Die Formel 1 reist zum dritten und letzten Mal in dieser Saison in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Las Vegas wird sich nach 41 Jahren Formel-1-Abstinenz wieder die Ehre geben. Bei der Rückkehr in die schillernde Glücksspielstadt von Nevada steht zwar vor allem die Show im Fokus, doch auch auf der sportlichen Seite hat der Las Vegas GP einiges zu bieten. Von einer Reifenlotterie, über Überraschungskandidaten bis hin zu Eintagsfliegen. Die Brennpunkte für Las Vegas.

Brennpunkt Reifen: Werden die Pirelli-Pneus halten?

Für Pirelli wird das Debüt auf dem Las Vegas Strip Circuit zu einer wahren Herausforderung. Neuer Asphalt, ein unkonventionelles Streckenlayout, sowie kalte Temperaturen treiben sowohl dem Reifenhersteller als auch den Teams die Sorgenfalten auf die Stirn. Zunächst musste Pirelli aus Angst vor den gefährlichen 'stehenden Wellen' bei den Reifen die Mindestdrücke erhöhen. Das sorgt im Umkehrschluss für weniger Auflagefläche und Haftung auf dem frisch verlegten und ohnehin griparmen Asphalt.

Las Vegas GP: Nachfolger der schlechtesten Formel 1 Strecke (16:13 Min.)

Hinzu kommen die zu erwartenden kalten Temperaturen, die vor allem in den Abendstunden rapide purzeln. In Kombination mit den langen Geraden, auf denen die Reifen nicht stark beansprucht werden, drohen die Pirelli-Pneus daher chronisch zu unterkühlen. Der Las Vegas GP könnte zu einer wahren Reifenlotterie verkommen. "Die Reifen sind auf jeden Fall am unteren Ende ihres Arbeitsfensters", sagte Red Bull Chefingenieur Paul Monaghan. "Ich denke, für alle drei Reifenmischungen wird es zu kalt sein. Deshalb wird es unsere Aufgabe sein, die Reifen so lange in ein Fenster zu bringen, in dem wir einen ausreichenden Stint im Rennen fahren können. Das wird sicher nicht einfach werden."

Brennpunkt Racing: Kann Las Vegas die Show auch auf der Strecke?

Die Rückkehr der Formel 1 in die glänzende Glücksspielstadt von Nevada steht typisch amerikanisch ganz im Motto der Unterhaltung. "Las Vegas ist eine Show-Stadt. Da geht es natürlich viel um die Show", erklärte Strecken-Ingenieur Carsten Tilke. Dass die schnellsten Rennautos der Welt vorbei an den zahlreichen Hotels, dem Nachbau des Pariser Eifelturms und der sogenannten 'Sphere', der größten Kugelkonstruktion der Welt, vorbeirasen werden, garantiert zumindest spektakuläre Bilder. Ob das Racing auf der Strecke genauso spektakulär sein wird, ist allerdings eine andere Frage. Zumindest in der Theorie sollte Überholen auf dem 6,021 Kilometer langem Kurs möglich sein.

Brennpunkt Mercedes: Vom Regen in die Traufe?

Mercedes erlebte in Brasilien laut Teamchef Toto Wolff das schlechteste Rennwochenende seit 13 Jahren. Lewis Hamilton rettete sich mit Mühe auf Platz acht über die Ziellinie, George Russell musste das Rennen sogar komplett aufgeben. Vor allem auf der Start-Ziel-Geraden wurde der W14 von der Konkurrenz regelrecht aufgefressen. Kein gutes Omen für die Premiere des Las Vegas Strip Circuit, der zu über zwei Dritteln aus Vollgas-Passagen besteht.

"Wir haben hart daran gearbeitet, die Fehler zu identifizieren, die wir bei der Abstimmung gemacht haben, und das ist uns gelungen", zeigte sich Wolff optimistisch. Ob sich die Brasilien-Lektionen bereits in Las Vegas bemerkbar machen, wird das Wochenende zeigen. Positiv für Mercedes: Viel schlechter als in Brasilien kann es fast nicht werden.

Brennpunkt Williams: Überraschungskandidat durch Top-Speed?

Was in Brasilien des Mercedes Schwäche war, zählt beim Kundenteam Williams seit Jahren zu den absoluten Stärken. Durch die langen Geraden kann sich das britische Traditionsteam nach zuletzt enttäuschenden Rennwochenenden wieder Chancen auf Punkte ausmalen. Der Las Vegas GP kommt da zum genau richtigen Zeitpunkt, denn das zuletzt stark verbesserte AlphaTauri macht Williams im Kampf um den eigentlich sicher geglaubten siebten Platz noch einmal Druck. Auf den Platz acht abzurutschen und sich damit Millionen an Preisgeldern durch die Hände gleiten zu lassen, wäre für ein Team ohne Autokonzern-Unterstützung wie Williams fatal.

Brennpunkt Aston Martin: Eintagsfliege oder Trendwende?

In Brasilien erinnerte Aston Martin wieder an seine Leistungen zu Beginn der Formel-1-Saison 2023. Nach einem sensationellen Zweikampf in den letzten zwei Runden mit Sergio Perez, konnte sich Fernando Alonso in Sao Paulo sein achtes Podium in dieser Saison sichern. Teamkollege Lance Stroll schaffte es auf einen achtbaren fünften Platz. Nach Wochen von verschiedenen Spezifikationen und Setup-Tests gab es in Sao Paulo endlich wieder etwas zu feiern. In den letzten beiden Rennen der Saison will Aston Martin noch einmal auf das Ganze gehen. Platz 4 in der Konstrukteurs-WM befindet sich rein rechnerisch noch in Reichweite. Das Rennen in Las Vegas wird zeigen, ob die Brasilien-Performance eine Eintagsfliege oder eine Trendwende war.