Was war das für eine bärenstarke Testsaison von Jonas Folger! Von Tag eins in Sepang weg fühlte sich der Tech3-Pilot auf der MotoGP-Maschine pudelwohl, vor allem auf Phillip Island und nun auch in Katar zeigte er groß auf. Nach drei Tagen am Schauplatz des Saisonauftakts lag Folger mit weniger als einer halben Sekunde Rückstand auf Überflieger Maverick Vinales auf Rang acht und somit vor Piloten wie Weltmeister Marc Marquez und Andrea Iannone.

Viel wichtiger als diese eine schnelle Runde war für den einzigen Deutschen im MotoGP-Feld aber die Möglichkeit, am Sonntag in Katar einen Longrun von 22 Runden abzuspulen - exakt eine Renndistanz am Losail International Circuit. Folgers Zeiten pendelten nach einer langsameren Runde zu Beginn stets zwischen 1:55.7 und 1:56.2, fielen also überaus konstant aus. "Es waren ein paar richtig schnelle Runden dabei, die Pace hat in jeder Phase der Rennsimulation gestimmt", freute sich Folger.

Folger und Crewchief Nicolas Gouyon haben sich bereits eingespielt, Foto: Tech3
Folger und Crewchief Nicolas Gouyon haben sich bereits eingespielt, Foto: Tech3

Rennsimulation als Lehrstunde für Folger

Den Wert einer solch gelungenen Simulation vor dem ersten Rennwochenende in der MotoGP kann man gar nicht hoch genug einschätzen. "Ich habe heute ein paar komplett neue Erfahrungen gemacht und somit eine viel klarere Vorstellung von dem, was mich im Grand Prix erwartet", bestätigt Folger. Ein Rennen in der MotoGP-Klasse ist für den Fahrer nämlich um ein vielfaches komplexer als ein Grand Prix in Folgers bisheriger Klasse Moto2.

Vor allem im Bereich der Elektronik gibt es über eine Renndistanz viel Arbeit zu erledigen. Je nach Füllstand des Treibstofftanks und Zustand der Reifen muss zwischen unterschiedlichen Mappings, also Elektronikpaketen die etwa die Leistungsabgabe steuern, gewechselt werden. "Die habe ich heute alle durchgeschalten und es hat alles so funktioniert, wie ich mir das vorgestellt habe", stellte Folger zufrieden fest.

Mit dem Wissen, sowohl über eine Runde als auch über eine gesamte Renndistanz schnell sein zu können, reiste Folger mit einer großen Portion Selbstbewusstsein aus Katar ab: "Ich bin hochzufrieden. Der Test hier hat noch einmal eine Menge positiver Aufschlüsse gebracht. Unser Programm war über die drei Tage sehr straff, wir haben aber alle Punkte abgehakt und unsere Ziele in jeder Hinsicht erreicht. Das gilt aber nicht für die Tests hier, sondern für die gesamten Wintermonate. Wir können beruhigt in die kurze Pause bis zum Saisonstart gehen."

In knapp zwei Wochen startet Folger in Katar sein erstes MotoGP-Rennen, Foto: Tech3
In knapp zwei Wochen startet Folger in Katar sein erstes MotoGP-Rennen, Foto: Tech3

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Jonas Folgers Leistungen bei den Wintertests waren hervorragend. Keiner seiner durchwegs stark einzuschätzenden Rookie-Kollegen Alex Rins, Sam Lowes und Johann Zarco kam an seine Performance heran. Vor allem, dass er mit Zarco den Moto2-Weltmeister der letzten beiden Jahre auf demselben Motorrad deutlich im Griff hatte, spricht für Folger. Besonders erfreulich: Neben starker Pace zeigte Folger auch große Sicherheit auf der MotoGP-Yamaha, Stürze waren die absolute Ausnahme. Kann der Bayer seine Form aus den neun Testtagen auch nur einigermaßen in die Rennsaison mitnehmen, dürfen sich die deutschen Motorradfans berechtigte Hoffnungen machen, dass Folger die Schwankungen der letzten Jahre hinter sich gelassen hat und im Geschäft der ganz Großen angekommen ist. (Markus Zörweg)