In zwei Wochen ist das erste Rennen der MotoGP-Saison 2017 schon Geschichte. Für KTM wird es die erste richtige Bewährungsprobe. Der Einstieg in die Königsklasse des Motorradsports ist für die erfolgsverwöhnte Truppe aus Österreich eine gewaltige Herausforderung, daran ändern auch rund anderthalb Jahre intensive Testfahrten nichts. Vor dem großen MotoGP-Debüt überprüft Motorsport-Magazin.com, wie gut vorbereitet KTM in das große Abenteuer startet:

So schlug sich KTM auf den vier Teststrecken

Im Herbst 2015 war die KTM RC16 erstmals auf einer Rennstrecke im Einsatz, Alex Hofmann bestritt damals das Rollout in Spielberg. Anschließend testete das Team in Aragon, Jerez, Valencia, Mugello, Misano und Brünn, ehe man beim von Ducati organisierten Privattest im vergangenen Sommer erstmals zusammen mit der Konkurrenz unterwegs war. Der erste offizielle Test folgte aber erst im November 2016, als Pol Espargaro und Bradley Smith in Valencia erstmals auf der RC16 Platz nahmen.

KTM MotoGP Launch 2017: (04:35 Min.)

Damals war Espargaro der stärkere der beiden KTM-Piloten, verlor 1,878 Sekunden auf die Bestzeit von Maverick Vinales. Bei den Sepang-Tests waren die KTM-Jungs exakt gleich schnell, büßten jeweils 1,970 Sekunden ein. Auf Phillip Island hatte Espargaro mit 1,308 Rückstand erneut die Nase vorne, ehe Smith in Katar mit 2,021 Sekunden Verspätung im teaminternen Duell zurückschlug. Die Konkurrenzfähigkeit KTMs alleine an den in Sekunden gemessenen Rückständen festzumachen, ergibt bei Rundenzeitenunterschieden von über einer halben Minute zwischen Phillip Island und Sepang aber wenig Sinn.

PositionFahrerZeitRückstand
Valencia
17Espargaro1:31.8531.878
20Smith1:32.5382.563
Sepang
21Espargaro2:01.3381.970
22Smith2:01.3381.970
Phillip Island
17Espargaro1:29.8571.308
19Smith1:29.9781.429
Doha
21Smith1:56.3512.021
22Espargaro1:56.4712.141

Setzt man die Rückstände daher ins Verhältnis zur Rundenzeit, ergibt sich folgende Performance für den jeweils besten KTM-Piloten. 2,11 Prozent der besten Rundenzeit verlor man in Valencia, 1,65 in Sepang, 1,49 auf Phillip Island und 1,77 in Doha. Von Valencia bis Phillip Island ging es für KTM also ständig bergauf, in Katar verlor man wieder etwas an Boden. Das ist aber sicherlich auch der Charakteristik der jeweiligen Strecken geschuldet. Der schnelle und flüssige Kurs auf Phillip Island etwa kommt der RC16 entgegen, der Losail International Circuit in Katar mit harten Brems- und Beschleunigungszonen eher weniger. "Das ist sicherlich die für uns schwierigste Strecke bisher", stellte Espargaro nach drei Testtagen in Katar fest.

Diese Schwächen orten die KTM-Piloten

In zwei Bereichen ist KTM mit der RC16 schon ganz vorne dabei: Beim Anbremsen und was die Leistung des V4-Triebwerks betrifft. Während sich etwa Espargaro mit der Bremsperformance zufrieden zeigt - "das ist wirklich okay" - können er und Teamkollege Smith die Power des Motors noch nicht richtig nutzen. Das Problem: Mangelnde Traktion. "Da müssen wir noch an der Elektronik arbeiten und die Mappings anpassen", weiß Espargaro.

Pol Espargaro sieht noch Arbeit für sich und KTM, Foto: KTM
Pol Espargaro sieht noch Arbeit für sich und KTM, Foto: KTM

Doch nicht nur beim Herausbeschleunigen, sondern auch mitten in den Kurven verlieren die KTM-Piloten noch Zeit, wie Espargaro verrät: "Da fehlt uns noch etwas im Vergleich mit der Konkurrenz." Hier scheint der mutige Weg, den KTM mit dem Stahlrohrrahmen und den vom Subunternehmen WP entwickelten Dämpfen eingeschlagen hat, aktuell noch nicht zum Erfolg zu führen. Eine Tatsache, die bei einem derart außergewöhnlichen MotoGP-Bike aber durchaus zu erwarten war und auch sehr schnell ins Gegenteil umschlagen kann.

Die Standfestigkeit der KTM RC16

Jetzt schon vorbildlich ist die Zuverlässigkeit der MotoGP-KTM. Während 2015 etwa den Neueinsteigern von Suzuki und Aprilia reihenweise die Triebwerke um die Ohren flogen, hatte man bei KTM trotz im Vergleich deutlich besserer Motorleistung keinen einzigen Defekt in diesem Bereich zu beklagen. Kleine Defekte wie der bittere Sensordefekt bei Mika Kallios Wildcard-Einsatz in Valencia, der das Rennen für ihn vorzeitig beendete, gehören dazu. Ernsthafte Sorgen um die Standfestigkeit der RC16 muss man sich aber wohl nicht machen, mit Laufleistungen von 2563 Kilometern für Smith und 2439 für Espargaro bei den drei Wintertests liegen die KTMs im Mittelfeld.