Marco Bezzecchi ist bisher der große Aufsteiger der MotoGP-Saison 2023. Der VR46-Pilot schwang sich in den ersten Rennen zum Herausforderer von Freund und Titelverteidiger Francesco Bagnaia auf. Auch bei den Ducati-Festspielen im Heimrennen von Mugello war dieses Duell zunächst zu sehen. Im Sprint siegte Bagnaia, Bezzecchi wurde Zweiter. Die beiden führten einen Fünffachsieg für Ducati an. Einen Tag später änderte sich das Bild: Während Bagnaia und weitere Ducati-Kollegen einen Vierfachtriumph herausfuhren, war 'Bezz' plötzlich im Nirgendwo. Nur Dank der Ausfälle der Marquez-Brüder sammelte er letztlich noch acht Punkte für Platz acht.

Dem zweifachen Saisonsieger war die Heimpleite sehr früh klar: "Es war nicht wie im Training und im Sprint. Wir müssen das überprüfen, aber schon nach Kurve 2 habe ich mich sehr schlecht gefühlt. Von da an habe ich bereits verstanden, dass mein Rennen sehr schwierig werden wird. Leider hatte ich überhaupt kein Gefühl für das Bike." Der Italiener konnte auch die Problemzone verorten: "Das Gefühl für die Front war das Problem. Ich habe den Vorderreifen viele Male verloren. Ich konnte mich keinem Fahrer annähern, denn dann konnte ich nicht mehr bremsen."

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Bezzecchi rätselt: "Haben das Bike nicht angerührt!"

Der 24-Jährige war nach dem Rennen komplett ratlos, denn eine Erklärung für den plötzlichen Formabfall gibt es nicht: "Es ist sehr merkwürdig, denn wir haben das Bike [seit dem Sprint, Anm. d. Red.] nicht angerührt und haben nichts verändert. Trotzdem hatten wir solche Probleme." Auch die Reifenwahl konnte er ausschließen: "Heute Morgen war ich auf dem Medium erster. Gestern war ich auf dem Medium sehr schnell." Tatsächlich hatte er im Warm Up noch die Bestzeit aufgestellt. Die äußeren Bedingungen änderten sich von da an zum Rennen kaum, im Gegensatz zum Sprint wo es kurz zu Regentropfen kam.

"Ich weiß es einfach nicht", lautet der ernüchternde Kenntnisstand nach dem Rennen. Bezzecchi kann nur hoffen, dass er in der Analyse mit seinen Ingenieuren etwas findet oder dass das Phänomen einfach nicht mehr auftritt. Sein Heim-GP wurde vom Freudenfest zur Frustveranstaltung: "Sobald ich mich jemandem annäherte, ging ich immer weit. Das ganze Rennen war ein einziger Kampf." Andererseits ließ er sich die zuvor gezeigten Leistungen auch nicht nehmen: "Insgesamt war es aber positiv, denn bis zum Rennen war ich sehr schnell."

Im WM-Kampf könnte Mugello sinnbildlich gewesen sein. Francesco Bagnaia fuhr seinem bisher engsten Konkurrenten davon. Trotz zwei Stürzen und einer Kollision, welche in drei Nullnummern in den Hauptrennen resultierten, führt der Turiner nun in der Weltmeisterschaft mit 21 Punkten vor Bezzecchi. Kann sich der Verfolger vom Kumpel aus der VR46-Academy etwas abschauen? Auch hier wiegelt Bezzecchi ab: "Ich habe Pecco [Bagnaia, Anm. d. Red.] im Rennen nie gesehen. Ich weiß nicht, was er anders macht. In den Daten sahen wir sehr ähnlich aus. Er hat ein paar Stärken, aber nichts Weltbewegendes." Die gute Nachricht für den VR46-Piloten ist: Am nächsten Wochenende am Sachsenring kann er den Rückschlag bereits wieder vergessen machen.