Williams ist fester Bestandteil der Formel 1, Williams ist ein respektierter Bestandteil der Formel 1 und Williams hat eine spezielle Aura um sich. Mögen es die Erfolge der Vergangenheit sein oder die Namen der Fahrer-Legenden, die ehemals für das Team gefahren sind, irgendwie hat der unabhängige Rennstall etwas Besonderes. Doch auch die ehemaligen Größen der Formel 1 müssen sich mittlerweile neuen Tatsachen stellen und die lauten, dass es für Privat-Teams ungleich schwerer geworden ist.

Die großen Budgets haben die Hersteller-Teams und mit der Kraft des Geldes wird dort mehr oder weniger erfolgreich an den Autos gewerkt. Teams wie Williams müssen sparen und ihre Mittel möglichst effizient einsetzen. Umso überraschender kam deswegen nun die Aussage von Frank Williams, dass man ein großzügiges Angebot von McLaren abgelehnt hat, um Nico Rosberg zu behalten. Doch der Teamchef beteuerte, gar nie über das Angebot nachgedacht zu haben. "Warum sollten wir die Kron-Juwelen hergeben? Wieso ein Auto um eine Sekunde verbessern, wenn wir dann beim Fahrer eine halbe Sekunde herschenken", erklärte Williams bei einem Medien-Gespräch.

Was ihn allerdings wunderte, war, dass Rosberg von sich aus entschieden hatte, die Zusammenarbeit mit dem Team zu verlängern. "Ich war etwas überrascht, dass er gerne unterschrieben hat. Ich hatte Angst, er würde zu McLaren gehen und überrascht, dass er es nicht getan hat", gestand Williams. Hätte Rosberg gehen wollen, wäre das aber ohnehin erst 2009 möglich gewesen und das nur dann, wenn das Team ein bestimmtes Ziel in der Konstrukteurs-WM nicht erreicht hätte - ein hohes Ziel. "Es war auf keinen Fall garantiert, dass wir das schaffen würden", betonte Williams.

Der gelbe Helm hätte auch im dunkelblauen Auto auftauchen können, Foto: Sutton
Der gelbe Helm hätte auch im dunkelblauen Auto auftauchen können, Foto: Sutton

Doch Rosberg wollte von sich aus bleiben und probieren, dass er den Williams zu dem Sieg-Auto macht, das er haben will. Sollte das nicht gelingen, dann weiß auch Frank Williams, dass der junge Deutsche nicht gehalten werden kann. "Wenn wir in den nächsten eineinhalb Jahren nicht zeigen, dass wir ernsthaft nach vorne kommen können, dann bin ich mir sicher, dass seine langfristigen Interessen woanders hingehen werden. Er ist definitiv in der Lage, Rennen zu gewinnen und auch Meisterschaften. Das hat er in der GP2 gezeigt. Er macht aber alles, was er kann, um uns wieder in eine starke Position zu verhelfen", sagte der Teamchef.

Es hätte durchaus sein können, dass Rosberg zusammen mit Lewis Hamilton versucht, das Team wieder nach vorne zu bringen. Denn beim gleichen Medien-Gespräch gab Patrick Head zu, dass 2004 die Möglichkeit bestand, den damals in der F3 Euroserie engagierten Briten zu verpflichten. Grund war, dass sich die Hamiltons mit McLaren überworfen hatten. "Sie haben angerufen und gefragt: 'Können wir vorbeikommen und euch sehen?' Sie haben dann gesagt, Ron Dennis hätte sie fallen gelassen", erinnerte sich Head.

Mit der Möglichkeit, den aufstrebenden Star zu verpflichten, kontaktierten Head und Williams den damaligen Partner BMW, wo sie Mario Theissen die Verpflichtung Hamiltons schmackhaft machen wollten. "Ich denke, Mario hat gesagt, dass sie nicht darauf vorbereitet waren, jemanden zu unterstützen und wir waren finanziell nicht in der Situation, um seine [Hamiltons] Renn-Aktivität zu unterstützen. Sehr zu Franks [jetzigem] Ärger, hätten wir Lewis in einem Williams haben können", erzählte Head. Das große Bedauern herrsche im Team nun deswegen aber nicht, musste er noch anfügen.

Ein wenig Wehmut wird bei Head und auch Williams aber doch mitschwingen, denn beide erklärten, dass sie von Hamilton in dieser Saison viel erwarten. "Ich denke, es wird ein harter Kampf zwischen Kimi Räikkönen und Lewis. Mein Eindruck ist, dass Lewis einfach Klasse ist...er pusht wirklich voll", meinte Head und verglich seinen Landsmann sogar mit Michael Schumacher, weil er ähnlich wie der Deutsche alles aus dem Auto herausholen will. Williams erwartet, dass Hamilton in diesem Jahr nur noch besser wird. "Ferrari sieht aber auf den Longruns meistens besser aus - außer McLaren blufft -, also wird er viel Arbeit haben. Er wird aber noch besser sein", meinte er.

Patrick Head und Frank Williams erwarten diese Beiden im Titelkampf, Foto: Sutton
Patrick Head und Frank Williams erwarten diese Beiden im Titelkampf, Foto: Sutton

Doch Williams war froh, dass Hamilton nicht in einem Ferrari sitzt, denn sonst hätte es nach seiner Meinung keinen Sinn, überhaupt Rennen abzuhalten. "Ich kenne ihn zwar nicht so gut, aber was ich von weitem sehe, wird er gut beraten, ich nehme an von seiner Familie. Und für so einen jungen Menschen ist er sehr weise. Er macht in einem Rennen wenig Fehler und heutzutage verlangt der Rennsport technisch viel Hirnschmalz, Verständnis für die Systeme des Autos und so weiter. Er ist sehr speziell", sagte Williams. Das waren übrigens Dinge, die er auch Räikkönen nicht absprechen wollte, doch den Finnen hält der Teamchef für nicht so interessiert. "Wenn also Männer von gleichem Können in einem identischen Auto auftauchen und einer arbeitet härter als der andere, dann ist es wahrscheinlicher, dass der die Oberhand hat. Das wird aber nicht passieren, oder? Es ist alles hypothetisch", wurde Williams philosophisch.

Head klang weniger nachdenklich, sondern bescheinigte Hamilton, dass er wisse, dass er auf höchstem Niveau fahren müsse, um Räikkönen zu schlagen. "Er pusht sich im Moment so hart wie möglich, raus aus der Komfort-Zone und in den Bereich, wo er beinahe in jeder Runde von der Strecke fliegt. Aber, Michael [Schumacher] war auch so", erklärte Head.