"Ich habe viel von meinem Geld für Alkohol, Weiber und schnelle Autos ausgegeben... Den Rest habe ich einfach verprasst." Der Fußballer George Best war ein Lebemann, wie er im Buche steht, und wenn sie auch zu den Menschen gehören, die ihre Zigarre mit 100-Euro-Scheinen anstecken, dann sollten sie vielleicht einen Abstecher in die MotoGP machen. Dort wird zwar ständig über Geldmangel geklagt, teilweise wird der schnöde Mammon aber auch einfach sinnlos verbrannt. Das Motorsport-Magazin hat sich die fünf besten Beispiele dafür herausgesucht, wie die Verantwortlichen in der Zweirad-Königsklasse nicht besonders gut mit Geld umgegangen sind.

1. Valentino Rossi bei Ducati

Rossi bei Ducati - keine Erfolgsstory, Foto: Milagro
Rossi bei Ducati - keine Erfolgsstory, Foto: Milagro

Genaue Zahlen sind nicht zu bekommen, aber zwischen 10 und 15 Millionen Euro soll Ducati pro Saison an Valentino Rossi überwiesen haben, damit er die Desmosedici über die Grand-Prix-Strecken dieser Welt fährt. Dazu wurden noch Unsummen in die Weiterentwicklung der Maschine gesteckt, immerhin musste der neunfache Weltmeister ja auf konkurrenzfähigem Material sitzen. Das tat er aber zwei Jahre lang nicht, was bedeutet, die Millionen wurden aus dem Fenster geschleudert, um einem Superstar dabei zuzusehen, wie er recht unsuper unterwegs ist. Drei Podestplätze in zwei Saisons, eine derartige Durststrecke hatte Rossi noch nie erlebt. Selbst in seiner ersten Saison bei den 125ern hatte er wenigstens einen Sieg geholt. Hier noch eine Gegenüberstellung: bei seinem ersten Ducati-Rennen in Katar 2011 wurde Rossi Siebter, bei seinem letzten Ducati-Trockenrennen in Australien 2012 wurde er Siebter. Die Millionen, die dazwischen aus dem Fenster flatterten, schienen also nicht so gut angelegt gewesen zu sein.

2. Reifenkrieg mit Michelin

Besonders effizient arbeitete Michelin nicht, Foto: adrivo Sportpresse
Besonders effizient arbeitete Michelin nicht, Foto: adrivo Sportpresse

Nur ein sehr schräger Mensch würde sagen, etwas Wettbewerbsverzerrendes, das noch dazu viel Geld kostet, sei eine gute Sache für den Rennsport. Michelin hat es dennoch einige Jahre genau so gemacht. Schließlich war man als einer der großen Reifenlieferanten der MotoGP anscheinend nicht in der Lage, schon vor einem Rennwochenende Reifen zu fertigen, die ihre Starpiloten zum Sieg führen können. Also wurde bei den Europa-Rennen direkt nach dem Qualifying noch der passende Gummi gefertigt und über Nacht an die jeweiligen Rennstrecken gekarrt, damit die Chancen steigen. Das bedeutete also, Extra-Arbeitszeit, einiges an zusätzlicher Logistik und damit erhebliche Mehrkosten. Das machte Michelin anscheinend so viel Spaß, dass sie keine Lust hatten, ein Angebot als Einheits-Reifenhersteller abzugeben. Schließlich müsste man dann ja alle gleich behandeln. Bridgestone war da besser vorbereitet. Da die Japaner ihre Reifen ohnehin immer aus Japan nach Europa liefern mussten, hatten sie schon alles Nötige für ein Wochenende im Gepäck. Kam sicher billiger.

3. Motorrad-Leasing

Teuer und nicht für immer, Foto: Milagro
Teuer und nicht für immer, Foto: Milagro

Was würden Sie davon halten, wenn Sie um die 2,5 bis 3 Millionen Euro für ein Motorrad ausgeben und es dann nach einem Jahr wieder zurückgeben müssen? Freude sähe wohl ziemlich sicher anders aus. In der MotoGP ist das mit dem Leasing der Prototypen ein sich jährlich wiederholendes Ereignis. Die Satelliten-Teams zahlen viel Geld, um ihre Satelliten-Maschinen zu erhalten, am Ende der Saison dürfen sie sie dann wieder hergeben, schließlich kann man für ein paar Millionen Euro nicht erwarten, ein Motorrad einfach so behalten zu dürfen. Und was machen die Hersteller damit. Um ja sicherzugehen, dass auch niemand an die technischen Geheimnisse der Zweiräder kommt, werden sie bis auf ein paar Ausnahmen - etwa die Weltmeister-Maschinen - verschrottet. Schließlich kostet so ein Motorrad ja nichts. Wem dabei das Herz blutet, der sollte sich vielleicht doch eher den CRTs zuwenden. Diese Teams können ihre Motorräder behalten, was natürlich bei weitem nicht diesen dekadenten Anstrich hat...

4. Unterbrochene USA-Reisen

USA-Reisen sind kein Schnäppchen, Foto: Repsol Honda
USA-Reisen sind kein Schnäppchen, Foto: Repsol Honda

Der MotoGP-Saisonplaner war anscheinend nie Logistiker. Ansonsten lässt es sich nur schwer erklären, wieso zwei Rennen in Nordamerika nicht direkt hintereinander gefahren werden, wenn sie schon zur gleichen Zeit des Jahres anstehen. 2010 und 2011 hatten die Planer der Dorna jedenfalls die glorreiche Idee, den Tschechien GP zwischen die Wochenenden in Laguna Seca und Indianapolis zu zwängen. Natürlich lag da auch die Sommerpause dazwischen, trotzdem wäre es für keines der Teams notwendig gewesen, das gesamte Material zurück nach Europa zu karren, wäre der Tschechien-Besuch nicht dazwischengekommen. Logistik ist einer der größten Kostentreiber im Motorsport, schließlich ist über das Jahr viel zu transportieren. Wie viel einfacher hätten es die Teams, würden so logische Dinge wie zwei USA-Aufenthalte knapp hintereinander doch auch wirklich im Kalender direkt aufeinander folgen. Dass so etwas logisch ist, haben die Verantwortlichen mittlerweile wohl auch gemerkt. 2012 und auch 2013 waren und sind Laguna Seca und Indy direkt hintereinander im Kalender. Spannend ist dafür, dass es dieses Jahr von Katar direkt nach Austin, Texas geht; auch der nächste Weg.

5. Lorenzo von Rockstar zu Monster

Valentino Rossi wirbt für Monster, Foto: Monster Energy
Valentino Rossi wirbt für Monster, Foto: Monster Energy

Jorge Lorenzo mag zwar fahrerisch als die Nummer 1 bei Yamaha in die kommende Saison gehen, wer aber das wahre Marketing-Zugpferd im Team ist, durfte er rasch merken. Erst im Jahr 2012 hatte er eine Vertragsverlängerung mit dem Energy-Drink-Hersteller Rockstar unterzeichnet, der ihn persönlich sponserte, aber dann kam Valentino Rossi zu Yamaha zurück. Der Italiener hat Energy-Drink-Größe Monster als persönlichen Sponsor und der wollte gleich das gesamte Werksteam unterstützen. Das hieß natürlich, Lorenzo konnte nicht bei Rockstar bleiben. Was wurde also getan? Für eine kolportierte Million Euro wurde der Spanier aus dem Vertrag herausgekauft, damit Monster ihm das eigene Sponsorengeld zustecken kann. Denn neben dem Yamaha-Werksteam und Rossi ist der Energy-Drink-Hersteller nun auch noch persönlicher Unterstützer des Spaniers. Wir rekapitulieren: Lorenzo hat einen neuen Vertrag mit Rockstar, Rossi kommt, Lorenzo muss aus seinem Vertrag mit Rockstar raus gekauft werden, damit er einen neuen Vertrag mit Monster unterschreiben kann. Manche Unternehmen haben anscheinend doch zu viel Geld.

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