Die Formel 1 ist eine schnelllebige Welt. Spätestens seit Sonntag weiß dies auch Toro Rosso-Teamchef Franz Tost. In der Teamvorschau für den Italien GP sagte er noch: "Da noch kein Red Bull-Team ein Rennen gewonnen hat, liegt noch ein langer Weg vor uns." Einer dieser Punkte hat sich seit Sonntagnachmittag verändert: Toro Rosso hat als erstes Red Bull-Team ein Formel 1-Rennen gewonnen. Dennoch liegt noch ein langer Weg vor der ehemaligen Minardi-Truppe aus Faenza.

Konstrukteur wider Willen

"Wir haben schon damit begonnen, das Team zu erweitern", sagte Tost kurz nach Rennende. Allerdings nicht, weil man schon 2009 regelmäßig Siege einfahren und McLaren und Ferrari in Grund und Boden fahren möchte. Die Regeln schreiben es ab 2010 vor, dass Toro Rosso sein Auto selbst bauen muss. Dann können sie nicht mehr auf ein Kundenauto von Red Bull Technologies zurückgreifen.

2005 begann das Team mit 80 Mitarbeitern, mittlerweile sind es 175. Weitere 80 werden in naher Zukunft folgen. "Das müssen war machen, um ein Konstrukteur zu werden", verriet Tost. Auch führe man Verhandlungen mit verschiedenen Windkanälen, um dort die Autos zu entwickeln. "Es ist ein wahnsinniger Aufwand." Der sich laut Tost nicht lohnt. "Ich bin nicht davon überzeugt, dass dies der richtige Weg für die Formel 1 ist."

Tost würde die 12 freien Plätze in der Formel 1 an sechs Herstellerteams und sechs Privatteams mit Herstellerunterstützung vergeben. "Die Philosophie von Red Bull war es, ein Ingenieurszentrum zu haben und zwei Teams mit Autos auszustatten." Dadurch habe man nur die Hälfte der Kosten zu tragen. "Unser Budget ist ein Viertel des Budgets anderer Teams und trotzdem können wir gewinnen, wie man sieht."

Effizienz vs. Regeln

Aus Sicht der Effizienz und Wirtschaftlichkeit sei dies der einzig richtige Weg. "Aber die Regeln sagen etwas anderes, also müssen wir uns verändern." Insgeheim hofft Tost noch auf eine Wende, aber die Zeichen stehen bei Toro Rosso auf Wachstum, ob sie es wollen oder nicht. "Heutzutage arbeiten die großen Automobilhersteller alle zusammen", erklärt Tost. "Warum? Weil sie nicht so viel Geld für Forschung und Entwicklung ausgeben möchten."

Denn das Ergebnis sei in fast allen Fällen das gleiche. "Wir suchen gerade einen Windkanal, aber selbst wenn wir mit 150 Leuten darin arbeiten, werden wir kein revolutionäres Auto bauen." Das würden einerseits die Regeln und andererseits die Physik verunmöglichen. "Alle Autos sehen nahezu gleich aus", meint er. "Wenn man sie alle weiß anmalen würde, wette ich, dass es nicht mehr als fünf Leute gibt, die sagen können, welches Auto zu welchem Team gehört. Aber Regeln sind nun mal Regeln..."