Saisonprognose Es zählt für Nico Rosberg. In dieser Saison muss er mit Williams beweisen, dass er zu den Toppiloten gehört. Mit einem eigenen KERS und neuer Motivation soll es nach vorne gehen. (...) Also auf den dritten Platz in der Konstrukteurswertung. (Auszug aus der Saisonvorschau 2009 - Motorsport-Magazin 3/09, März 2009)

Die Bilanz - Team Die Situation bei Williams war vor Saisonbeginn 2009 angespannt: Gleich mehrere Sponsoren haben das Team verlassen oder das Engagement heruntergefahren - Sponsor Lenovo wechselte beispielsweise in Richtung McLaren. Die Finanzen sahen alles andere als rosig aus, so dass Bernie Ecclestone tief in die Tasche greifen musste, um dem Team einen Vorschuss zu gewähren. Das sicherte der FIA die Williams-Folgschaft im FIA-FOTA-Streit.

Williams erlebte eine zweigeteilte Saison: Erfolge mit Rosberg und Rückschläge mit Nakajima., Foto: Sutton
Williams erlebte eine zweigeteilte Saison: Erfolge mit Rosberg und Rückschläge mit Nakajima., Foto: Sutton

Zum Jahresende gab es bessere Nachrichten: Mit dem Österreicher Toto Wolff angelte man sich einen neuen Teilhaber, der zukünftig noch mehr Anteile am Team übernehmen könnte. Die Kontrolle bleibt aber weiterhin bei den Racing-Urgesteinen Patrick Head und Frank Williams.

Die Bilanz - Auto Der Williams FW31 gehörte zu den Überraschungen der Wintertests. Technikchef Sam Michael schrieb dies den frühen Gehversuchen mit einem Interimsauto zu. Noch im alten Jahr simulierte das Team damit die neue Aerodynamik für die Saison 2009 - das habe sich bei den Wintertests und zu Saisonbeginn bezahlt gemacht. Williams hatte einen leichten Vorsprung auf einige Rivalen, wusste aber, dass dieser zwangsläufig schmelzen würde.

In den ersten Rennen profitierte Williams klar von der Nutzung eines der hoch umstrittenen Doppeldiffusoren, die zu diesem Zeitpunkt nur Toyota und Brawn GP besaßen. Williams ruhte sich aber nicht auf den Lorbeeren der Winterarbeit aus. Das Team brachte stetig neue Teile und Updates. Nicht umsonst lobte Nico Rosberg die starke Entwicklungsgeschwindigkeit seiner Mannschaft im Laufe der Saison in den höchsten Tönen.

Zudem schien der FW31 auf nahezu allen Strecken gut zu sein. Nur selten war das Team gar nicht konkurrenzfähig, etwa in Monza, wo das Low-Downforce-Paket einfach nicht gut genug war. Trotzdem schwankten die Leistungen und Ergebnisse von Rennen zu Rennen, mal gehörte man zu den Podestanwärtern, mal zu den Punkteanwärtern und mal fuhr man nur im dichten Feld hinter den Punkterängen.

Nico Rosberg sammelte alle Punkte im Alleingang., Foto: Sutton
Nico Rosberg sammelte alle Punkte im Alleingang., Foto: Sutton

Ein besonderes Thema war KERS. Williams setzte als einziger Rennstall auf ein Energierückgewinnungssystem mit Schwungrad. Dieses System wurde von der eigenen Firma Williams Hybrid Power entwickelt, kam aber nie zum Renneinsatz. Nach einigen Rennen entwickelte sich die KERS-Frage zum Treppenwitz, den Rosberg und sein Team nur noch mit "work in progress" beantworteten.

Dennoch wollte das Team gegen Saisonende, entgegen der FOTA-Richtlinie, ein KERS-Verbot für 2010 verhindern, fügte sich dann aber doch der Mehrheit. Letztlich profitierte Williams vielleicht davon, nie mit KERS gefahren zu sein. So wurden die Gewichtsverteilung und die Balance nicht so stark beeinträchtigt wie bei anderen Teams, die KERS einsetzten und noch dazu keine Flywheel-Lösung hatten.

Nur sechs Mal fiel eines der beiden Autos aus, dreimal wegen eines technischen Defekts, dreimal wegen Drehern und Unfällen von Kazuki Nakajima. Der Toyota-Motor war sicherlich nicht der stärkste, aber zuverlässig. Williams tauscht ihn 2010 trotzdem gegen Cosworth-Motoren - und verabschiedet sich damit auch von Toyota-Schützling Nakajima.

So sah man Kazuki Nakajimas Auto zu oft: Er war nur am Hake nein Überflieger., Foto: Sutton
So sah man Kazuki Nakajimas Auto zu oft: Er war nur am Hake nein Überflieger., Foto: Sutton

Die Bilanz - Fahrer Nico Rosberg war der große Lichtblick. Im Alleingang fuhr er alle WM-Punkte des Teams ein. Sein Teamkollege Kazuki Nakajima holte in den 17 Rennen keinen einzigen WM-Zähler. Bei einigen Rennen wäre für Rosberg mehr drin gewesen, etwa in Malaysia, wo er im Trockenen das Feld sogar anführen durfte und den Williams als zweitschnellstes Auto hinter den Brawn ansah. Platz 3 wäre möglich gewesen. Doch im Regenchaos fand er sich ständig auf den falschen Reifen wieder.

Auch in Singapur hätte er auf dem Podium stehen können. Hier verhinderten ein Fahrfehler bei der Boxenausfahrt und eine Drive-Through-Strafe ein besseres Ergebnis. Solche konnte Nakajima selten bis nie anpeilen. Der Japaner machte zu viele Fehler, schied zu oft im ersten Qualifying aus und fuhr einfach zu schwache Rennen, um Rosberg das Wasser zu reichen oder sich für ein Formel-1-Cockpit in der Saison 2010 zu empfehlen.

Williams

Saisonziel Punkte und Podestplätze
Saisonergebnis 7. Platz (34,5 WM-Punkte)
Ziel erreicht? Jein.
Top oder Flop? Top. Williams legte einen unerwartet guten Saisonstart hin. Platz sieben in der Konstrukteurswertung klingt zwar nicht besonders gut, allerdings fuhr Nico Rosberg alle Punkte allein ein. Hätte Kazuki Nakajima in den Rennen eine bessere Leistung geboten, dann hätte Williams weit besser als Siebter sein können - wahrscheinlich sogar in den Top-5. (Kerstin Hasenbichler)