Es war ein bärenstarker erster Trainingstag für Fernando Alonso. Schon das erste Training zum Saudi-Arabien-GP beendete er mit einem zweiten Platz weniger als zwei Zehntel hinter Max Verstappen. Im zweiten Training schlug der Aston Martin dann zu: Bestzeit, 1:28,827, sogar relativ klar. Nach schwachem Saisonauftakt Grund zur Freude? Wohl nur kurz.

Fest steht, dass Alonsos FP2-Runde eine gute war. 0,230 Sekunden nahm er dem zweitplatzierten George Russell ab, 0,331 Sekunden dem Dritten Max Verstappen. Die Sternchen und Anmerkungen müssen bei Aston Martin jedoch schnell beginnen. Auf der Ziellinie staubte Alonso zu Rundenbeginn bereits einen kleinen Windschatten ab.

Auf dem Rest der Runde gewann Alonso vor allem in den Power-Passagen im hinteren Teil der Strecke. Raus aus Kurve 17, das lange Vollgas-Geschlängel hinunter bis zur nächsten Schikane. Da verloren seine direkten Konkurrenten alle Zeit.

Schnell drängt sich daher der Verdacht auf, dass Aston Martin mit etwas mehr Motorleistung ins zweite Training startete. Das stellte auch Max Verstappen am Abend in den Raum. In Bahrain hatte sich Alonso im 2. Training ebenfalls stark präsentiert, war auf dem dritten Rang gelandet. "Ich denke, wir fahren andere Strategien, was Benzinmenge, Motormodi und so angeht", ist er in Jeddah daher ehrlich mit sich selbst.

Fernando Alonso der Pole-Geheimtipp mit einem großen Problem

Im Vergleich zu Bahrain ist die Saudi-Arabien-Bestzeit aber noch einmal ein deutlicher Schritt. Alonso selbst ist zufrieden, das Auto gut ausbalanciert: "Auch beim Setup haben wir einige Optionen für morgen. Definitiv ein guter Donnerstag für uns." So nennt Red Bulls Motorsport-Berater Dr. Helmut Marko auch Alonso als größten Gegner im Kampf um die Pole, wohl wissend, dass Red Bull gerade im Qualifying nicht überlegen ist.

Alonsos wirkliche Probleme begannen in der zweiten Hälfte des Trainings, als es an die Longruns ging. Der Aston Martin AMR24 war schon in der Vorwoche in Bahrain im Rennen eine stumpfe Waffe mit viel Reifenverschleiß gewesen. Der glatte Asphalt von Jeddah scheint nicht ausreichend Abhilfe zu schaffen, jedenfalls nicht relativ zur Konkurrenz.

Der Trend von Alonsos 13 Runden auf Medium ist dezidiert negativ. Acht Zehntel verliert er im Schnitt auf Verstappen, und drei bis vier auf die direkten Konkurrenten von Mercedes. Bei keinem Team der Spitzengruppe ist das Nachlassen der Reifen so deutlich zu erkennen.

Noch schlimmer als Alonso sah Teamkollege Lance Stroll aus. Der riss eine geradezu gigantische Lücke auf. Auf eine Runde 0,735 Sekunden im ersten Training, 0,509 im zweiten, und im Longrun verlor er pro Runde im Schnitt über vier Zehntel. Eine Alonso-Überraschung im Qualifying mag also zumindest möglich sein. Für den Rest des Wochenendes sehen die Aston-Martin-Chancen fast identisch aus wie in Bahrain.