Wer glaubt, dass die Situation in der Spionage-Affäre zwischen Ferrari und McLaren schon verworren genug ist, der sieht sich getäuscht. Denn anscheinend wird es noch verworrener. Wie die FIA heute bekannt gab, ist McLaren an den Automobilsport-Weltverband herangetreten, damit dieser gegen Renault vorgeht. Was genau der britisch-deutsche Rennstall den Franzosen vorwirft, ist nicht bekannt. Allerdings scheint es, als drehe es sich bei der Beanstandung um technische Elemente am Auto und nicht direkt um eine Verwicklung in die Spionage-Affäre um Mike Coughlan und Nigel Stepney.

Schon während des Italien-Grands Prix in Monza verbreiteten sich Gerüchte, dass McLaren als Teil seiner Verteidigungsstrategie gegen Renault und andere Teams vorgehen will. Ein FIA-Sprecher machte die Gerüchte nun zur Gewissheit, allerdings stellte er ebenso klar, dass das keine Auswirkungen auf die Anhörung am Donnerstag vor dem World Motorsport Council haben wird. "Die FIA hat McLaren erinnert, dass die Anhörung in Paris nur auf die neuen Beweise in dieser Untersuchung Bezug nehmen wird", sagte der Sprecher gegenüber Autosport. Alle darüber hinausgehenden Angelegenheiten würden in einem separaten Prozess behandelt. Bei Renault sei man über die Sachlage informiert und Bereit zur vollen Kooperation.

Schon vor der FIA-Verlautbarung hatte sich Renault-Teamchef Flavio Briatore zu Wort gemeldet und deutlich gemacht, dass sein Team nichts zu befürchten habe. "Wir haben der FIA gesagt, was wir haben, also gibt es kein Problem", sagte Briatore. Ich weiß nicht, auf was sich Dennis bezieht, aber er schmeißt wohl ein bisschen mit Steinen um sich", sagte der Italiener der Gazzetta dello Sport.

In der letzten Woche kam an die Öffentlichkeit, dass es kurz nach Saisonstart einen Email-Verkehr zwischen den McLaren-Piloten Fernando Alonso und Pedro de la Rosa gegeben haben soll, bei dem die beiden über geheime Abstimmungsdaten von Ferrari geredet haben sollen. Dies würde darauf hinweisen, dass weit mehr Personen innerhalb von McLaren die geheimen Ferrari-Dokumente kannten, als es das Team bisher glauben machte. Ob an den Vorwürfen etwas dran ist, soll am Donnerstag in einer zweiten Anhörung vor dem Motorsport-Council geklärt werden. Nach der ersten Anhörung wurde McLaren vorläufig freigesprochen, unter dem Vorbehalt, dass nicht neue Beweismittel auftauchen.