Es gibt einen todsicheren Hinweis dafür, dass die A1GP-Saison sich dem Ende neigt: die Fahrernamen in den Ergebnislisten gleichen nicht mehr jenen der vorangegangen Rennen. In Mexiko City fehlten gleich sieben Piloten: Jani, Murchison, Duval, Enge, Reindler, Hülkenberg und Kerr. Der Grund ist schnell erklärt: Ende März/Anfang April starten rund um den Motorsportglobus die verschiedensten Rennserien in die neue Saison. Entsprechend sind viele der etatmäßigen A1GP-Piloten durch Tests und Auftaktrennen verhindert. Enge fuhr in der FIA GT und Duval testete in der japanischen GT Serie, nur bei Jani und Murchison gab es gesundheitliche Gründe für die Absage.

Neu ist diese Situation nicht. Schon im letzten Jahr fehlten an den Schlusswochenenden einige Stammfahrer. Dann schlägt die Stunde der jungen Nachwuchsleute, sie erhalten die Chance, sich zu beweisen und für ein Cockpit im nächsten Jahr zu empfehlen. Das wird auch beim vorletzten Rennen in Shanghai nicht anders sein. Dann findet parallel der Große Preis von Bahrain statt und mit ihm der Saisonauftakt der GP2.

Ein Fahrer war in Mexiko, durfte aber trotzdem nicht ran. Stattdessen sah Robbie Kerr von der Boxenmauer, wie sein Ersatzmann Oliver Jarvis den Sack zumachte. Jarvis holte den ersten Sieg für Großbritannien in der A1GP-Saison 2007/08. Lange genug hat es gedauert, immerhin war Großbritannien in der Debütsaison ein regelmäßiger Sieganwärter. Ähnliches gilt für Frankreich, sogar verstärkt. Die Franzosen dominierten die letzte Saison und wurden klar Meister. In diesem Jahr fahren sie nur noch mit; von Dominanz ist nichts mehr zu sehen.

Deutschland ist nach wie vor auf Titelkurs., Foto: A1GP
Deutschland ist nach wie vor auf Titelkurs., Foto: A1GP

Dafür dominierte bislang das deutsche A1-Team. Auch hier gab es in Mexiko einen Wechsel: Der 17-jährige Christian Vietoris saß anstelle von Nico Hülkenberg im Auto. Da Vietoris schon einige Freitagstrainings für das deutsche Team absolviert hat, war seine Eingewöhnungsphase relativ kurz. Er musste sich also nicht allzu lange daran gewöhnen, statt in einem 140 PS Formel BMW in einem 520 PS starken A1-Boliden zu sitzen. Trotzdem gab es noch Anpassungsarbeiten für ihn. Vietoris erlebte zum ersten Mal ein komplettes Rennwochenende, musste viel längere Rennen als in der Formel BMW fahren und dabei sogar Boxenstopps absolvieren.

All das funktionierte einwandfrei. Im Training und Qualifying kam er auf Anhieb gut zurecht, war immer unter den Top-3 zu finden und fuhr im Qualifying sogar auf Platz 2. Alex Yoong war jedoch nicht zu schlagen. Er hat ein super Setup gefunden und war viel schneller als alle anderen. Das konnte man sehr schön in den Onboard-Aufnahmen erkennen. Das Auto lag sehr ruhig auf der unebenen Strecke und seine Zeiten waren konstant gut.

Christian Vietoris konnte seine gute Ausgangsposition leider im Sprintrennen nicht umsetzen. Schon nach wenigen hundert Metern war das Rennen für ihn vorbei. Er wurde unverschuldet in einen Crash zweier Rivalen verwickelt. Im Hauptrennen galt es also eine Aufholjagd zu starten, was ihm bravourös gelang - von ganz hinten ging es bis auf Platz 9 nach vorne. Diese Leistung ist besonders hoch einzuschätzen, weil andere Fahrer wie Bruno Junqueira nicht so weit nach vorne fahren könnten. Vietoris hatte alles im Griff, sein Rennüberblick war trotz der geringen Erfahrung klasse. Das Fehlen von Nico Hükenberg hat sich nicht ausgewirkt. Aus deutscher Sicht ist also weiter alles okay, auch weil Jonny Reid in Mexiko überhaupt nicht zurechtkam. Dabei wird sein Auto vom gleichen Supernova Team hergerichtet wie das der deutschen Truppe. Bislang waren Deutschland und Neuseeland deshalb immer ähnlich schnell. Aber nur ähnlich, denn beim nächsten Rennen in Shanghai kann Hülkenberg vorzeitig den Titel eintüten