2006 vom strauchelnden Minardi-Team zur erfolgsgekrönten Junior-Kaderschmiede, steckt der Red-Bull-Ableger fast zwanzig Jahre später (wieder) in der Krise. Letzter in der Weltmeisterschaft, dazu die ewige Fahrerproblematik. Lange entsprang kein Wunderkind wie einst Sebastian Vettel oder Max Verstappen mehr aus Faenza. 2024 soll die Wende folgen: Mit weniger Junioren, weniger Franz Tost, aber mehr Erfolg.

AlphaTauri: Sackgasse für Junioren?

"Ich habe ihn danach Liam den Löwen genannt, so imposant war seine Performance. Und er liefert immer weiter ab. Ich bin sehr froh, dass er Teil unserer Familie ist", lobt Peter Bayer Liam Lawson. "Das war sicher nicht sein letztes Formel-1-Rennen. Er hat in den letzten Rennen gezeigt, dass er sich eine Möglichkeit in der Zukunft verdient hat", meint auch Christian Horner.

Der einstige Red-Bull/Toro-Rosso-Kader 2015, Foto: Sutton
Der einstige Red-Bull/Toro-Rosso-Kader 2015, Foto: Sutton

Diese Möglichkeit bietet sich für Liam Lawson bis auf Weiteres nicht in der Red-Bull-Familie. Trotz all der Lorbeeren steht der Neuseeländer 2024 ohne Formel-1-Cockpit da und ist stattdessen 'nur' Ersatzfahrer. Ganz entgegen der eigentlichen Philosophie des Red-Bull-Juniorteams.

Bayer: Waren zu sehr von uns selbst überzeugt

Grund: AlphaTauris neues Management. "Wir sind der kleine Bruder und haben geglaubt, wir können einen eigenen Weg gehen. Das war falsch, und deswegen sind wir heute da, wo wir sind", erklärt Peter Bayer die schlechte Performance im Exklusiv-Interview mit Motorsport-Magazin.com .

"Der Glaube von einigen Ingenieuren, dass sie Dinge besser können als Pierre Waché und Adrian Newey", mutmaßt der ehemalige FIA-Generalsekretär als Hauptproblem. "Damals haben sie es geschafft, sich durchzusetzen." Ein fataler Fehler. Die falsche technische Entwicklungsrichtung zusammen mit den unerfahrenen Piloten der Worst Case für das kleine italienische Team.

Das gesamte Interview mit Peter Bayer stammt aus der MSM-Ausgabe Nummer 82. Die aktuelle Print-Ausgabe könnt ihr hier bestellen. Ohne Peter Bayer, aber exklusiv mit dem FIA-Präsidenten Mohammed Ben Sulayem.

Worst Case in der Formel 1: Junge Fahrer und technische Probleme

Viele Diskussionen mit Aktionären über die Zukunft des Rennstalls kamen zum Schluss: Junge Fahrer ausbilden, ja, aber gleichzeitig erfolgreich sein. "Ich denke, dass man letztendlich nicht beides haben kann", gibt Peter Bayer zu bedenken. "Man kann nicht zwei 'junge' Fahrer im Team haben." Auch wirtschaftlich ein Problem - Red Bull bringt, AlphaTauri kostet Geld.

Foto: Sutton
Foto: Sutton
Von Siegen wie in Monza 2008 und 2020 ist AlphaTauri derzeit weit entfernt, Foto: Red Bull Content Pool
Von Siegen wie in Monza 2008 und 2020 ist AlphaTauri derzeit weit entfernt, Foto: Red Bull Content Pool

Die logische Schlussfolgerung: Daniel Ricciardo an der Seite von Yuki Tsunoda für 2024. "Daniel bringt eine Menge Fachwissen, vor allem Abstimmung betreffend, mit", so Bayer. Grundsätzlich bleibt Aufgabe des ehemaligen Toro-Rosso-Teams, junge Fahrer auszubilden. Der Boss: "Das stimmt, aber nicht unbedingt."

"Die Realität sieht heute so aus, dass das Feld so hart umkämpft und eng ist, um jede Zehntelsekunde wird gekämpft", betont der Österreicher. "Wir brauchen einen erfahrenen Fahrer, um im vorderen Mittelfeld mitzufahren." Nachsatz: "Aber wir werden auch weiterhin junge Talente fördern, die dann schlussendlich bei Red Bull landen sollen."

AlphaTauri: Nie mehr B-Team von Red Bull

Dabei liegt der Fokus trotzdem auf Eigenständigkeit. Eine eigene Team-Identität inklusive neuem Namen soll her. "Wir wollen uns definitiv von einem B-Team oder Junior-Team wegbewegen", so Peter Bayer. Betont aber gleichzeitig: "Klar, wir habe einen großen Bruder, der sehr erfolgreich ist, und sehen uns als Teil der Red-Bull-Familie."

AlphaTauri, benannt nach dem hellsten Stern des Sternbildes des Stieres (Red Bull) verglüht nach guten Jahren (P6 in der Konstrukteurs-WM 2019 und 2021) immer weiter. 2024 soll die Wende kommen. Mit (noch) unbekanntem Namen, neuer Doppelspitze mit Laurent Mekies und Peter Bayer, aber definitiv erfolgreich. Und definitiv am Standort Faenza.