Haas startet in Singapur an diesem Wochenende mit neuer Hoffnung in die Übersee-Saison der Formel 1. Das Jahr 2023 entwickelte sich für das Team im Sommer zu einem Teufelskreis. In Monza erlebten Nico Hülkenberg und Kevin Magnussen einen neuen, wenn auch nicht überraschenden, Tiefpunkt. Das Nachtrennen auf dem Marina Bay Street Circuit soll die Wende einleiten, um Williams in der Weltmeisterschaft vielleicht doch noch abzufangen. Für das Heimspiel von Haas beim USA GP in Austin ist außerdem ein großes Update geplant.

"Ich denke, das war definitiv der schlimmste Moment der Saison, was die Performance angeht", so Hülkenberg, der in Monza die Zielflagge als Vorletzter vor Kevin Magnussen sah. Die Haas-Fahrer wurden als einzige von Rennsieger Max Verstappen überrundet, nachdem sie als einziges Team planmäßig zwei Boxenstopps einlegen mussten. Wie so oft hatte die Reifenperformance jede Chance auf ein zählbares Resultat schon früh im Grand Prix ruiniert.

"Unser Low-Downforce-Paket ist dieses Jahr einfach nicht besonders effizient. Die Balance ist nicht gut, wir rutschen sehr viel und in Monza oder Spa hast du dazu auch noch den rauen Asphalt, anstelle des neuen Asphalts, der viel geschmeidiger ist. Der raue Asphalt hat zwei Effekte. Er macht uns das Leben mit unserer Aerodynamik schwieriger und erledigt unsere Reifen noch schneller", erklärt Hülkenberg.

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Im Qualifying schafft es der 36-Jährige immer wieder ins Q3. Bereits sechs Mal gelang ihm diese Saison am Samstag der Sprung in die Top-10. Selbst in Monza war er als 13. nicht allzu weit davon entfernt, doch am Sonntag sind Magnussen und er chancenlos. Seit Österreich war Haas nicht mehr in den Punkten, und da auch nur dank Hülkenbergs Meisterleistung im chaotischen Sprint. Am Sonntag gab es zuletzt in Miami einen WM-Zähler, der Magnussens bis dato einziger in der laufenden Saison war.

Haas 2023 früh in der Sackgasse

"Wir können natürlich einige Sachen am Setup verändern, aber wir haben dieses Auto jetzt wirklich in jeder erdenklichen Weise erforscht und die Performance reicht einfach nicht", so Hülkenberg. Die neun Grands Prix andauernde Durststrecke zeichnete sich für ihn und seine Crew schon früh ab. "Ich denke, wir haben die Sackgasse schon vor ein paar Monaten erkannt, denn es kam nichts mehr dabei herum", sagt der Routinier über die Optimierungsversuche am bestehenden Konzept.

Vor diesem Hintergrund der aussichtslosen Lage schlug die Entwicklungsabteilung von Haas bereits frühzeitig einen neuen Kurs ein. "Es ist an der Zeit, das Konzept und die Philosophie zu ändern. Ich denke, wir sind das letzte Team, das mit dieser Philosophie fährt und wir wurden von der Konkurrenz mit ihren Konzepten dieses Jahr ganz klar überholt", erklärt Hülkenberg, dessen Hoffnungen auf einem umfangreichen Update für das 18. Saisonrennen in den USA ruhen.

"In Austin haben wir hoffentlich ein frühes Weihnachtsgeschenk, das uns mehr Performance gibt. Ich hoffe natürlich, dass es ein großer Schritt nach vorne wird, aber ich kann nur spekulieren. Wir geben dafür jedenfalls alles", sagt der 195-fache Grand-Prix-Teilnehmer. Mehr Anpressdruck wäre für ihn nahezu die Lösung aller Probleme: "Mehr Performance hilft in jeder Hinsicht. Es bedeutet mehr Downforce, was wiederum weniger Rutschen heißt und damit auch weniger Probleme am Sonntag. Das ist eine ganz einfache Rechnung." Bis zum Update muss er allerdings noch die Rennen in Singapur, Japan und Katar mit dem problematischen VF-23 überstehen.

Schlechter als Monza kann es für Haas nicht werden

"Es sind noch viele Punkte zu vergeben. Monza war natürlich ziemlich übel und schwierig, aber ich denke, dass es das schlechtes Rennen bleibt, dass man dieses Jahr von uns sehen wird. Ich bin hier optimistischer", so Hülkenberg mit Blick auf das bevorstehende Rennwochenende in Singapur. "Hier fahren wir mehr Anpressdruck und es ist ein Stadtkurs, wo langsame Ecken dominieren. Ich denke, das spielt uns in die Karten."

Günther Steiner spekuliert darauf, dass das veränderte Streckenlayout mit weniger Kurven dem Reifenfresser Haas etwas entgegenkommen könnte. "Die Strecke wurde im letzten Sektor geändert, weil alle hier im letzten Sektor zu kämpfen hatten, was für die Hinterreifen sehr anstrengend war. Ich bin mir nicht sicher, was das bewirkt. Im Rennen werden wir sicher wie immer zu kämpfen haben. Aber im Rennen machen alle zwei Boxenstopps, das hilft normalerweise ein wenig", sagt der Haas-Teamchef. Den ganzen Trainings-Freitag der Formel 1 heute in Singapur gibt es hier im Liveticker.