Ein weiteres Mal musste sich Christian Horner einem langen Verhör der Formel-1-Medien stellen. Auch bei seinem Auftritt in der donnerstäglichen offiziellen Pressekonferenz in Saudi-Arabien. 20 Minuten lang drehte sich alles nur um den "Fall Horner" und dessen neue Entwicklungen. Denen trotzt der Red-Bull-Teamchef entschieden und fordert endlich einen Schlussstrich.

"Es tut mir für diese drei Herren leid, die hier über ihre Autos und Fahrer sprechen sollten", meinte Horner schließlich in Richtung der neben ihm sitzenden Berufskollegen Bruno Famin, Mike Krack und James Vowles, welche fast keine Fragen gestellt bekamen. Die ganze letzte Woche war die seit Februar brodelnde Lage weiter angeheizt worden. Leaks mit angeblichem Beweismaterial gegen Horner, zuletzt sogar Gerüchte über einem Bruch mit Jos und Max Verstappen.

"Aber mit dem Eindringen in meine Familie reicht es jetzt", will Horner die Sache endlich hinter sich lassen. "Wenn das deine Kinder beinhaltet. Die prüfenden Blicke auf meine Ehe. Ich kann mich glücklich schätzen, dass ich die Unterstützung meiner Familie und meiner Ehefrau habe." Am Renn-Samstag in Bahrain war er demonstrativ mit Ehefrau Geri Halliwell zusammen aufgetreten.

Christian Horner wird zur Zielscheibe: Freispruch & Fakten sind klar

Mit der Beschuldigung einer Mitarbeiterin, Horner habe "kontrollierendes Verhalten" ihr gegenüber an den Tag gelegt, hatte es begonnen. Medial wurde das besonders im Boulevard breitgetreten. "In der Realität wurde eine Beschwerde eingereicht, und die wurde von der Red Bull GmbH, den Eigentümern von Red Bull Racing, vollends professionell behandelt", erinnert Horner.

Eine Ermittlung endete noch vor Bahrain schließlich mit einem Abweisen der Beschwerde durch einen unabhängigen Kronanwalt (King's Counsel), eine Bezeichnung für einen altgedienten Rechtsanwalt in Großbritannien. "Einer der reputabelsten Kronanwälte des Landes", so Horner. "Er hat sich Zeit genommen, alle Fakten zu ermitteln. Hat alle Beteiligten interviewt. Hat sich alles angesehen, alle Fakten, und seine Schlussfolgerung war, die Beschwerde abzuweisen." Damit ist für Horner klar: Fall abgeschlossen.

Red Bull-Teamchef Christian Horner mit seiner Frau Geri im Paddock
Geri und Christian Horner im Bahrain-Fahrerlager, Foto: LAT Images

Bei Kommentaren zu den darauffolgenden Leaks hält er sich weiter zurück. Deren Echtheit ist nach wie vor nicht erwiesen. "Leider kam es durch diese Leaks zu sehr vielen Berichten", so Horner, der sich nur kurz für einen kleinen Gegenangriff aus der Deckung wagt: "Andere haben versucht, Vorteile daraus zu ziehen. Leider ist die Formel 1 ein umkämpftes Geschäft. Natürlich gibt es da Elemente, die versucht haben, Vorteile daraus zu ziehen. Die vielleicht weniger schöne Seite unseres Sports."

Horner ist sich Max Verstappens Dienste sicher: Aussprache mit Vater Jos

Mit in den Berg an Gerüchten hinein fällt Jos Verstappens deutliche mediale Ansage vom letzten Sonntag, wonach Horner als Red-Bull-Teamchef nicht mehr tragbar sei. Das verwandelte sich in den letzten Tagen zu Gerüchten, wonach Jos' Sohn, Dreifach-Weltmeister Max Verstappen, bei einem Horner-Verbleib gar das Team verlassen könnte.

"Ich habe nach dem Grand Prix mit Jos gesprochen", bemüht sich Horner die Gerüchte zu entschärfen. Die Details dieses Gesprächs behält er für sich, meint nur: "Im Interesse aller haben wir uns geeinigt, in die Zukunft zu blicken. Wir haben beide ein großes Interesse daran, seinem Sohn das beste Auto zu geben und das Beste aus ihm herauszuholen."

Folglich ist es für Horner nicht in Frage zu stellen, dass Max Verstappen seinen bis 2028 gültigen Vertrag mit Red Bull erfüllen wird: "Ich bin mir sicher, dass er das wird. Er hat ein tolles Team um sich, hat großes Vertrauen in dieses Team. Wir haben sehr viel zusammen erreicht."

Red Bull stellt Angestellte im Fall Horner frei

Nur Stunden vor Horners Auftritt in der Pressekonferenz hatte der Fall jedoch eine weitere Wendung genommen. Wie der britische 'Telegraph' und 'The Athletic' übereinstimmend berichten, wurde jene Angestellte, welche die ursprüngliche Beschwerde vorgebracht hatte, vom Rennteam Red Bull Racing diese Woche freigestellt. Ob sie einen Einspruch gegen das ursprüngliche Urteil einlegt, ist noch offen.

"Ich fürchte, ich kann keine vertraulichen Angelegenheiten zwischen Unternehmen und Angestellten kommentieren", wehrt Horner eine Nachfrage dazu ab. Das nährt weitere Forderungen zu Transparenz, welche vor allem Red Bulls Kontrahenten, etwa Mercedes, in den letzten Tagen wiederholt gestellt hatten.

Horner verweist hingegen darauf, dass es Standard in Unternehmen ist, solche Untersuchungen vertraulich zu behandeln. Details - Red Bull kommunizierte nur die Abweisung, keine Erklärungen - wird es auch von Horner nicht geben, selbst wenn er wollte: "Es steht mir nicht frei aufgrund dieser Vertraulichkeit, und aus Respekt vor dem Unternehmen und natürlich vor der anderen Partei. Für uns alle gelten die gleichen Einschränkungen."