Sergio Perez hat sich ins Ziel gerettet. Eigentlich auf den ersten Blick kaum vorstellbar, dass sich ein Fahrer darüber freuen könnte, dass der Red Bull RB19 nach dem finalen Test in Abu Dhabi endlich in der Garage in Milton Keynes verschwindet. Schließlich stellte das Team mit 21 von 22 möglichen Siegen und einer Sieg-Rate von 95,45 Prozent einen neuen Rekord für die dominanteste Saison aller Zeiten auf.

Doch fast alle dieser Siege, 19, entfielen auf Weltmeister Max Verstappen. Der wurde auf seinen letzten Runden im Arbeitsgerät am Sonntagabend emotional. Perez musste noch neun Teststunden am Dienstag abspulen, an deren Ende er sehr gerne die metaphorischen Schlüssel abgibt.

Ein Crash zum F1-Abschluss! Perez wird den RB19 nicht vermissen (09:16 Min.)

Perez verzweifelt am RB19: Harte Zeiten

"Es war dominant für Red Bull, ja, aber für mich war es sehr hart", akzeptiert Perez. Zwei Siege, zwei Poles, mit neun Podien nur eines mehr als Fernando Alonso. Nach Punkten stand es am Saisonende zwischen Perez und Verstappen 285 zu 575, nach Führungsrunden 146 zu 1.003. Viele Dominanz-Rekorde und die Team-Wertung holte Verstappen praktisch im Alleingang.

"Wir werden sicher nächstes Jahr wieder ein tolles Auto haben, hoffentlich mit einer etwas besseren Balance auf meiner Seite", lautet das letzte Perez-Fazit von der Winterpause. Seit Saisonbeginn hatte sich der RB19 von ihm wegentwickelt. Red Bull hatte seit 2022 daran gearbeitet, die Vorderachse aktiver zu machen. Was Verstappen zugutekam, wurde immer mehr zum Problem für Perez.

Ab Barcelona 2023, wo das Team einen geupdateten Unterboden und Diffusor gebracht hatte, hatte sich Perez beim Setup teilweise komplett verrannt. Lange arbeitete er an seinem Fahrstil, ging unterschiedliche Wege zu Verstappen, nichts funktionierte.

Das Team ortete auch eine psychologische Komponente, denn dieser Wandel fiel mit einem Durchbruch von Verstappen zusammen. Der war bis Baku nicht vollends glücklich mit dem RB19 gewesen, erlebte dort aber mit Experimenten der im Cockpit verstellbaren Settings von Differenzial und Motorbremse, nachdem er den Großteil des Rennens hinter Perez hergefahren war.

Perez nutzt Testfahrten für letzte Checks: Gerüstet für 2024

Zu Saisonende bewegte sich Perez erst wieder näher an das Verstappen-Basissetup zu Wochenendbeginn und kam damit langsam wieder in den Tritt. Die letzten neun Test-Stunden in Abu Dhabi nahm er zumindest dahingehend noch einmal gerne auf. "Für Checo ging es darum, in ein paar Bereichen aufzuräumen, wo er über die Saison hinweg noch Fragezeichen gehabt hatte", verriet Gianpiero Lambiase. Lambiase, sonst Renningenieur von Max Verstappen, wohnte dem Test als Chefingenieur bei.

Die Daten aus dem Test werden in die Winterpause mitgenommen. Damit hofft Perez, die 2023er-Probleme endlich ganz verstehen und abhaken zu können: "Insgesamt bin ich dankbar für die schwierige Saison. Sie hat mir viel über das Auto beigebracht, über die Philosophie bei Red Bull, und ich verstehe das Konzept des Autos viel besser. Da hoffe ich sehr, dass sich das im nächsten Jahr bezahlt macht."