

Für den ersten Testzyklus haben sich mehr als 140 EV-Fahrer angemeldet. Im Zuge des Testlaufs bietet der Öko-Stromversorger Octopus Energy seinen Kunden die Möglichkeit an, ihre Ladekosten für das Auto mit ihrer Hausenergierechnung zusammenzuführen. So soll ein nahtloses System geschaffen werden, bei dem Verbraucher nur an einem Ort bezahlen, egal ob sie zu Hause laden oder auf der Straße.

Auch für Deutschland sind ähnliche Ideen angedacht. Die Unternehmen Ubitricity und Ebee haben Anfang des Jahres bekanntgegeben, dass sie an einem Laternen-Ladepunkt-System für deutsche Innenstädte arbeiten. In Berlin und NRW sind bereits einige Lade-Laternen an Straßenrändern zu finden. Der Energiedienstleister Enercity betreibt in Langenhagen bei Hannover das Zukunftsprojekt 'Lade-Laterne'. An fünf Orten sind Ladepunkte an Straßenlaternen montiert worden.

Derzeit erproben unter anderem mehrere Unternehmen des Volkswagen-Konzerns dezentrale Ladelösungen. Audi erklärte im Mai, sogenannte 'Charging Hubs' aufstellen zu wollen. Sie geben ausrangierten Akkus von Elektrofahrzeugen eine Zweitverwertung als Zwischenspeicher für Energie. Sie können mit der örtlich vorhandenen Energieinfrastruktur langsam geladen und dann als Schnelllade-Einrichtung genutzt werden. So ist es möglich, die Ladepunkte zu errichten, ohne die lokalen Netzkapazitäten erweitern zu müssen. Durch ihre modulare Bauweise können sie laut Audi innerhalb kurzer Zeit aufgebaut werden.

Skoda plant ein ähnliches System bei seinen Vertragshändlern zu etablieren. Die tschechische VW-Tochter will den mit Photovoltaikanlagen vor Ort produzierten Ökostrom in ausrangierten Akkus zwischenspeichern, sodass die Energie wetterunabhängig abgerufen werden kann.