Mehrmals schüttelte Sebastian Vettel auf dem Siegerpodest ungläubig den Kopf. Um 15:27 Uhr krönte sich der Deutsche zum jüngsten Grand Prix Sieger aller Zeiten. Mit seinen 21 Jahren und 73 Tagen löste er Fernando Alonso ab, der bei seinem Sieg in Ungarn 2003 ein knappes Jahr älter war. "Es gibt nichts Besseres als diese Leistung. Ich muss meine Kappe vor ihm ziehen", urteilte der dreifache Weltmeister Niki Lauda nach Vettels Galavorstellung im Autodromo di Monza.

Deutschland hat nach Michael Schumacher wieder einen Superstar in der Formel 1. In manchen Interviews wirkt Vettel noch ein wenig unbedarft, er kichert des Öfteren schelmisch und macht eher den Eindruck eines unbeschwerten Teenagers als den eines kommenden Formel 1 Champions. Er ist ein Sympathieträger, ein richtiger Schwiegersohn-Typ. Doch hinter dem Lenkrad ist der in der Schweiz wohnende Hesse eiskalt und kalkuliert jeden Schritt seiner Karriere bis ins letzte Detail.

Mit sieben Jahren saß Sebastian Vettel zum ersten Mal in einem Kart. Sein Vater Norbert Vettel nahm früher selbst an Bergrennen teil, verkaufte später sein Auto, um die Karriere des Sohnes zu ermöglichen. "Alles was wir gemacht haben, hat sich spätestens heute gelohnt. Es ist eine unglaublich schöne Zeit, einfach unbeschreiblich", sagte Vettel Senior unter Tränen nach dem Sieg des Juniors.

Sebastian Vettel drehte der Konkurrenz eine lange Nase: er ist der erste deutsche Sieger seit Michael Schumacher., Foto: GEPA
Sebastian Vettel drehte der Konkurrenz eine lange Nase: er ist der erste deutsche Sieger seit Michael Schumacher., Foto: GEPA

Bereits vor vier Jahren waren sich die Motorsport-Experten einig, dass Sebastian Vettel eines der größten Talente sei. Der damals 16-Jährige gewann überlegen die Formel BMW und stellte mit 18 Siegen in 20 Saisonläufen einen neuen Rekord auf. 2006 wurde er Zweiter in der Formel-3-Euroserie hinter dem aktuellen DTM-Piloten Paul di Resta. Als Belohnung für seine Leistungen engagierte ihn BMW Sauber als Testfahrer. Beim Freien Training zum Großen Preis der Türkei machte er zum ersten Mal in der Königsklasse auf sich aufmerksam und erzielte die schnellste Zeit.

Beim Großen Preis der USA in Indianapolis 2007 ersetzte Vettel den in Kanada verunglückten Robert Kubica bei BMW Sauber. Auf Anhieb fuhr er in die Punkteränge, daraufhin sicherten sich Toro Rosso rund um Teamchef Gerhard Berger die Dienste des gebürtigen Heppenheimers. Im Chaosrennen von Fuji lag er lange Zeit auf Podiumskurs ehe er mit Mark Webber kollidierte. Spott und Häme prasselten zu Unrecht auf ihn herab, doch bereits beim nächsten Rennen in Shanghai bewies er erneut seine Klasse und fuhr mit dem vierten Platz sein bis dahin bestes Ergebnis ein.

Mit dem Sieg beim Großen Preis von Italien bestätigte Vettel seine großartigen Leistungen in dieser Saison und bescherte zugleich Gerhard Berger 20 Jahre nach dessen Monza-Triumph auf Ferrari den größten Erfolg als Teamchef.