In der Formel 1 geht es seit Wochen neben der Strecke heiß her. Jetzt eskaliert ein weiterer Brandherd. Wie am Montag bekanntgegeben wurde, hat Felipe Massa eine Klage gegen die Formel 1 eingereicht. Gleichzeitig verklagte der ehemalige Ferrari-Pilot auch den Automobil-Weltverband FIA und Bernie Ecclestone.

Dabei geht es um die Entscheidung in der F1-Weltmeisterschaft 2008. Damals unterlag Massa in einer äußerst dramatischen WM-Entscheidung Lewis Hamilton nach einem Überholmanöver des Briten auf der letzten Runde. Doch im selben Jahr ereignete sich mit dem Singapur-GP auch eines der größten Skandal-Rennen der Königsklasse.

Wegen Crashgate: Felipe Massa verklagt Formel 1, Ecclestone und die FIA

Damals verursachte Nelson Piquet Jr. absichtlich einen Unfall, um eine strategisch günstige Safety-Car-Phase auszulösen. Diese verhalf seinem Teamkollegen Fernando Alonso zum Sieg. Öffentlich wurde der Betrug erst 2009 bekannt. In einem Interview sagte der damalige Formel-1-Chef Bernie Ecclestone im letzten März allerdings, dass die Königsklasse noch 2008 Wissen von dem absichtlich verursachten Unfall erlangt habe, der als Crashgate in die Motorsport-Geschichte einging.

Dieses Interview gab den Anlass für Massa, um gegen die WM-Entscheidung vorzugehen. Bei einer nachträglichen Annullation des Rennens in Singapur wäre der WM-Titel an Massa gegangen und nicht an Hamilton. Bereits im Sommer des Vorjahres drohte der Brasilianer mit einem Gang vor die Justiz. Jetzt zieht er diesen Schritt tatsächlich durch.

Anwaltskanzlei rollt Crashgate neu auf

Die Klage wird von der Anwaltskanzlei Vieira Rezende Advogados aus Rio de Janeiro angeführt. Diese machte in einer Mitteilung den Schritt des ehemaligen Vize-Weltmeisters publik. Demnach forderte er eine Feststellung der FIA, dass diese gegen ihre eigenen Regularien verstoßen habe, indem sie den Unfall von Nelson Piquet Jr. nicht untersuchte.

Der elffache Grand-Prix-Sieger fordert zudem eine Entschädigung für die Gewinne, die ihm infolge der Niederlage im WM-Kampf entgingen. Eine Änderung des WM-Ergebnisses oder eine Streichung des Singapur-GPs werden in der Mitteilung nicht gefordert. Ecclestone und die FOM (Formula One Management) werden in dem Schreiben als mitschuldig bezeichnet. Außerdem teilte die Anwaltskanzlei mit, dass Versuche, eine außergerichtliche und einvernehmliche Einigung zu erzielen, gescheitert seien.

"Die jüngsten Ereignisse zeigen, dass Fragen der Transparenz und Integrität in der Formel 1 nach wie vor aktuell sind, und es ist klar, dass ernsthaft daran gearbeitet werden muss, ihre Glaubwürdigkeit und langfristige Zukunft wiederherzustellen", heißt es außerdem. Neben der bereits genannten brasilianischen Anwaltskanzlei, die durch Bernardo Vieira vertreten wird, treten noch sieben weitere Anwälte für Massa in Aktion.

Massa-Anwalt mit Ecclestone-Vergangenheit

Vier davon kommen aus Großbritannien, dazu sind noch Anwälte aus der Schweiz, den USA und Frankreich involviert. Eine interessante Personalie ist dabei vor allem der englische Anwalt Nick de Marco. Der hochdekorierte Anwalt war bereits in zahlreiche Sport-Prozesse verwickelt und ist vor allem für die Familie Ecclestone kein Unbekannter. 2014 stand er in einem Gerichtsprozess auf der Gegenseite von Tamara Ecclestone, der Tochter des ehemaligen F1-Oberhauptes.

De Marco war außerdem von Februar bis August 2007 Direktor der Fußballmannschaft Queens Park Rangers. Als diese von Ecclestone und Flavio Briatore übernommen wurde, trat er allerdings zurück. Kurios dabei: Briatore war als Renault-Teamchef auch ausgerechnet die zentrale Figur im Crashagte-Skandal von Nelson Piquet in Singapur. Als jenem Skandal, der der Klage von Felipe Massa zugrunde liegt.