Für Aprilia endete das MotoGP-Hauptrennen auf dem Autodromo Internacional do Algarve in Portimao mit einem Schock: In der letzten Runde hatte Maverick Vinales technische Probleme an seinem MotoGP-Bike, verlor den sicher geglaubten zweiten Platz an Enea Bastianini und kam kurz darauf in Kurve eins sogar zu Sturz. Die Grand-Prix-Punkteausbeute der Werksmannschaft aus Noale betrug damit lediglich acht Zähler, die Aleix Espargaro einfuhr. Wieder einmal haben sich die Italiener selbst um ein Spitzenresultat gebracht.

RS-GP: Probleme mit Ride-Height-Device und Getriebe

Das Problem an Vinales' Maschine im Portugal-Grand-Prix war das Getriebe. Nach dem Rennen offenbarte der Sprintsieger des Vortages, dass ihn die fehlerhaften Schaltvorgänge während der gesamten Renndistanz einschränkten.

In Portimao zeigte Maverick Vinales ein starkes Wochenende und kämpfte in beiden Rennen um den Sieg, Foto: LAT Images
In Portimao zeigte Maverick Vinales ein starkes Wochenende und kämpfte in beiden Rennen um den Sieg, Foto: LAT Images

"Ich hatte eine Menge Probleme den fünften und sechsten Gang einzulegen, das hat mir vielleicht eine Zehntelsekunde pro Runde gekostet", gestand der 29-Jährige nach dem Rennen. "Ich hätte wahrscheinlich um den Sieg kämpfen und Jorge [Martin, Anm.] attackieren können." Statt den Angriff auf den späteren Rennsieger Jorge Martin zu wagen, fand sich der Aprilia-Pilot aber im Kiesbett wieder. Vom Ausfall erhofft sich Vinales nun ein Signal an die Aprilia-Ingenieure.

"Ich möchte die Techniker bei Aprilia dazu ermutigen, die Zuverlässigkeit des Bikes zu verbessern. Das ist etwas, wo wir großen Rückstand haben. Ich hoffe, dass der Defekt jetzt ein Warnsignal ist. Wenn sich jetzt nach dem Getriebeschaden etwas ändert und wir uns dort verbessern können, dann bin ich glücklich damit." Ein derartiger Ausfall wie im vergangenen Rennen ist längst keine Seltenheit. Die Aprilia RS-GP gilt in der Königsklasse als das unzuverlässigste der MotoGP-Bikes. Immer wieder kosten technische Gebrechen den Aprilia-Piloten wertvolle WM-Punkte und die Chance auf Spitzenresultate.

Eines der großen Sorgenkinder ist das Ride-Height-Device, welches an der MotoGP-Rakete aus Noale immer wieder Probleme bereitet. So musste Vinales beispielsweise den Deutschland-Grand-Prix 2022 auf dem Sachsenring abbrechen, weil das System am Heck seines MotoGP-Bikes feststeckte. Beim USA-Grand-Prix der Vorsaison hatte Teamkollege Espargaro ähnliche Probleme und kam aufgrund dieser sogar zu Sturz. Bei keinem anderen Hersteller sorgen die neuartigen Systeme, welche die Fahrhöhe des Bikes während der Fahrt verändern, für so viele Beschwerden, wie bei Aprilia.

Nicht nur die Technik versagt bei Aprilia

In den letzten Jahren verhinderten aber längst nicht nur technische Defekte bessere Resultate und Meisterschaftsplatzierungen. Auch menschliche Fehler bremsten den Ducati-Verfolger in der jungen MotoGP-Vergangenheit immer wieder aus. Allein in der Espargaro-Box kam es in den letzten zwei Jahren gleich zu mehreren Pannen, die unnötiger nicht hätten sein können.

Während der Saison 2022 befand sich der 'Capitano', wie ihn das Team bezeichnet, lange Zeit im WM-Kampf gegen Fabio Quartararo und Francesco Bagnaia. Zum Auftakt der Asientour beim Japan-GP lag er auf Rang drei der Fahrerwertung mit 17 Zählern Rückstand auf die WM-Spitze. Wenige Momente vor dem Rennstart auf dem Twin Ring in Motegi unterlief seiner Crew dann allerdings ein folgenschwerer Fauxpas: Die Mechaniker deaktivierten den Benzinsparmodus, der für die Sighting-Lap eingestellt war, nicht. Der WM-Dritte rollte anschließend in der Warm-Up-Runde um die Strecke und wechselte das Motorrad an der Box, während die Konkurrenz planmäßig in den Grand Prix startete. Espargaro musste dem Feld hinterhereilen und beendete das Rennen auf Rang 16. In der Fahrerwertung verpasste er eine große Chance, Punkte auf Quartararo und Bagnaia gutzumachen.

Einen weiteren großen Aussetzer hatte sich Espargaro selbst nur wenige Monate zuvor bei seinem Heimspiel in Barcelona 2022 geleistet. Dort zeigte der erfahrenste MotoGP-Pilot zunächst eine starke Vorstellung, setzte sich im Duell gegen Jorge Martin durch und fuhr einem sicheren zweiten Platz entgegen. Nach der vorletzten Runde hielt Espargaro das Rennen allerdings schon für beendet, er begann zu jubeln und nahm das Tempo heraus. Seine Konkurrenten schossen an ihm vorbei, ehe der Routinier seinen Fehler bemerkte. Er kam daraufhin nur als Fünfter ins Ziel und verlor somit neun wichtige WM-Punkte.

Auch wenn während der MotoGP-Saison mit 21 Grand-Prix-Rennen und ebenso vielen Sprints reichlich Zähler zu vergeben sind, muss jeder Punktverlust und jeder Ausfall vermieden werden. Die Konkurrenz an der Spitze hat technische Ausfälle deutlich besser im Griff als Aprilia, was einen enormen Vorteil im WM-Kampf ausmacht.