Max Verstappens größte Herausforderung im Rennen von Saudi-Arabien ? Dass die Reifen beim Überrunden am Ende nicht zu sehr auskühlten. Das zweite Rennen der Formel-1-Saison illustriert die Dominanz der Partnerschaft Verstappen und Red Bull perfekt. Da mutet es erst recht absurd an, wie die Gerüchte über einen möglichen Abgang von Verstappen am Wochenende durch das Jeddah-Fahrerlager pflügten.

Die größten Herausforderungen für Verstappen bleiben Interna. Endlich einmal mit positiven Signalen. Die Lage rund um Red Bulls Motorsport-Berater Dr. Helmut Marko wurde mit einem Besuch von Konzerngrößen aus Österreich entschärft. Marko bleibt bei Red Bull, so viel steht nun fest. Teamchef Christian Horner will die weiteren Wogen jetzt glätten.

Die Marko-Gerüchte hatten die davor schon kursierenden Spekulationen um einen Bruch zwischen Horner und dem Verstappen-Lager nämlich weiter befeuert. Nachdem sich Vater Jos vor einer Woche klar gegen den Teamchef positioniert hatte, stellte sich Max Verstappen am Freitagabend bei aufkeimenden Gerüchten über eine Suspendierung dann auch explizit hinter Helmut Marko - und bezeichnete ihn als wichtigen Teil seiner Zukunfts-Entscheidungen.

Gepaart mit den Gerüchten, wonach Horner und Marko seit Monaten Red-Bull-intern auf Konfrontationskurs seien, erschienen die Fronten folglich bezogen. "Meine Beziehung mit Helmut ist kein Problem", bemüht sich Horner daher am Samstagabend das Gegenteil klarzustellen. "Ich kenne ihn seit 1996. Er spielt eine wichtige Rolle im Team."

Red Bull-Teamchef Christian Horner und Dr. Helmut Marko nach dem Rennen im Parc Ferme
Horner und Marko nach dem Saudi-Arabien-GP, Foto: LAT Images

Nichts im Team ist zerbrochen, so Horner nach dem zweiten Doppelsieg im zweiten Rennen. Schon gar nicht zwischen ihm und seinem Star-Piloten: "Alles ist bester Ordnung mit Max. Er arbeitet gut im Team. Kein Stress. Man sieht, wie entspannt er in der Garage rund um alle herum ist, und das verwandelt er auch auf der Strecke in Leistung."

Verstappen-Abgang? Kein Individuum ist größer als Red Bull

Bei aller Zuversicht gibt es von Horner aber auch eine andere, schon fast überraschende, Ansage: "Kein Individuum ist größer als das Team." So stellt er fest, dass er niemandem im Weg stehen wolle, der sich nicht mehr als Teil von Red Bull fühlt. Das ist nicht explizit an Verstappen gerichtet, aber doch antwortet er auf Nachfragen zu Verstappens bis 2028 gültigem Vertrag: "Wie überall im Leben kannst du niemandem mit einem Blatt Papier zu etwas zwingen."

"Wenn ein Fahrer irgendwo nicht sein will, dann kann er woanders hin", so Horner. Das Thema Verstappen-Alternativen spart er aus, nicht aber die Tatsache, dass er ohnehin einen Sitz - den von Sergio Perez - für 2025 zu füllen hat. Und viele Interessenten in der Leitung: "Ich habe wohl 16 Fahrer, die verzweifelt in dieses Auto möchten. Mit Checo auf der Pole Position."

Red Bull-Pilot Max Verstappen feiert seinen 2. Saisonsieg im Parc Ferme
Verstappen feiert seinen Sieg in Saudi-Arabien, Foto: Getty Images / Red Bull Content Pool

Dass ein Ich-will-raus-Szenario mit Verstappen droht, will Horner aber nicht in den Raum stellen: "Teil dieses Teams zu sein verlangt Leidenschaft und Hingabe, und Max hat das. Das wissen wir. Er ist hier, seit er 18 Jahre alt ist."

Toto Wolff zu Verstappen: Würde ihn liebend gerne haben

So zitiert Horner schließlich seinen alten Rivalen, Mercedes-Teamchef Toto Wolff: "Die besten Fahrer wollen die besten Autos." Ebendieser Toto Wolff verfolgt die Situation aktuell weiter als unbeteiligter Zuschauer, aber doch mit unverhohlenem Interesse: "Ich würde ihn liebend gerne haben!"

"Das ist eine Entscheidung, die Max treffen muss, aber es gibt kein Team in der Startaufstellung, welches nicht einen Handstand aufführen würde, um ihn ins Auto zu bekommen", hält Wolff fest. Zugleich bleibt er ehrlich: "Wie gesagt, ein Fahrer wird immer versuchen, im besten Auto mit der besten Siegchance zu sein. Dort ist Max aktuell."

"Wir müssen erst unser eigenes Auto aussortieren, das sind wir unseren Fahrern schuldig", hält sich Wolff weiter von einer aktiven Rolle in der Verstappen-Gerüchteküche fern. Er rechnet ohnehin noch mit Monaten, bis Mercedes eine finale Entscheidung in Sachen Nachfolger für den ausscheidenden Lewis Hamilton treffen wird.

Verstappen hofft: Kehrt endlich Ruhe ein bei Red Bull?

Bleibt nur noch das Objekt der Begierde selbst. Nach seinem Plädoyer für Helmut Marko am Tag zuvor war Max Verstappen in der Pressekonferenz nach dem Rennen entspannter. Sein 100. Podium im 188. Rennen war es, er quittierte es mit einem Witz: "Heißt, dass ich 88 Podien verpasst habe!"

Intern hofft er nun, dass endlich Ruhe einkehrt. Oliver Mintzlaff und Franz Watzlawick, zwei von Red Bulls CEOs, waren am Samstag im Jeddah-Fahrerlager aufgetreten. Der Marko-Verbleib ist gesichert, Verstappen beruhigt: "Hoffentlich ist das von jetzt an vollends der Fall. Jeder fokussiert sich in die gleiche Richtung. Und ich denke, das Positive ist, dass nichts davon unsere Performance beeinflusst hat. Also ist es ein sehr starkes Team."