Mit Champcar-Champions, die in die Formel 1 wechselten, ist das so eine Sache. Einzig Jaques Villeneuve und Juan Pablo Montoya konnten sich auch außerhalb Amerikas dauerhaft durchsetzen. Alle anderen kamen, sahen und gingen meist sehr schnell wieder. Michael Andretti, Christiano da Matta oder Alex Zanardi - sie alle konnten die Vorschusslorbeeren, mit denen sie aus Amerika zurückkehrten, zu keiner Zeit während ihrer kurzen Formel 1-Karrieren rechtfertigen. Die Sorge, dass Toro Rosso-Neuerwerbung Sébastien Bourdais das gleiche Schicksal ereilen könnte, teilt auch Teammitbesitzer Gerhard Berger. "Aber das sind die einzigen Bedenken, die ich hatte und immer noch habe", sagte der Österreicher in einem Interview mit der Printausgabe von Autosport.

Dennoch ist Berger überzeugt, dass sich Toro Rosso mit Sebastien Bourdais einen Weltklassefahrer zum Schnäppchenpreis geangelt hat. "Um Titel zu gewinnen, brauchst du eine bestimmte Mentalität. Dabei ist es egal, in welcher Formel du bist. Es gibt schnelle Leute, die nie etwas gewinnen und es gibt andere, die immer gewinnen. Das ist eine sehr wichtige Eigenschaft, die er [Bourdais] definitiv hat", sagte Berger. Und dass Bourdais schnell ist, habe er nicht zuletzt beim Champcar-Rennen am vergangenen Wochenende in Elkhart Lake gezeigt, wo er die Konkurrenz allein im Qualifying um 1.5 Sekunden deklassierte.

Zudem habe der Franzose überall Erfolge feiern können - nicht nur in Amerika. "Ich beobachte ihn nun schon seit zwei Jahren und frage mich die ganze Zeit einfach nur, wie gut er ist. Er hat einen exzellenten Job in Amerika gemacht, er hat die F3, die F3000 gewonnen und dreimal die Champcar-Serie und in diesem Jahr führt er wieder. Theoretisch ist also Potenzial da. Und ich glaube, dass es gut ist, das Risiko einzugehen", so Berger.

Endgültig überzeugt haben Berger allerdings die beiden Tests, die man Bourdais in dieser Saison bei Toro Rosso gewährte. "Auch beim Testen hat er einen guten Job für uns erledigt. Er hat gut mit den Ingenieuren zusammengearbeitet, er war sofort schnell, hat nichts kaputt gemacht und war extrem fit", sagte Berger. "Mit allem was er tat, hat er sein Potenzial gezeigt. Deswegen glauben wir, dass wir eine Chance bekommen haben, einen sehr, sehr guten Fahrer zu verpflichten."