Ein Blick auf die Zeitenlisten des Freitags in Melbourne macht deutlich, dass jene drei Teams ganz vorne gelandet sind, deren Diffusoren in der Kritik stehen. Lediglich Mark Webber konnte im zweiten Training seinen Red Bull mit der viertbesten Zeit zwischen die fraglichen sechs Autos schieben. Sollte das Berufungsgericht der FIA die Diffusoren endgültig als legal erklären, wird also wohl die große Kopie-Welle einsetzen und bald werden alle ähnliche Teile haben. Red-Bull-Teamchef Christian Horner sah es jedenfalls nicht als Zufall, dass ausgerechnet Williams, Brawn GP und Toyota ganz vorne fahren.

"Ich denke, ihre Interpretation bietet einen Leistungsvorteil, also werden alle Teams unvermeidlich verschiedene Varianten davon bauen, wenn diese Lösung erlaubt wird", zitierte Autosport Horner. Er formulierte es ähnlich wie Robert Kubica, indem er meinte, dass es aktuell eine Mehrklassen-Gesellschaft in der Formel 1 gibt: jene Teams mit KERS, jene ohne und jene mit Doppeldecker-Diffusor und jene ohne. "Es ist aber schade, dass die FIA die Autos für legal erklärt hat. Wir haben das Recht, Einspruch einzulegen, aber wir sind hier, um ein Rennen zu fahren und werden den bestmöglichen Job machen. Hoffentlich können wir so nahe vorn dran sein wie es geht."

Trotz des geplanten Einspruchs gegen den abgewiesenen Protest gab Horner aber zu, dass sein Team bereits selbst an einer eigenen Variante des beanstandeten Diffusors arbeitet. "Man kann es sich nicht leisten, abzuwarten. Wir haben also bereits damit beginnen müssen, uns alternative Lösungen anzusehen." Ein Problem könnte dabei aber das Design des RB5 sein, das bei der hinteren Aufhängung eine Zugstange nutzt. Dadurch muss die Vorlage der anderen Teams etwas überarbeitet werden. "Das ist machbar, aber es hängt davon ab, wie weit man gehen will. Es könnte sehr viel Zeit brauchen, wenn man es bis zu einem extremen Punkt hin optimieren will - und das könnte sogar das halbe Auto einschließen. Es ist also keine schnelle oder billige Lösung."