Aston Martin ist beim Großen Preis von Mexiko an seinem vorläufigen Tiefpunkt angelangt. Zu Beginn der Saison noch als erster Red-Bull-Verfolger gehandelt, ist das Team aus Silverstone im puncto Leistung mittlerweile hinter das sechstplatzierte Alpine zurückgefallen. Nach dem Singapur GP folgte nun beim Großen Preis von Mexiko die zweite Nullnummer in den letzten sechs Rennen. Beide Piloten mussten ihren AMR23 bereits vor Ende des Rennens in der Box abstellen, doch auch ohne die DNF's wäre Aston Martin auf dem Autodromo Hermanos Rodriguez im Kampf um die Top-10 chancenlos gewesen.

Alonso erleidet Schaden am Start, Stroll crasht mit Bottas

Fernando Alonsos Schicksal war bereits nach der ersten Kurve besiegelt. Der zweifache Weltmeister startete von Platz 13 in das Rennen, konnte nach einem soliden Start allerdings nicht mehr den Trümmerteilen des Leclerc-Perez-Unfalls ausweichen. "Ich habe sofort gemerkt, dass sich etwas nicht richtig anfühlt im Auto", sprach Alonso nach dem Rennen. "Ich war ziemlich langsam und habe Lance durchgelassen in der Hoffnung, dass er ein besseres Ergebnis für das Team einfahren kann."

Aston-Martin-Teamchef Mike Krack lieferte nach dem Rennen Aufklärung. "Der Bereich der Bremsbelüftungen und des Unterbodens wurde beschädigt", erklärte der Luxemburger. "Fernando hat sich nach dem Restart erneut gemeldet und gesagt, dass etwas nicht stimmt. Wir konnten nichts in den Daten finden, aber aus Sicherheitsgründen haben wir das Auto abgestellt." Alonso gab das Rennen in Runde 47 auf dem letzten Platz liegend auf.

Auch auf der anderen Seite der Garage lief es ebenfalls alles andere als optimal. Lance Stroll startete das Rennen aus der Boxengasse, nachdem Aston Martin den Sohn des Teambesitzers mit einer alten Spezifikation des AMR23 ausstattete. Doch vier Runden vor dem Ende musste auch Stroll seinen Boliden abstellen. Im Kampf um Platz 14 kollidierte der Kanadier mit Valtteri Bottas in Bereich des Stadions. Die Stewards befanden nach dem Rennen den Finnen für schuldig und erteilten ihm eine 5-Sekunden-Zeitstrafe.

"Lance dachte er hatte genug Platz. Valtteri dachte wahrscheinlich, er hätte zu wenig Platz gehabt. Aber ich denke, dass er bereits vorbei war, weil sich das Vorder- und das Hinterrad berührt haben", erklärte Mike Krack seine Sicht auf den Unfall. "Dann hatte er einen Plattfuß. Aber das Rennen war so gut wie vorbei. Den Reifen dann zu wechseln und ihn wieder auf die Strecke zu lassen, hätte nichts mehr gebracht."

Dreher von Aston Martin-Pilot Lance Stroll nach Zweikampf mit Valtteri Bottas im Alfa Romeo
Kurz vor dem Ende kam es zur Kollision zwischen Bottas und Stroll, Foto: LAT Images

Testspielwochen: Ist Aston Martin orientierungslos?

Aston Martin feierte zuletzt die Formel-1-Testspielwochen. Weil die zahlreichen Updates, die der britische Rennstall in den vergangenen Monaten an die Strecke brachte, nicht den gewünschten Effekt erzielten, schickte das Team vergangene Woche in Austin sogar beide ihrer Piloten aus der Boxengasse ins Rennen. Das Ziel: Möglichst viele Daten über die neuen Teile sammeln. Eine Woche später in Mexiko ging das Testen munter weiter. Stroll wechselte auf eine alte Spezifikation, Alonso blieb bei der neueren Variante, um einen Vergleichswert zu liefern. Der Erfolg blieb allerdings auch in Mexiko aus.

Dass die Updates, die Aston Martin in dieser Saison bereits zu Haufen an die Strecke brachte, nach wie vor keinen erkennbaren Schritt nach vorne produzieren, stellt die Arbeit der am Anfang der Saison noch so sehr gelobten neu- akquirierten Ingenieure langsam aber sicher in Frage. Motorsport-Magazin.com hakte bei Mike Krack nach: Ist Aston Martin im puncto Entwicklung mittlerweile orientierungslos?

"Wenn man orientierungslos ist, versucht man einfach sein Glück und macht nichts Vernünftiges. Das ist nicht der Fall", widersprach der Teamchef. "Wir haben sehr fokussierte Diskussionen mit unseren Ingenieuren und wiegen die verschiedenen Optionen miteinander ab. Manchmal müssen wir diese problematischen Entscheidungen treffen. Das ist nicht immer einfach, aber es ist meiner Meinung nach der richtige Weg für die Zukunft."

"In Austin waren wir mit unserer Pace im Rennen zufrieden. Dann sind wir hierhergekommen und waren nicht da, wo wir es erwartet hatten. Es ist wichtig zu verstehen, was man macht, denn es werden noch andere Strecken mit verschiedenen Charakteristiken kommen." Der beste Weg um das Auto zu verstehen, sei an den Punkt zurück zu gehen, an dem man es noch gewusst habe. Krack fügte hinzu: "Wir wissen noch nicht, mit welcher Spezifikation wir in Brasilien fahren werden." Die Aston-Martin-Testspiele könnten also auch in Sao Paulo weitergehen.