Nach seinem Sieg im Vorjahr startete Francesco Bagnaia als klarer Top-Favorit in sein MotoGP-Heimwochenende in Italien. Dieser Rolle wurde der amtierende Weltmeister auf beeindruckende Art und Weise gerecht. Pole Position, Sieg im Sprint und schließlich auch Sieg im Grand Prix inklusive schnellster Rennrunde in beiden Rennen - besser hätte das Wochenende für den Ducati-Star nicht verlaufen können.

Mit dem 'Grand Slam' [für Pole Position, Rennsieg und schnellste Runde, Anm.] im Gepäck meldete sich Bagnaia gleichzeitig auch auf beeindruckende Art und Weise vom enttäuschenden Frankreich-GP zurück, den er nach einer Kollision mit Maverick Vinales im Kiesbett beendet hatte. Weil VR46-Academy-Kollege und WM-Rivale Marco Bezzecchi am Sonntag in Mugello zeitgleich ein schwaches Rennen erlebte, hat der amtierende Weltmeister nun auch wieder völlige Kontrolle über die Fahrer-WM: Nach sechs Rennwochenenden liegt er 21 Punkte vor Bezzecchi.

"Das war mit Sicherheit das beste Wochenende meiner Saison, ich bin sehr glücklich", freute sich Bagnaia am Sonntagnachmittag. "Mein Team hat einen tollen Job gemacht - sowohl zuhause als auch hier an der Strecke. Wir haben uns perfekt vorbereitet." Ein besonderer Dank ging dabei an seine Physiotherapeuten, hatte sich der Italiener beim Sturz in Le Mans doch eine Fraktur im Sprungbein zugezogen. Abseits des Motorrades konnte sich Bagnaia das gesamte Wochenende nur mithilfe einer Krücke fortbewegen: "Sie haben mich ausgezeichnet betreut und fit gemacht."

Bagnaia: Startphase entscheidend für Rennsieg

Wirklich in Gefahr schien Bagnaias Sieg am Sonntag nur in der Startphase. Ex-Teamkollege Jack Miller nutzte die KTM-Power und schoss von Platz vier kurzzeitig in Führung. Bagnaia positionierte sich in Turn 1 auf der Außenbahn und konterte anschließend in Turn 2 sofort wieder. Ein entscheidender Moment für den restlichen Rennverlauf: "Ich wollte pushen und eine Lücke öffnen, weil ich wusste, dass viele Fahrer [u.a. Jorge Martin, Miller und die Marquez-Brüder, Anm.] auf Soft unterwegs waren."

Der Ducati-Pilot selbst hatte sich aufgrund der hohen Temperaturen für den Medium-Hinterreifen entschieden und wollte so bezwecken, dass seine Konkurrenten ihre Reifen nicht schonen konnten. Eine Taktik, die aufging: "Es war nicht leicht, weil auch Jorge gepusht hat. Aber ich habe versucht, meinen Vorsprung zu verwalten. Vielleicht habe ich meinen Hinterreifen für den Schluss etwas zu hart rangenommen, aber das war der beste Weg. Der Medium hatte heute eine längere Lebensdauer als der Soft, deshalb war es die richtige Strategie."

Francesco Bagnaia bejubelt seinen Heimsieg, Foto: LAT Images
Francesco Bagnaia bejubelt seinen Heimsieg, Foto: LAT Images

Großer Dank an die Fans: Das Mugello der Vergangenheit!

Mit 1,067 Sekunden Vorsprung auf Martin überquerte Bagnaia letztlich die Ziellinie - sehr zur Freude der italienischen Fans. Rund 78.000 Menschen waren am Sonntag in Mugello zu Gast. "Ich möchte mich bei ihnen bedanken, das war unglaublich. Es fühlte sich an wie das alte Mugello", fand der Ducati-Star lobende Worte. In der Vergangenheit war die Rennstrecke in der Toskana eine Hochburg der Valentino-Rossi-Fans und für eine sensationelle Stimmung bekannt. Nach dem Rücktritt der MotoGP-Legende erlebte Mugello im Vorjahr aber einen Zuschauer-Einbruch.

Jetzt scheinen die italienischen Fans in Bagnaia einen neuen Helden gefunden zu haben. Sich für die Unterstützung mit einem perfekten Wochenende bedanken zu können, erfüllte Bagnaia mit großem Stolz: "Ich verspüre viel Freude. Wenn ich zuhause fahre, bin ich auf einer Mission. Ich will ihnen etwas zurückgeben. Das geht mit Resultaten am besten. Heute habe ich meine Mission erfüllt. Es war sehr wichtig für mich, das dieses Wochenende zu schaffen."