Aufatmen heißt es für Ferrari und für Carlos Sainz nach dem ersten Rennen der Formel-1-Saison 2024. In Bahrain schlug sich Sainz mit einem dritten Platz beachtlich, aber besonders wichtig ist nicht das finale Ergebnis. Sondern Sainz' Weg dorthin. Der Spanier kam von hinten, und erlegte sogar fast einen der beiden Red Bulls vor ihm.

"Es ist ein bisschen erleichternd", lautet die Sainz-Bilanz. Denn: "Das letzte Rennen, in dem ich attackieren konnte, war Österreich. Wir sprechen hier von 13, 14 Rennen. In allen anderen Rennen musste ich managen, in die Spiegel schauen, die Pace kontrollieren, und hatte keine Chance, Leute anzugreifen." Auch der Singapur-Sieg im Vorjahr linderte die Leiden des Ferrari-Piloten nicht.

Das tat erst Bahrain 2024. Ein nach der ersten Runde auf dem fünften Platz liegender Sainz rang auf der Strecke gleich zweimal seinen Teamkollegen Charles Leclerc nieder, und einmal den Mercedes von George Russell.

Sainz glänzt in Duellen: Ferrari kann endlich kämpfen

Alle drei Manöver waren stark. In Runde 11 fuhren Sainz und Leclerc nebeneinander bis auf Zentimeter durch die ersten Kurven. "Wenn ich meinen Teamkollegen überhole lasse ich immer so viel Platz wie möglich und greife nur an, wenn ich alles unter Kontrolle habe", sieht es Sainz aber nicht dramatisch.

Den Platz verlor er beim ersten Boxenstopp wieder, weil ein mit den Reifen und Bremsen kämpfender Leclerc früher reingeholt wurde. Aber auch der zweite Angriff von Sainz, diesmal ein starkes Ausbremsmanöver, saß. Und nur zwei Runden später holte er sich auf der Außenbahn hin zu Kurve 4 auch noch George Russell, nachdem er sich den Mercedes durch die ersten Kurven schön zurechtgelegt hatte.

"Letztes Jahr war das schlicht unmöglich", erinnert sich Sainz. "Sobald wir in verwirbelter Luft waren, etwas zu viel gepusht haben oder die Reifen überhitzt haben, war es aus. Dieses Jahr kommen wir auf die Strecke mit dem größten Grip-Limit am Heck, mit dem höchsten Abbau, und können im Rennen attackieren. Das ist schon eine Erleichterung. Das gibt mir das Gefühl, dass wir das öfter schaffen können."

Sainz scheitert an Perez: Nie daran geglaubt

In der zweiten Rennhälfte war Sainz im Verfolgerfeld der schnellste Mann, nachdem er Russell abgefertigt hatte. Tatsächlich schloss er vor dem zweiten Boxenstopp bis zu drei Sekunden zum Red Bull von Sergio Perez auf. War da sogar die Chance, mit Platz zwei einen der RB20 zu bezwingen? Schließlich hatte Perez für den Schluss-Stint nur mehr Soft-Reifen in der Garage, Sainz einen zweiten Satz Hard.

"Um mit Checo zu kämpfen, konnten wir nur versuchen, den Boxenstopp zu antizipieren und ihn etwas früher zum Wechsel zu zwingen", erklärt Ferrari-Teamchef Fred Vasseur die Schluss-Strategie. Sainz stoppte tatsächlich früh, zwang Perez zu einem 21-Runden-Schlussstint auf dem Soft. Doch in diesen 21 Runden wurde die Lücke erst ganz am Schluss etwas kleiner.

Im Rennen fragte Sainz noch nach dem Punkt, an dem seine Hard schneller sein würden. Danach ist er aber realistisch: "Wir hatten hier drei Testtage. Da haben wir den Abbau von Red Bull auf Soft gesehen. Der ist der gleiche wie unserer auf dem Hard!"

"Mit einem von ihnen mitzuhalten, auf einer Strecke, die wahrscheinlich ihre stärkste ist mit sehr hohem Abbau am Heck, das ist eine gute Überraschung", lautet Sainz' Fazit. Auch Fred Vasseur ist so zur Hälfte positiv eingestellt: "Positiv ist, dass wir die Hälfte der Lücke zu Red Bull geschlossen haben. Negativ ist, dass es nicht reicht."

Obendrauf haderte Ferrari in Bahrain mit Bremstemperaturen. Das artete am Auto von Charles Leclerc in der ersten Rennhälfte beinahe zu einem Desaster aus. Auch Sainz litt anfangs darunter, verrät er nach dem Rennen: "Im Verkehr hatte ich viele Vibrationen. An einem Punkt wurde das Pedal weich." Er konnte das Kühlen noch besser managen. Aber das Team räumt ein: Hier gibt es Hausaufgaben.