Harald Proczyk (42, Österreich, HP Racing International), der neue Champion der ADAC TCR Germany, genießt seinen Erfolg in vollen Zügen. Doch zurücklehnen oder eine Ruhepause? Für den Österreicher keine Option! Im Interview spricht der Opel-Pilot über die Saison und wagt einen Ausblick auf 2019.
Du hast in Deiner langen Karriere viele zweite Plätze geholt, wurdest aber in diesem Jahr endlich Meister. Wie fühlt sich das mit etwas Abstand an?
Proczyk: "In den Jahren, in denen ich Zweiter oder Dritter war, haben wir einen genauso guten Job gemacht wie 2018. Natürlich ist die Meisterschaft jetzt sehr schön. Es freut mich natürlich besonders, dieses Jahr war sehr intensiv. Es sind ganz wenige Fehler passiert, so richtige grobe Fehler haben wir uns gar nicht geleistet. Weder vom Team noch von den Fahrern. Wenn man ehrlich ist, trifft das auch auf die beiden anderen (Luca Engstler und Niels Langeveld) zu. Deswegen ist es schon schön, dass wir das für uns entscheiden konnten. Es war aber auch viel Glück dabei, im richtigen Moment schnell zu sein."
Im Fahrerfeld waren sich fast alle einig, dass Du Dir den Titel verdient hast.
Proczyk: "Das freut mich natürlich sehr. Ich habe immer versucht, Rücksicht zu nehmen auf die anderen. Das hat sich für mich positiv ausgezahlt. Die anderen sind natürlich nicht zimperlich mit mir umgegangen, aber alle haben sich sehr fair mir gegenüber verhalten."
Was war Dein Highlight in diesem Jahr?
Proczyk: "Es gibt viele schöne Momente, aber natürlich war der Sieg am Red Bull Ring, zu Hause, etwas sehr Schönes. Und das ganze Rennwochenende in Hockenheim. Ich habe immer gewusst, dass wir uns schwer tun werden, wenn wir nicht schneller werden. Und dann haben wir genau auf den Punkt, aus welchem Grund auch immer, in Hockenheim ein konkurrenzfähiges Auto gehabt. Wenn man dann die Pole Position im einzigen Regentraining holt, dann ist man innerlich sehr zufrieden."
Ist es möglich, jetzt schon nach vorne auf das Jahr 2019 zu schauen?
Proczyk: "Wir werden als Team auf jeden Fall in der neuen ADAC GT4 Germany dabei sein mit mindestens einem Auto oder vielleicht sogar mit zwei. Mit einem Mercedes und einem Porsche ist derzeit geplant. Wir werden wahrscheinlich auch in der ADAC TCR Germany tätig sein. Ob ich selbst wieder fahre, ist noch nicht sicher."
Wie sieht es mit Deinem Teamkollegen Luke Wankmüller aus?
Proczyk: "Der Luke wird auf jeden Fall unter meinen Fittichen bleiben. Ich persönlich würde ihn ganz gerne in einem Markenpokal sehen, z.B. im Porsche Carrera Cup. Aber auch da ist die Entscheidung von Opel wichtig. Wichtig ist, dass er eine Perspektive hat für die Zukunft. Wir haben verschiedene Optionen. Dass ich ihm weiterhelfen werde, im Rahmen meiner Möglichkeiten, ist klar. Ich lasse ihm natürlich die Option offen, bei uns zu fahren."
Dein Programm als Fahrer und Teamchef ist sehr umfangreich, bis wann steht fest, wo dein Team 2019 startet?
Proczyk: "Ich möchte schauen, dass wir es in diesem Jahr noch hinkriegen. Damit wir wissen, wohin die Reise geht. Aber ich bin schon lange im Motorsport. Erfahrungsgemäß zieht sich das dann wieder bis kurz vor die Saison (lacht). Für die Jahreszeit sind wir aber jetzt schon recht weit."
Im Vergleich zu Deinen Konkurrenten bist Du mit deinen 42 Jahren erfahrener. Musst Du mehr Sport treiben, um Dein Niveau zu halten?
Proczyk: "Nicht das Zeitenniveau! Aber ich muss schauen, dass ich nicht zunehme werde. Ich muss darauf achten, was ich esse. Wenn ich es da schleifen lasse, das merkt man schon. Aber egal, ob Motorsport oder nicht. Gute Ernährung und Sport sind nicht so schlecht für den Körper."
Der Motorsport hat einen großen Stellenwert in Deinem Leben. Gibt es sonst etwas, was Du zum Ausgleich machst oder was Dich begeistert?
Proczyk: "Sport finde ich generell gut, aber manchmal erschrecke ich mich auch. Ohne Motorsport wäre ich ein total unangenehmer Mensch (lacht). Nein, im Ernst. Mich begeistert natürlich auch meine Familie. Meine Frau, meine Kinder. Der Hund. Die Sachen schätze ich heute noch mehr als vor zehn Jahren. Das ist eine der wichtigsten Dinge im Leben, dass alles in sich harmoniert. Die Kunst ist, in der Früh aufzustehen und Spaß zu haben. Die Arbeit zu machen, die Spaß macht. Dann hat man automatisch Freude am Leben. Das versuche ich zu leben."
Wie lang dürfen sich die Motorsportfans denn noch über Harald Proczyk auf der Rennstrecke freuen?
Proczyk: "Ich bin im 20. Jahr in einer Serie gefahren, nochmal 20 Jahre werden es nicht werden. Ich fühle mich körperlich fit, ein bisschen was werde ich schon noch dranhängen."
Was macht die ADAC TCR Germany so spannend, dass du ausgerechnet in dieser Serie fahren willst?
Proczyk: "Weil es ehrlicher und schöner Tourenwagensport ist, mit Autos, mit denen man sich identifizieren kann. Ich glaube, dass das einen berechtigten Platz hat im Motorsport. Und weil der ADAC mit seiner Plattform GT Masters ein tolles Paket schnürt."
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