Saisonprognose Die Zeit der Ankündigungen ist vorbei: 2009 muss Toyota endlich siegen. Die ersten Tests lassen die Japaner Hoffnung schöpfen, aber noch ist es ein weiter Weg aufs Siegerpodest. (...) Fast alle Verantwortlichen und sogar die Fahrer nahmen den Begriff "Sieg" in den Mund. (...) Sollte Toyota in dieser Saison nicht auf die Erfolgsspur finden, droht sogar ein Totalschaden. (Auszug aus der Saisonvorschau 2009 - Motorsport-Magazin 3/09, März 2009)

Die Bilanz - Team Das Team brauche eine starke Saison, ansonsten gebe es keine Zukunft, ließ Teampräsident John Howett vor Saisonbeginn wissen. "Wenn wir eine schwache Saison haben, dann haben wir keine Zukunft. Wir haben das Gefühl, wir müssen gewinnen, um eine rosige Zukunft in der Formel 1 zu sichern."

Toyota kam dem ersten Sieg näher, aber man verabschiedete sich sieglos aus der Formel 1., Foto: Sutton
Toyota kam dem ersten Sieg näher, aber man verabschiedete sich sieglos aus der Formel 1., Foto: Sutton

Da war sie also wieder: Die alljährliche Toyota-Ankündigung des ersten Grand Prix Sieges. Seit dem Jahren beglückten die Japaner damit die Schlagzeilen, 2010 wird es diese Kampfansage zum ersten Mal nicht mehr geben - allerdings nicht, weil Toyota endlich den ersten Sieg eingefahren hat, sondern weil der Hersteller sich angesichts des öffentlichen Drucks in Japan aus der Formel 1 zurückgezogen hat. Nachdem sogar Bridgestone für Ende 2010 den Ausstieg angekündigt hatte, schien der Konzern keine andere Wahl mehr zu haben.

Trotz seiner Ansage zu Saisonbeginn wollte Howett den Ausstieg bis zuletzt nicht wahrhaben. Während unsere Quellen in Japan bereits seit Monaten bestätigten, dass Toyota kurz davor war, den Stecker zu ziehen, gab Howett im Tagesrhythmus zu Protokoll, dass er keine Anzeichen für einen Toyota-Ausstieg sehe und das Team auch 2010 dabei sein werde.

Dabei ließ er nichts unversucht, um zumindest ein bisschen Aktivität vorzutäuschen und so den Konzern davon zu überzeugen, dass man weitermachen sollte und wenn ja, dann doch bitte auch mit ihm am Steuer. Howett sprach öffentlich von Gesprächen mit Robert Kubica und Kimi Räikkönen, dummerweise hatte der Pole zu diesem Zeitpunkt schon längst bei Renault zugesagt und verriet der Finne, dass er niemals mit Toyota verhandelt habe. Die Begründung hätte Howett zu denken geben sollen: "Es ist nicht cool, schlechte Autos zu fahren." Ex-Mitarbeiter wie Norbert Kreyer und Richard Cregan gaben dem Management die Schuld. Toyota habe mit Howett & Co die falschen Leute verpflichtet.

Ein Unfall beendete die Saison von Timo Glock., Foto: Sutton
Ein Unfall beendete die Saison von Timo Glock., Foto: Sutton

Die Bilanz - Auto Während sich Howett mit seinen Aussagen lächerlich machte, war der Toyota gar nicht so schlecht, wie ihn Kimi Räikkönen hinstellte - obwohl dieser natürlich nach einem Siegauto suchte. Der Toyota war nicht das erhoffte Siegauto - weder für Räikkönen, noch für das Team -, aber das war vor dem TF109 auch kein anderer Renner aus Köln-Marsdorf. Abgesehen von einem Bremsproblem in Belgien war das Auto durchweg zuverlässig. Bereits bei den Bahrain-Tests vor Saisonbeginn spulte man bis zu zwei Renndistanzen am Tag ab, wenn es die Sandstürme zuließen. Die Haltbarkeit setzte sich während der Saison fort. Die Ausfälle resultierten aus Unfällen.

Die Performance des Autos schwankte je nach Streckencharakteristik. Das absolute Highlight erlebte das Team in Singapur und Japan mit zwei 2. Plätzen binnen sieben Tagen. Beim Saisonstart profitierte Toyota vom Doppeldiffusorkonzept, das man in einer nicht ganz so stark ausgeprägten Variante wie Brawn GP einsetzte und damit drei Podestplätze in den ersten vier Rennen einfuhr. Danach holten die anderen Teams auf und Toyota fiel zurück.

Die KERS-Frage lösten die Japaner unerwartet: Statt als Hybridvorreiter auf der Straße groß auf die Energierückgewinnung zu setzen, verzichtete man von Anfang an bewusst auf KERS. Das System sollte zur Halbzeit nachgerüstet werden, doch dazu sollte es niemals kommen.

Timo Glock verabschiedete sich mit einem Podium von seinem Team., Foto: Sutton
Timo Glock verabschiedete sich mit einem Podium von seinem Team., Foto: Sutton

Die Bilanz - Fahrer Jarno Trulli erlebte eine typische Saison: Auf starke Qualifyingleistungen folgten gute Rennergebnisse wie die Podestplätze zu Saisonbeginn und in Japan, aber auch weniger gute Rennen, in denen der legendäre Trulli-Train auflebte. Bei Timo Glock lief es für gewöhnlich umgekehrt: Der Deutsche hatte es im Qualifying schwer gegen seinen Teamkollegen, zeigte dann aber im Rennen ein ums andere Mal, dass man auch aus dem Mittelfeld weit nach vorne fahren kann.

Glocks Saison endete vorzeitig mit seinem Qualifying-Unfall in Suzuka. Damit war sein 2. Platz in Singapur auch sein letztes Rennergebnis in dieser Saison. Seine Zukunft schien zu diesem Zeitpunkt bei Renault zu liegen. Aber die Ungewissheit über einen Ausstieg der Franzosen ließ ihn und sein Management umdenken: Glock unterschrieb bei Neueinsteiger Manor/Virgin. Sollte Renault am Start stehen, dürfte er sich wahrscheinlich ärgern, weil ihr Auto im nächsten Jahr besser sein dürfte. Mittelfristig könnte Virgin aber besser finanziert sein.

Für Glock rutschte Testfahrer Kamui Kobayashi ins Cockpit. Somit durfte ein Japaner an den letzten beiden Formel-1-Rennen von Toyota teilnehmen. Vor seinem GP-Debüt glaubten wenige Experten an Kobayashi, der eine schwache GP2-Saison hingelegt hatte und selbst vor einer ungewissen Zukunft stand, die ihn durchaus ins Sushi-Restaurant seines Vaters hätte führen können.

Doch Kobayashi wusste mit zwei kämpferischen Rennen zu überzeugen und konnte sogar seinen Teamkollegen hinter sich lassen. Er zeigte beherzte Überholmanöver gegen etablierte Piloten wie Weltmeister Jenson Button und nutzte die Chance, um sich für ein Cockpit 2010 zu empfehlen - allerdings machte ihm der Toyota-Ausstieg einen Strich durch die Rechnung. Seine Zukunft schwankt nun wieder zwischen einer anderen Rennserie und einem Cockpit mit Toyota-Mitgift - das Sushi-Restaurant sollte nach so guten F1-Rennen aber erst einmal hinten anstehen.

Toyota

Saisonziel Der erste Sieg.
Saisonergebnis 5. Platz (59,5 WM-Punkte)
Ziel erreicht? Nein.
Top oder Flop? Flop. Man konnte es fast schon nicht mehr hören. Jedes Jahr kündigte John Howett vor der Saison den ersten Sieg eines Toyota-Piloten an. Jedes Jahr wurde nichts aus dem Sieg - so auch 2009. Am Ende der Saison hatte auch der Vorstand die leeren Versprechungen satt und kündigte den Ausstieg des Teams aus der Formel 1 an - und das war keine leere Drohung. (Kerstin Hasenbichler)