Eine starke Rennpace auf abgenutzten Reifen bescherte Aleix Espargaro beim ersten MotoGP-Sprint der Saison 2024 in Katar nicht nur einen Podestplatz, sondern auch die Favoritenrolle für den Grand Prix am Sonntag. Ein vermutlich defekter Hinterreifen verhinderte dann zwar das Mitwirken des Aprilia-Piloten an der Front, aufgrund des angedeuteten Potenzials zeigte sich dieser aber trotzdem optimistisch für die restliche Saison. Zwei Wochen später in Portimao dann die Enttäuschung: Vorzeitiges Aus in Q1, anschließend jeweils nur Platz acht in Sprint und Grand Prix. Und all das, während Teamkollege Maverick Vinales den Sprint gewann. Was war da los?

"Ich war an diesem Wochenende einfach nicht schnell genug. Die Aprilia hat hier das gesamte Wochenende über gut funktioniert, das hat Maverick gezeigt. Aber ich bin nicht gut gefahren", bilanzierte Espargaro am Sonntag direkt nach dem Portimao Grand Prix. Im Hauptrennen war er einzig durch die späten Ausfälle von Marc Marquez, Francesco Bagnaia und seines Stallgefährten noch in die Top Ten nach vorne gespült worden. Dessen Rundenzeiten hatte der 34-jährige Routinier nie auch nur ansatzweise mitgehen können. Im Gegenteil: Über die Renndistanz von 25 Runden verlor Espargaro bis zu Vinales' Sturz zu Beginn der Schlussrunde fast 21 Sekunden auf ihn. Im Schnitt also knapp eine Sekunde pro Umlauf - eine herbe Klatsche für den vermeintlichen Teamleader.

Aleix Espargaro war in Portimao im MotoGP-Mittelfeld unterwegs, Foto: LAT Images
Aleix Espargaro war in Portimao im MotoGP-Mittelfeld unterwegs, Foto: LAT Images

Falscher Fahrstil: Portimao passt nicht zu Aleix Espargaro

"Diese Strecke passt nicht wirklich zu meinem Fahrstil. Ich bevorzuge Strecken wie Katar, Barcelona und Malaysia mit ihren fließenden Kurven. Hier hast du viele harte Bremszonen in Kurve eins, drei und fünf, es geht hoch und runter. Das ist nicht mein Stil, ich bin kein besonders aggresiver Fahrer", hatte Espargaro bereits am Samstag nach dem Sprint einen ersten Erklärungsversuch gewagt. Gleichzeitig wusste er schon da: "Das soll keine Ausrede sein, ich muss überall schnell sein. Hoffentlich kann ich hier mit heute Abend einiges von Maverick abschauen und lernen, dann sollte es morgen eine andere Geschichte werden. Ich kann nicht um den Sieg oder das Podium kämpfen, aber die Top Fünf sollten ein realitisches Ziel sein."

Mittlerweile wissen wir: Die Top Fünf waren für den dreifachen Grand-Prix-Sieger am Sonntag in Portimao nicht erreichbar, nicht einmal ansatzweise. Während Vinales erneut um den Sieg kämpfte, duellierte sich Espargaro über weite Strecken mit Fabio Quartararo, Marco Bezzecchi und Miguel Oliveira um Platz neun. Was machte der Mann mit der Startnummer 12 so viel besser als Espargaro? "Ich kann früher von der Bremse gehen und das Bike früher wieder beschleunigen", beschreibt der Aprilia-Kapitän. "Ich komme nicht in den Flow, fahre nicht gut. Ich brauche viel zu lange, um schnell zu werden. Ich kann das nicht umsetzen."

Außerdem kam gegenüber dem Sprint im Hauptrennen auch noch ein weiteres Problem hinzu. "Ich habe mich auf dem Hinterreifen nie wohlgefühlt, ich hatte keinen Grip", klagt Espargaro und zieht einen drastischen Vergleich zwischen Katar und Portimao: "Die eine Strecke ist Feuer und die andere Strecke wie Eis. Sie sind komplett verschieden. Ich muss verstehen, warum ich hier so stark zu kämpfen hatte."

Portimao passt nicht zu Aleix Espargaros Fahrstil, Foto: LAT Images
Portimao passt nicht zu Aleix Espargaros Fahrstil, Foto: LAT Images

Aleix Espargaro hofft: Aprilia-Potenzial 2024 wiederholt angedeutet

Die Folge des schwachen Portimao-Wochenendes: Espargaro rutschte in der Fahrer-Wertung von Platz sechs auf sieben ab, Superrookie Pedro Acosta zog vorbei. Wäre Vinales nicht mit einem Getriebeproblem zu Sturz gekommen, hätte auch dieser seinen Teamkollegen überholt. Speziell der Rückstand auf WM-Leader Jorge Martin bereitet aber Sorgen. Dieser droht mit 35 Punkten Vorsprung bereits nach dem zweiten Rennwochenende der Saison zu enteilen. Und auch in der Team-Weltmeisterschaft liegt Aprilia (44 Zähler) bereits ein gutes Stück hinter Ducati (76), Pramac (60) und KTM (58) zurück.

"Es tut mir wirklich für Maverick, Romano [Albesiano, Anm.] und alle im Aprilia-Team, was ihnen passiert ist. Sie sind ein unglaubliches Rennen gefahren. Aber das Wichtige ist, dass das Bike mit zwei unterschiedlichen Fahrern auf zwei Strecken wirklich sehr konkurrenzfähig war. Das ist positiv für Aprilia, für Maverick und für mich", schöpft Espargaro Hoffnung, beim nächsten MotoGP-Rennen wieder an der Spitze mitwirken zu können. Vom 12. bis 14. April gastiert die Königsklasse als nächstes in Austin zum Amerika Grand Prix. Dort wird sich zeigen, ob Espargaro der Befreiungssschlag gelingt.