Formel 1-Autos sind Unikate. Monate lang werden sie entwickelt und getestet, verschlingen dabei Millionen. Es gibt nur das Beste vom Besten. Vor ihren glorreichen Triumphfahrten heißt es aber ab in den Container, natürlich keinen gewöhnlichen Container.

Wenn Beat Zehnder Post aufgibt, reichen Luftpolsterbriefe und Päckchen nicht aus; selbst die größten Pakete sind ihm nicht genug. Er verlangt nach mehr. Metallcontainer sind das Objekt seiner Begierde. Drei Meter hoch, achtzehn Kubikmeter Fassungsvermögen. Davon gleich sechs an der Zahl. Insgesamt schickt Zehnder 30 Tonnen auf Weltreise. Aber nicht als Weihnachtsgeschenk für entfernte Verwandte in Südamerika oder Australien. Schleifen und buntes Geschenkpapier kann er sich sparen, gut verpacken muss er die Fracht trotzdem.

Gut verpackt, ist halb gewonnen., Foto: Sutton
Gut verpackt, ist halb gewonnen., Foto: Sutton

Beat Zehnder ist Teammanager des BMW Sauber F1 Teams. Als solcher ist er für die Organisation und den Transport aller benötigten Teile zu einem Formel 1-Rennen verantwortlich. Es wäre doch schade, wenn die neue Aufhängung, das stufenlose Getriebe oder der ausgetüftelte Frontflügel nicht heil an der Rennstrecke ankommen würden.

Die Anforderungen an das "Verpackungsmaterial" sind genauso unterschiedlich wie die einzelnen Komponenten eines Formel 1-Boliden, von denen ein komplettes Auto über 10.000 besitzt. Das größte Einzelteil ist das Monocoque, das kleinste eine 1,5er Schraube mit gerade einmal 1,5 mm Durchmesser. Aber nicht nur die Größe spielt eine Rolle. Ein Motor kostet mehrere hunderttausend Euro, vom teuersten Einzelteil der Packliste gehen aber gleich mehrere auf Reisen. Mit ein bisschen Styropor und Luftpolsterfolie ist es also nicht getan.

Schon gar nicht bei den Kohlefaser-Querlenkern, die Zehnder als das "zerbrechlichste" unter einer Vielzahl an empfindlichen Teilen bezeichnet. Der beste Schutz für die ebenso schutzbedürftige wie teure Fracht ist der gleiche wie bei Weihnachtsgeschenken: "Man muss sie gut einpacken", lacht Zehnder. Das gilt genauso für die Autos. Bevor die Teams jeweils zwei davon übereinander in den Bauch eines der DHL-Transportflugzeuge verladen, werden die Autos um einige Teile erleichtert.

Der Speed entscheidet - nicht nur auf der Rennstrecke., Foto: Sutton
Der Speed entscheidet - nicht nur auf der Rennstrecke., Foto: Sutton

Die Front- und Heckflügel, die Lenkräder, die Rückspiegel und die seitlichen Windabweiser werden abgenommen. Nur die Räder bleiben während des gesamten Transports montiert. Am Unterboden und an den Seiten schirmen Holzplatten die Autos ab, dem Fahrzeugheck samt Getriebe bietet eine Stoßleiste Schutz vor Erschütterungen und Schlägen. An der Front schützt eine spezielle "Reisenase" die Lenkung und die Vorderseite des Chassis.

Trotz all der Sicherheitsmaßnahmen gilt beim Ein- und Entladen und während der Reise höchste Vorsicht. Nur die Verpackung, aber nicht der Inhalt darf Schaden nehmen. Beat Zehnder hatte bislang keine Transportschäden zu beklagen. "Es ist noch nie etwas verloren- oder kaputtgegangen", sagt er stolz. "Ganz im Gegensatz zum normalen Fluggepäck", merkt sein Toyota-Pendant Richard Cregan an. Eine gute, große Verpackung zahlt sich eben aus, wenn man Post aufgibt.

Sie möchten mehr solcher Hintergrundstories lesen? Wollen mehr über die Deutsche Post Speed Academy, Timo Glock und deren Partner erfahren? Dann abonnieren Sie das kostenlose Magazin "Faszination Speed".