Er ist aus der Zukunft gekommen, um die Gegenwart zu beherrschen. Jenson Button ist mit seiner Maschine verschmolzen, holte vier von fünf Siegen. In Barcelona verdankte er den Triumph aber seinem Superhirn.

Die Strategie des Rennens

Es war wie in alten Ferrari-Zeiten: Ross Brawn dachte, der Funk vermittelte und Jenson Button setzte es um. Was früher Brawn und Michael Schumacher auszeichnete (und Rubens Barrichello in Depressionen stürzte), brachte diesmal Brawn und Button den Erfolg (und stürzte Barrichello in Depressionen). Zu Rennbeginn setzte sich der Brasilianer durch, schoss von drei auf eins. Danach klagte Button: "Rubens soll schneller fahren!" Das schaffte er nicht, im Gegenteil: Mit dem letzten Reifensatz wurde er langsamer. Der Sieg hieß erneut Button.

Die Verärgerung des Rennens

Der Terminator machte Brawn GP unbesiegbar., Foto: Sutton
Der Terminator machte Brawn GP unbesiegbar., Foto: Sutton

Ein Doppelsieg für Brawn GP, Siegchancen für beide Fahrer, eigentlich alles besten, oder? Nicht für Rubens Barrichello, der nicht einsehen wollte, warum das Team die Strategie seines Teamkollegen von drei auf zwei Stopps änderte. Ursprünglich waren beide auf drei Stopps angesetzt. Barrichello witterte Stallregie: "Ich werde keiner Teamorder folgen", betonte er. "Wenn ich nur den kleinsten Verdacht habe, dass die Mannschaft Jenson vorzieht, werde ich gleich morgen meinen Helm an den Nagel hängen."

Der Fehlstart des Rennens

Der lachende Dritte hätte Sebastian Vettel sein können. "Er hätte sie erwischt, wenn er nicht Pech am Start gehabt hätte", analysierte Christian Danner. Selbst Ross Brawn gestand: "Er hätte uns gefährlich werden können." Aber Vettel steckte das gesamte Rennen im Massa-Train. Wie in Bahrain verlor Vettel seine Position am Start, danach wollte man mit einem kurzen Stint vorbeiziehen, doch Massa kam zum gleichen Zeitpunkt an die Box. "Als ich vorbei war, war das fast sofort wie ein völlig anderes Auto."

Das Tankproblem des Rennens

Für die Pannen war mal wieder Ferrari zuständig. Im Qualifying scheiterte Kimi Räikkönen im Q1, weil er nicht noch einmal auf Zeitenjagd ging - der gleiche Fehler wie bei Massa in Malaysia. Im Rennen schied der Finne früh aus und auch Massa wäre beinahe nicht ins Ziel gekommen. Bei den Tankstopps floss zu wenig Benzin. In den letzten Runden musste er Vettel und Fernando Alonso kampflos vorbeilassen, um ins rettende Ziel zu schleichen. "Die Ferraristi sind wieder voll italienisch", kritisierte Niki Lauda. "Der Speed ist wieder da, jetzt müssten sie halt noch genug ins Auto tanken."

Das Manöver des Rennens

Gleich zu Beginn des Rennens krachte es gewaltig., Foto: Sutton
Gleich zu Beginn des Rennens krachte es gewaltig., Foto: Sutton

Es war kurz und schmerzlos, aber Racing allererster Güteklasse: Mark Webber und Fernando Alonso schossen die Zielgeraden hinunter, Alonso zog nach rechts, fuhr über die Wiese am Australier vorbei (diesmal ohne KERS, das nur Ferrari und McLaren einsetzten), aber Webber zackte sofort wieder heraus und konterte vor der ersten Kurve.

Die Kollision des Rennens

Viel Schrott am Start: Jarno Trulli und Nico Rosberg duellierten sich, der Toyota-Fahrer kam nach draußen, verlor die Kontrolle und drehte sich in Adrian Sutil hinein. Von hinten rauschte das halbe Feld durch die Trümmerteile, Sebastien Buemi konnte noch abbremsen, sein Teamkollege Sebastien Bourdais nicht. "Ich flog über das Heck meines Teamkollegen und dachte, ich würde auf der anderen Seite landen." Für alle Vier war das Rennen beendet.

Die Lehre des Wochenendes

Norbert Haug hatte schon nach dem verbesserten Auftritt in Bahrain gewarnt: In Barcelona werde McLaren wieder zurückfallen. Der Kurs ist aerodynamisch anspruchsvoll und daran mangelt es dem Silberpfeil. "Die Luft kommt vorne am Auto an und denkt sich: Das sieht ja ganz anders aus als letztes Jahr", veranschaulicht Haug. "Die Luft ist verwirrt und denkt sich: Wo gehe ich jetzt hin?" Das verursache unliebsame Turbulenzen. "Kaum ist die Luft über das Auto drüber, sagt sie sich wieder: Huch, der Heckflügel ist ja auch schmaler - wie soll ich jetzt Abtrieb generieren?" Diese Frage muss nicht die Luft beantworten, sondern die McLaren-Aerodynamiker.

Der Spruch des Wochenendes

"Wir hatten ein Funkproblem und ich glaube, irgendwann sprach ein spanischer Taxifahrer mit mir." (Sebastian Vettel)

Auszug aus dem Motorsport-Magazin. Aktuelle Hintergrundberichte zu allen Formel 1 Grand Prix der Saison gibt es in unserer Printausgabe Motorsport-Magazin. Im gut sortierten Zeitschriftenhandel oder am besten gleich online zum Vorzugspreis abonnieren: