Franco Morbidelli ist eine der Schlüsselfiguren der sich anbahnenden Silly Season der MotoGP-Saison 2023. Der Vertrag des Italieners bei Yamaha läuft Ende des Jahres aus und somit könnte ein Werksplatz frei werden. Morbidelli kam 2022 mit der M1 überhaupt nicht zurecht und fuhr nur hinterher. 2023 hingegen zeigte er sich bisher stärker, das ist auch Team-Direktor Massimo Meregalli aufgefallen: "Franco hat während des letzten Jahrs viel gearbeitet, um sich an unser Bike anzupassen. Dieses Jahr ist er besser als im letzten."

Dennoch hat der Italiener auch keine Bäume ausgerissen, was aber auch am aktuell schwachen Paket der Japaner liegt. Yamaha sieht sich nach Alternativen um, doch eine Entscheidung ist noch nicht gefallen: "Wir haben ein paar Fahrer im Kopf und Franco ist einer von diesen. Aber ich muss euch noch bitten zu warten." Meregalli versicherte aber, dass in der Sommerpause eine Entscheidung gefällt werde. Mit dem Deutschland GP an diesem Wochenende und der Dutch TT in Assen eine Woche später stehen noch zwei Rennen davor an. Aber auch danach hat Yamaha noch Zeit, denn es stehen satte sechs Wochen Pause bis Silverstone (4. bis 6. August) an.

MotoGP-Transfermarkt: Martin zu Yamaha, Bezzecchi zu Pramac?

Die heißeste Spur zu einer Alternative für Morbidelli führt zu Pramac-Pilot Jorge Martin. Dieser ließ sich am Donnerstag aber nicht in die Karten sehen: "Mein Manager arbeitet daran, aber ich konzentriere mich einfach auf das Fahren." Prinzipiell fühle er sich bei Pramac wohl, so der Spanier. Sollte dieser Wechsel aber trotzdem stattfinden, so könnte allem Anschein nach ein Ringtausch im Raum stehen. Marco Bezzecchi von VR46 wäre angesichts seiner Leistungen der logische Kandidat, um von der Vorjahres-Ducati auf die werksunterstützte Pramac-Maschine aufzusteigen. Seinen Platz bei VR46 könnte dann wiederrum Morbidelli einnehmen.

Bezzecchi selbst würde aber lieber bei seinem aktuellen Team verbleiben: "Ich bin glücklich über das Interesse von Pramac. Mein Plan wäre es aber lieber, mit diesem Team weiterzumachen, aber hoffentlich mit Werksunterstützung. Einem Wechsel zu einem anderen Satellitenteam ziehe ich meinen Verbleib hier vor." Sein Teammanager Pablo Nieto würde ihn auch gerne behalten: "Wir sind sehr zufrieden mit unseren Fahrern. Beide leisten sehr gute Arbeit. Wir wollen sie halten und weiter mit ihnen arbeiten. Kontinuität ist in unserem Projekt sehr wichtig, es ist ja erst vor zwei Jahren gestartet."

Jorge Martin (l.) zu Yamaha und Marco Bezzecchi (m.) neuer Teamkollege von Johann Zarco (r.)?, Foto: LAT Images
Jorge Martin (l.) zu Yamaha und Marco Bezzecchi (m.) neuer Teamkollege von Johann Zarco (r.)?, Foto: LAT Images

Morbidellis Trumpfkarte: Teil der VR46-Academy

Dennoch braucht VR46 eine Alternative für einen neuen Teamkollegen von Luca Marini, falls Bezzecchi doch gehen sollte. Teamdirektor Uccio Salucci ließ in schon in Mugello aufhorchen, als er Morbidelli eine Tür öffnete. Eine Woche später am Sachenring war auch Nieto voll des Lobes für den Vizemeister von 2020 und betonte auch einen weiteren wichtigen Faktor: "Franky ist ein sehr schneller Fahrer. Er hat in der Vergangenheit fantastische Rennen gezeigt und ist Teil der Academy, das ist sehr wichtig."

Morbidelli ist der einzige Nicht-Ducati-Fahrer unter dem Schirm der VR46-Academy, welcher neben den VR46-Fahrern auch Weltmeister Francesco Bagnaia angehört. Nicht zufällig verwies Morbidelli selbst auf die Academy, als er nach den Wechselgerüchten gefragt wurde: "Wenn ihr mehr Infos wollt, dann könnt ihr mit Gianluca Falcioni von VR46 sprechen. Er ist immer auf dem neuesten Stand in dieser Sache. Er hat sich während meiner ganzen Karriere darum gekümmert. Ich bin mehr der Experte für Reifen, Motorräder und Rundenzeiten."

Morbidellis Plan B scheint zu stehen, aber Plan A bleibt Yamaha

Nieto ließ durchklingen, dass Morbidelli wohl im Fall der Fälle der Bezzecchi-Ersatz werden würde: "Unser Plan ist es, mit unseren Fahrern weiterzumachen, aber es ist richtig, dass wir Franco gerne haben würden. Franco könnte in unserem Team und auf unserem Bike einen guten Job machen. Er ist eine weitere Option, aber im Moment arbeiten wir weiter an unserer Idee. Dennoch ist es wahr, dass wir über Franco nachdenken." Für Morbidelli selbst scheint das aber offenbar nichts neues zu sein: "Wir hatten für die MotoGP immer einen Plan B oder C. Natürlich ist es schön zu wissen, dass andere Teams mit gerne an Bord hätten."

Franco Morbidellis Zukunft liegt in Yamahas Händen, er will bleiben, Foto: MotoGP.com
Franco Morbidellis Zukunft liegt in Yamahas Händen, er will bleiben, Foto: MotoGP.com

Zuletzt hatte Morbidelli mit kryptischen Aussagen für Fragezeichen gesorgt, doch am Sachenring stellte er nun klar, dass sein Plan A immer noch derselbe ist: "Ich fokussiere mich im Moment auf Yamaha. Das ist mein Team und das ist auch das Team, mit denen ich gerne Rennen gewinnen würde." Der Ball liegt also bei Yamaha. Es gibt drei Fahrer, die mit ihrem Verbleib bei ihrem aktuellen Team offenbar kein Problem hätten. Und dennoch könnten die Japaner eine Wechselwelle ins Rollen bringen, falls sie mit Morbidelli nicht mehr weitermachen wollen.