Gerade erst ist die zweite Formel-1-Saison seit der umfangreichen Regelrevolution zur Saison 2022 vorbei, da steht schon die nächste radikale Regeländerung vor der Tür. Grundlage dafür ist das neue Motorenreglement ab der F1-Saison 2026, dass im August 2022 verabschiedet wurde und auch umfangreiche Änderungen am Chassis zur Folge haben wird. Der Elektroanteil an der Power Unit soll in diesem Rahmen von rund 20 Prozent auf etwas unter 50 Prozent ansteigen.

Außerdem soll durch den Umstieg auf synthetische Kraftstoffe der CO2-Ausstoß der Boliden auf null sinken und das Rennen an sich damit CO2-Neutral werden. Auch eine Budgetdeckelung für Motorenhersteller, die es für die zehn Formel-1-Teams exklusive Motorenabteilung schon seit 2021 gibt, wird eingeführt. Diese soll ab 2026 bei 130 Millionen Dollar liegen.

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Obwohl im Zuge des neuen Motorenreglements Marken wie Audi, Ford und möglicherweise General Motors in die Formel 1 gelockt werden konnten, haben die neuen Regeln bei einigen einflussreichen Personen im Paddock einen schweren Stand.

Red-Bull-Teamchef Christian Horner etwa äußerte bereits im Juli 2023 Bedenken. "Wir müssen sicherstellen, dass wir keinen technischen Frankenstein erschaffen, bei dem das Chassis so stark eingeschränkt wird, dass das Racing davon betroffen ist." Seine Sorge galt hauptsächlich der erhöhten Elektro-Komponente. Horners Horror-Szenario: Autos müssten mitten auf der Geraden vom Gas gehen, um die Batterie zu laden.

Schon damals pflichtete ihm Max Verstappen bei und äußerte sich besorgt über die Zukunft des Racings. Mercedes-Teamchef Toto Wolff wiederum sah kein Problem mit dem Reglement und warf Red Bull vor, lediglich bei der Entwicklung hinterherzuhinken und sich um die eigene Konkurrenzfähigkeit zu sorgen. Red Bull wies dies zurück.

Verstappen: "Man kann ohnehin nichts daran ändern"

Rund ein halbes Jahr später hat sich an den Vorbehalten des Weltmeisters wenig geändert. "Ich glaube nicht, dass wir dumm sind. Wir werden schon noch herausfinden, wie gut es sein wird. Im Moment ist es noch immer nicht besonders aufregend", sagte Verstappen im Exklusiv-Interview für die Print-Ausgabe des Motorsport-Magazins. https://abo.motorsport-magazin.com/bestellen.html direkt auf unserer Webseite oder verschenke es zu Weihnachten.

Mit Blick auf eine mögliche Anpassung des Reglements zeigte er sich pessimistisch: "Niemand wird zustimmen. Dieser Sport ist so politisch. Wenn wir für eine Sache pushen, dann denken die anderen, dass wir vielleicht etwas gefunden haben, das ein Vorteil sein könnte. Also sagen sie nein."

Die Formel 1 funktioniere so, dass wenn man etwas finde, es immer nicht unterstützt werde, so Verstappen weiter. "So war es immer, das ist Teil dieses Sports. Manchmal muss man damit leben, denn man kann ohnehin nichts daran ändern."

Anfang 2022 verlängerte Verstappen seinen Vertrag bis Ende 2028, Foto: Red Bull Content Pool
Anfang 2022 verlängerte Verstappen seinen Vertrag bis Ende 2028, Foto: Red Bull Content Pool

Sollte das Racing wirklich so schlecht werden, wie von Red-Bull-Seite befürchtet, könnte das auch bedeutsame Auswirkungen auf die Zukunft des dreimaligen Weltmeisters haben. Verstappen hatte bereits des Öfteren offen über die Möglichkeit gesprochen, dass sein aktueller Vertrag bis Ende 2028 sein letzter in der Formel 1 sein könnte, ein Rücktritt mit dann nur 31 Jahren sei vorstellbar.

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Begründet hatte er diese Gedanken meist mit dem hohen Arbeitspensum als Fahrer, dass neben den Rennen und zugehörigen Reisen auch zahlreiche Fabrikbesuche und Marketingverpflichtungen umfasst. Zudem macht er kein Geheimnis um seine Liebe für andere Formen des Motorsports, etwa 24-Stunden-Rennen, die er laut eigener Aussage nicht erst im Alter von 40 oder 50 Jahren angehen möchte.

Angesprochen darauf, ob die Regeln für 2026 im Falle drastisch abfallender Racing-Qualität ein Faktor sein könnten, seinen Vertrag nicht zu verlängern, antwortet er lediglich mit: "Ja, möglicherweise."

Bereits in der Saison 2025 könnte es in der Formel 1 zu einem großen Transferchaos kommen. Wie sich die Fahrerpaarungen der zehn Teams verändern könnten, diskutieren Christian und Flo in unserem großen Transfer-Ausblicksvideo:

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