Jaime Alguersuari wurde voriges Jahr ins kalte Wasser geworfen, als er in Ungarn an Stelle von Sebastien Bourdais im Toro Rosso Platz nehmen dürfte. Ohne Tests und Vorbereitung hatte es der Spanier schwer, sich im Feld der bereits erprobten Fahrer zu behaupten. Trotzdem oder gerade deswegen bekam er 2010 noch eine Chance und er erwartet sich dank ausgedehnter Vorbereitung auch einen etwas einfacheren Start in seine erste volle Formel-1-Saison. "Dieses Jahr wird sicher länger als letztes. Wir haben zumindest Zeit, uns für die Saison vorzubereiten. Wir hatten einen langen Winter, da wir viel trainiert haben - in Österreich und Spanien. Wir hatten Zeit zur Vorbereitung und wir haben immer noch Zeit, um für die Saison bereit zu sein", meinte Alguersuari am Montag in Valencia.

Es ging alles so schnell

Deswegen rechnete er aber nicht damit, dass es einfacher werden wird, denn die Formel 1 ist eben die Spitze des Motorsports. Etwas stärker zu sein als 2009 erwartete er aber trotzdem. "Voriges Jahr ging alles so schnell, und ich kannte das Auto nicht, kannte die Strecken nicht, ich kannte nichts. Dieses Jahr sollte also besser für mich sein." Dass es voriges Jahr durchaus Kritik gab, weil er ohne Erfahrung in die Formel 1 kam und deswegen eine potentielle Gefahr war, kümmerte Alguersuari nicht, er wollte lieber wissen, was sein Team zu sagen hatte und was er seinem Team sagen konnte. "Die Situation war aber klar. Ich war ein neuer Fahrer, hatte keine Erfahrung und es war normal, dass sie mich da in einer gefährlichen Situation gesehen haben, weil ich keine Erfahrung hatte. Mir fehlte das in einem Formel-1-Auto."

Darum war und ist er den anderen Fahrern auch nicht böse, sondern hat stattdessen viel über seine Zukunft in der Formel 1 nachgedacht. Und die war lange Zeit doch etwas unklar, denn er wurde erst im Januar als zweiter Pilot bei Toro Rosso bestätigt. Warum es so lange dauerte, wusste er nicht. Ihm war nach Abu Dhabi nur klar, dass er voll trainieren musste; seinen Vertrag mit Red Bull hatte er. "Ich weiß nicht, was passiert ist, dass es so lange gedauert hat, aber ich war mir völlig sicher, es würde so kommen. Für mich gab es keine Möglichkeit, dass es anders gewesen wäre, wenn ich ehrlich bin." Angesichts seiner Situation beim Einstieg fand es Alguersuari auch gut, dass Stefan GP und Anthony Hamilton nun Strukturen schaffen wollen, um jungen Fahrern Testmöglichkeiten zu geben. "F1 ist immer F1, und je mehr Tests du hast, desto besser bist du. Ich denke, das ist wie Straßenradsport - je mehr man mit dem Fahrrad fährt, desto besser ist man."

Der erste Testtag

Immerhin gilt es zu bedenken, dass der Spanier am Mittwoch, wenn er den neuen Toro Rosso erstmals fahren wird, seinen ersten Formel-1-Test überhaupt bestreitet. Für ihn waren die Trainings und die Rennen voriges Jahr mehr Testfahrten als sonst etwas. "Bei einem Test fährt man normalerweise 450 bis 500 Kilometer. Das Meiste, das ich voriges Jahr an einem Freitag gefahren bin, waren rund 300 Kilometer." Das sollte seiner Meinung nach anders werden, nicht nur wegen der jungen Fahrer. "Das würde die Teams und die Autos verbessern. Vielleicht gibt es eine ökonomische Limitierung, aber ich schätze, wenn wir damit umgehen könnten, wäre das gut für alle."

Optisch mag Jaime Alguersuari das neue Auto, Foto: Sutton
Optisch mag Jaime Alguersuari das neue Auto, Foto: Sutton

Die Motivation ist aber trotzdem hoch, für Alguersuari speziell auch deswegen, weil Michael Schumacher wieder dabei ist. "Michael ist nicht nur in der Formel 1 die Nummer 1 - für mich ist er auch jemand, dem man abseits der Formel 1 folgen kann. In seinem persönlichen Leben, er ist ein professioneller Athlet und das ist aus seiner Perspektive wirklich gut. Es ist schön, dass er zurückkommen konnte, aber er ist auch nur ein weiterer Fahrer auf der Strecke. Da ist der gleiche Respekt wie für jeden anderen Fahrer."

Ein gutes Jahr

Da Alguersuari dieses Jahr besser vorbereitet ist, freut er sich auch schon darauf, wirklich gegen die Konkurrenz zu kämpfen. Dadurch sind die Ziele auch anders, seine und die des Teams, auch wenn er nun nicht weiß, wie das Fahren ohne Nachtanken sein wird. Am neuen Auto hat er viel mitgearbeitet, war die vergangenen Wochen in Faenza, um am Sitz zu werkeln. "Ich weiß, dass das Auto von außen gut aussieht. Innen ist es auch recht gut. Die Basis ist dem Vorjahres-Auto recht ähnlich, natürlich ist es länger und der Tank ist größer. Ich denke, wir werden ein gutes Jahr haben. Wir Fahrer sind auf der Leistungs- und technischen Seite besser, aber das ganze Team hat diesen Winter den bestmöglichen Job gemacht. Ich denke, für den Moment sind wir zufrieden", sagte Alguersuari.

Wie es dann wirklich läuft, will er wie alle anderen erst beim Test sehen, für echte Einschätzungen sei es zu früh. Der Spanier ging aber davon aus, dass die Änderungen für die kommende Saison die Rennen wieder spannender machen sollten, da es trotz der Reifenwechsel nicht mehr so viel Strategie geben wird. "Ich denke, es wird fairer für alle, denn man fährt im Qualifying mit 20 Kilogramm Benzin. Jeder wird die gleichen Bedingungen haben, der Schnellste ist also wirklich der Schnellste - nicht wie voriges Jahr, wo man das Benzin managen konnte, um später zu gewinnen. Wir werden dieses Jahr mehr echtes Racing sehen, da bin ich sicher." Allerdings erwartete er auch härtere Rennen, denn mit dem vollen Tank beim Start wird der Fahrer viel mehr kämpfen müssen.