Die Formel-1-Saison 2024 beginnt zwar erst in drei Wochen mit den Testfahrten in Bahrain. Doch bereits jetzt nimmt das neue Jahr in der Königsklasse mit den Präsentationen der Teams Fahrt auf. Beinahe traditionell hat sich Haas die Pole Position in der Launch-Saison gesichert. Am Freitag zeigt das US-Team sein neues Auto - zumindest in Form von Renderings. Wie soll der Start in die Post-Steiner-Ära gelingen?

Key Facts zur Präsentation von Haas

  • Name: VF-24
  • Wann? 2. Februar 2024, 15:00 Uhr
  • Wie? Pressemitteilung & Online
  • Was? Renderings des echten Autos
  • Was ist neu?
    - Ayao Komatsu übernimmt als Teamchef
    - Konzeptwechsel & neue Techniker

Haas ohne Steiner: Wie soll das funktionieren?

Haas hatte in der Winterpause wohl die bedeutendste Personal-News zu vermelden. Günther Steiner, der seit Tag 0 das Projekt in Kannapolis geleitet hatte, wurde am 10. Januar überraschend entlassen. Team-Eigentümer Gene Haas machte sportliche Gründe für das Aus seines langjährigen Partners verantwortlich und wollte eine mehr technisch-orientierte Führung des Rennstalls.

Ob das bei den Letzten der abgelaufenen Konstrukteurs-WM tatsächlich der einzige Grund war, steht aber auf einem anderen Blatt Papier. Im Paddock hielten sich seit Monaten Gerüchte über Differenzen zwischen Steiner und Haas. Diese sollen einerseits finanzieller Natur gewesen sein, andererseits auch die zukünftige Ausrichtung des Teams betroffen haben.

Jedenfalls ist ab 2024 Ayao Komatsu am Ruder. Der Japaner kam 2016 gemeinsam mit Romain Grosjean von Lotus zu Haas, und war dort seitdem als Chef-Renningenieur unter Vertrag. Auch wenn er keine Kritik an seinem ehemaligen Vorgesetzten anbringen will, stellte Komatsu nach Dienstantritt seinen Antrieb klar: "Wir können mit den Leuten und ihren Ideen einen viel besseren Job machen."

Steiner war nicht der einzige Abgang, den Haas im Winter zu verzeichnen hatte. Auch Technikchef Simone Resta verließ das Ferrari-Kundenteam. Im Gegensatz zu Steiner ist allerdings unklar, ob dieser Abgang von ihm ausging oder vom Team. Gerüchte bringen Resta mit einem Wechsel zu AlphaTauri oder einer Rückkehr zu Ferrari in Verbindung.

Neues Haas-Konzept: Wie heilen wir die Reifen-Seuche?

Haas machte sich in der vergangenen Saison auf die Suche nach der Rennpace. Der VF-23 war im Qualifying schnell, konnte aber die Reifen nicht lange am Leben erhalten und war so auf die Distanz nicht konkurrenzfähig. Erste Lösungsansätze sollte ein großes Update in Austin bringen, mit neuem Unterboden und neuer Verkleidung. Doch wirklich Linderung verschaffte das nicht - ganz im Gegenteil.

Sogar die beiden Fahrer waren sich uneins, welche Version schneller war. Nico Hülkenberg bevorzugte bis Saisonende den alten Haas, Kevin Magnussen kam mit der B-Version besser zurecht. Für 2024 liegt der Fokus also weiterhin darauf, den Reifenverschleiß in den Griff zu bekommen. Der Weg dorthin soll über ein neues Konzept führen. 2024 plant die Mannschaft mit einem Downwash-Konzept, ähnlich wie jenes von Red Bull. Das Austin-Update hatte bereits in diese Richtung gearbeitet, doch das alte Chassis ermöglichte eine echte Umstellung nicht.

Haas-Fahrer Nico Hülkenberg
Haas: Das große Upgrade beim USA-GP 2023 trug keine Früchte, Foto: LAT Images

Kevin Magnussen und Nico Hülkenberg: Wohin geht die Reise?

2024 läuft ein Großteil der Verträge in der Formel 1 aus. Obwohl Haas keine offizielle Laufzeit kommuniziert hat, ist dies wohl auch bei Hülkenberg und Magnussen der Fall. Die Ausgangslage vor dieser Saison könnte für das Fahrerduo aber abgesehen davon nicht unterschiedlicher sein. Während sich Hülkenberg im Vorjahr vor allem durch starke Qualifying-Leistungen in Szene setzen konnte, sah Magnussen über weite Strecken kein Land.

Magnussen schob das auf seinen Fahrstil. Der Däne bevorzugt eine rundere Fahrweise in die Kurve, der VF-23 verlangte aber eher einen V-Stil. Das Update in Austin enttäuschte allgemein zwar die Erwartungen, aber es erfüllte dahingehend etwas seine Wünsche. Wie bereits erwähnt bevorzugte Magnussen den neuen Boliden.

2024 muss er daraus allerdings auch Profit schlagen. Im Vorjahr erhielt er aufgrund seiner Leistungen aus der Vergangenheit noch einmal das Vertrauen des Teams ausgesprochen, doch falls er noch eine Saison lang unter Ferner Liefen performt, könnten seine Tage in der Formel 1 gezählt sein - mal wieder.

Haas-Fahrer Nico Hülkenberg
Nico Hülkenberg ließ Kevin Magnussen 2023 im Team-Duell keine Chance, Foto: LAT Images

Der Name Nico Hülkenberg hingegen fiel schon im Vorjahr häufig im Zusammenhang mit Audi. Ein deutscher Fahrer, der noch dazu - trotz seines Alters - gute Leistungen bringt, wäre für den Einstieg der VW-Marke im Jahr 2026 eigentlich eine logische Option. Die Verträge von Valtteri Bottas und Guanyu Zhou laufen Ende des Jahres aus, ein sportlicher Aufstieg wäre ein Wechsel in die Schweiz zu einem zukünftigen Werksteam allemal.

Frankensteins F1-Monster: Wird Haas von der eigenen Struktur gebremst?

Die größte Schwäche von Haas liegt wohl bereits in der Struktur des Teams. Während der Rennstall unter amerikanischer Flagge an den Start geht und seinen Hauptsitz in Kannapolis (North Carolina) hat, verteilen sich die technischen Standorte quer durch Europa. Das Chassis wird von Dallara in Varano hergestellt. Der Rest des technischen Herstellungsprozesses und des Rennstalles verteilt sich auf Banbury (UK) und auf einen Standort in unmittelbarer Nähe zu Motor-Lieferant Ferrari in Maranello.

Komatsu identifizierte dieses Problem als einen Auslöser für die sportliche Misere des Teams und kündigte nach Dienstantritt an, dass die Kommunikation innerhalb des Rennstalls eine zentrale Komponente seines Umbaus werden soll. Wenigstens für den Saisonstart klang der Grundtenor des neuen sportlichen Leiters dennoch eher pessimistisch: "Das 24er-Auto ist ein deutlicher Schritt nach vorne, aber ich bin nicht sicher, ob es gut genug ist, um mit der Konkurrenz mitzuhalten, weil wir so spät angefangen haben."

Mini-Launch bei Haas

Stärken lassen sich bei einem Team, das im letztem Jahr mit fallender Tendenz die rote Laterne eingefahren hat, der Natur der Sache entsprechend natürlich etwas schwerer ausmachen. Zugutehalten lässt sich immerhin noch die Qualifying-Pace des letztjährigen Boliden, aber mit einem grundneuen Konzept übersetzt sich das wohl kaum automatisch ins neue Jahr.

Für den Launch werden keine großen Brötchen gebacken. Wie schon in den vergangenen Jahren verzichtet die US-Mannschaft auf ein echtes Event. Die Vorstellung wird nur in einer Online-Übertragung abgehalten. Zu erwarten sind lediglich Renderings des neuen Autos und kein echter Bolide.