Am Samstag verlor Brad Binder nach Zielüberfahrt einen sichergeglaubten Podestplatz, nachdem er in der letzten Runde am Ausgang von Turn 8 die Strecke verlassen und dafür eine Drei-Sekunden-Strafe bekommen hatte. Einen Tag später sah alles danach aus, als könnte der KTM-Pilot mit einem weiteren dritten Platz im Hauptrennen der Dutch TT Wiedergutmachung leisten, ehe es zu einem bitteren Deja-vu kam: Erneut kam Binder in der letzten Runde Ausgang von Turn 8 leicht vom Curb ab und berührte das Grün.

Wieder jubelte er über einen Podiumsplatz, der ihm wenige Sekunden nach Zielüberfahrt genommen wurde. Einziger Wehrmutstropfen: Diesmal wurde der Südafrikaner nur um eine Position zurückgestuft und erhielt keine Sekundenstrafe, welche ihn andernfalls auch noch hinter Jorge Martin auf Platz fünf hätte zurückfallen lassen. Dennoch überwog nach Rennende bei Binder natürlich der Frust. "Wir haben heute bis zur letzten Runde einen guten Job gemacht", analysierte er am Sonntagnachmittag in seiner Medienrunde.

Anschließend nahm er den erneuten Fauxpas auf seine Kappe: "Ich möchte vielmals beim Team entschuldigen, weil ich ihnen zwei Podien verwehrt habe. Sie haben tolle Arbeit geleistet und viel Einsatz gezeigt. Es tut mir leid, dass ich das vermasselt habe." Am Samstag hatte KTM noch Einspruch gegen die Entscheidung eingelegt, am Sonntag wurde darauf verzichtet. Binder akzeptierte die Strafe, er habe nichts anderes verdient: "Die Regeln sind klar. Ich fühle mich hirntot, den gleichen Fehler nochmal zu machen."

Während dem Rennen hatte der KTM-Pilot gar nicht mitbekommen, die Tracklimits wie schon im Sprint am Samstag verletzt zu haben. Im Gegenteil: Er wähnte sich diesmal eigentlich sicher - bis Aleix Espargaro, der den dritten Platz erbte, in der Auslaufrunde neben ihm auftauchte. "Ich habe nicht gemerkt, dass ich die Strecke verlassen habe. In Turn 1 hat Aleix dann auf das Grüne gezeigt", berichtet Binder, der dann schon ahnte, was passiert war: "Auf dem TV-Screen habe ich es dann gesehen und mich gefragt: 'Wie habe ich das schon wieder geschafft?'. Es waren vielleicht ein paar Millimeter, aber so ist es nunmal."

Brad Binder von Strafe überrascht: Nix mitbekommen (06:24 Min.)

Aleix Espargaro jubelt: Brad Binder in einen Fehler getrieben

Für Espargaro war es zeitgleich das erste Podium in dieser Saison. Der letztjährige WM-Anwärter in Aprilia-Diensten zeigte am Sonntag trotz eines in der Startphase nach Kontakt mit Luca Marini stark beschädigten rechten Flügels eine beachtliche Pace. Zur Rennhälfte war der Katalane eigentlich schon 1,5 Sekunden hinter das Führungstrio um Binder, Marco Bezzecchi und Francesco Bagnaia zurückgefallen, schloss aber nochmal auf. In den letzten Runden war er am Hinterrad der KTM RC16 angelangt und hatte die Rückkehr auf das MotoGP-Podest vor Augen.

"Ich war eigentlich nicht in der Lage, ihn zu überholen", verriet Espargaro in der offiziellen MotoGP-Pressekonferenz am Sonntagabend. Zu stark beeinträchtigt war die Performance seiner RS-GP durch das kaputte Flügelelement. Dennoch will der 33-jährige Routinier nicht von Glück sprechen, durch die Strafe noch an Binder vorbeigekommen zu sein: "Es war mein Plan, so nah wie möglich hinter ihm zu bleiben und ihn über das Limit zu pushen. Das ist passiert, er hat einen Fehler gemacht. Ich habe gleich gesehen, dass er auf dem Grünen war. Deswegen habe ich in der letzten Kurve auch kein Manöver mehr gestartet."

Aleix Espargaro kam auf der Strecke nicht an Brad Binder vorbei, Foto: LAT Images
Aleix Espargaro kam auf der Strecke nicht an Brad Binder vorbei, Foto: LAT Images

Brad Binder zieht positives Fazit: KTM überall schnell

Während Espargaro in Assen mit den Plätzen drei und vier sein bestes Wochenende der bisherigen Saison erlebte, verlor Binder beim letzten Rennen vor der Sommerpause wertvollen Boden im WM-Kampf. Zu Leader Bagnaia fehlen mittlerweile 80 Punkte. Trotzdem blickt er positiv auf den ersten Saisonabschnitt zurück: "Wir waren bei jedem Rennen schnell. Wenn ich es nicht war, dann Jack [Miller, Anm.]. Wir waren auf fast auf jeder Strecke auf dem Podium. Das gibt uns Zuversicht. Dieses Wochenende hatte ich das beste Bike der gesamten Saison. Ich hatte bisher immer mit dem Stoppen und einer blockierenden Front zu kämpfen. Da haben die Jungs etwas gefunden, das mir geholfen hat. Das war ein Game-Changer. Auf anderen Strecken wird das einen großen Unterschied machen. Ich bin gespannt, was die zweite Saisonhälfte für uns bereithält."