Nach dem Europa-Abschluss in Monza nimmt die Formel 1 den großen Flieger in Richtung Singapur. Der Nacht-Klassiker verspricht in diesem Jahr aus vielen Gründen Spannung. Neue Regeln, neues Layout und alte Gegner: Der Rote Bulle fürchtet sich in der Löwenstadt. Endet die Siegesserie? Motorsport-Magazin.com wirft einen Blick auf die Brennpunkte vor dem Singapur GP 2023.

Brennpunkt 1: Technische Direktiven

Die FIA hat die Regeln verschärft, in Singapur wird es ernst. Gleich zwei Technische Direktiven treten beim Nachtrennen in Kraft. TD018 soll endgültig sicherstellen, dass sich Front- und Heckflügel samt Beamwing nicht verbiegen. Die Neuauflage von TD039 soll Lücken bei der Unterboden-Flexibilität schließen. Unklar ist, welche Teams an welchen Stellen nachbessern müssen. Haben die Regelklarstellungen Auswirkungen auf die Performance? In Singapur steht mehr der Unterboden im Fokus, in Japan wird es auch bei den Flügeln interessant, weil dort der Luftwiderstand entscheidend ist.

Brennpunkt 2: Neues Layout

2008 fuhr die Formel 1 das erste Nachtrennen ihrer Geschichte in Singapur. Seither hat sich der Marina Bay Street Circuit nur geringfügig verändert. 2013 musste die berühmte Schikane, der Singapore Sling dran glauben. 2023 gibt es wegen Bauarbeiten in der Stadt eine größere Änderung am Streckenverlauf.

Vier Kurven, 123 Meter, eine Rennrunde und eine ikonische Passage verliert die Strecke. Die neue Variante führt die Piloten erst später Richtung Marina Bay. Dadurch entfällt die Durchfahrt unter der Tribüne. Dafür wird der Kurs deutlich schneller. Statt vier Kurven gibt es jetzt eine knapp 400 Meter lange Gerade. Die Durchschnittsgeschwindigkeit einer der langsamsten Strecken im Kalender wird höher, möglicherweise gibt es sogar einen neuen Überhol-Spot.

Brennpunkt 3: Verstappen-Angst

Der Sieg in Monza war Verstappens zehnter Erfolg in Serie. In Singapur könnte es für den Formel-1-Dominator aber tatsächlich schwieriger werden. Verstappen wartet in Singapur weiterhin auf seinen ersten Sieg. Im vergangenen Jahr führte ein Missverständnis im Qualifying und eine abgebrochene Runde dazu, dass der Niederländer nur auf Platz acht startete. Im Rennen wurde es Platz sieben. Teamkollege Sergio Perez wurde seinem Ruf als Stadt-Spezialist gerecht und siegte.

Brennpunkt 4: Red-Bull-Angst

Verstappen ist seit 10 Rennen ungeschlagen, Red Bull sogar schon seit 15. Singapur wird nicht nur für Verstappen gefährlich, sondern auch für das Team. Nach der starken Vorstellung im Highspeed-Tempel Monza rechnen auf dem engen Straßenkurs nur die wenigsten mit Ferrari. Aber in ganz langsamen Ecken funktioniert der SF-23. Dazu kommt Straßen-Spezialist Leclerc. In Monaco fehlten ihm nur 106 Tausendstel auf die Pole.

Red Bull könnte in Singapur vor einer großen Herausforderung stehen, Foto: LAT Images
Red Bull könnte in Singapur vor einer großen Herausforderung stehen, Foto: LAT Images

Nur 84 Tausendstel fehlten Fernand Alonso in Monaco auf Startplatz eins. Nach der schwachen Vorstellung in Monza rechnen in Singapur wieder alle mit Aston Martin. Und auch Mercedes haben einige mit maximalem Abtrieb auf der Rechnung. Warum Singapur da anders ist als andere Strecken? Weil die Qualifikation nicht die Spezialdisziplin des RB19 ist. Und in den Stadtstaaten gibt es in der Formel 1 ein inoffizielles Überholverbot. Vor Singapur zittern die Bullen tatsächlich am meisten.

Brennpunkt 5: Konstrukteurs-WM

Trotzdem bleibt Red Bull natürlich der absolute Topfavorit. Mit der ganz großen Feier könnte es aber eng werden. Theoretisch könnte die Mannschaft von Dr. Helmut Marko und Christian Horner die Konstrukteurs-WM schon beim 15. von 22 Rennen gewinnen. 310 Punkte Vorsprung hat Red Bull auf Mercedes. Sind es nach dem Rennen 353 Punkte, darf Red Bull feiern. Dafür braucht es aber neben einem eigenen Doppelsieg auch noch die Hilfe von Mercedes. Je nachdem, ob Red Bull auch noch die Schnellste Rennrunde fährt, darf Mercedes maximal einen oder null Punkte holen.

Brennpunkt 6: Ricciardos Handgelenk

Daniel Ricciardo ist in Singapur - fährt aber nicht. Der Australier erholt sich weiterhin von seinem gebrochenen Handgelenk. Der ein oder andere hatte nach dem Unfall in Zandvoort gehofft, dass Ricciardo in Singapur wieder fahren könne. Allerdings ist Singapur das körperlich anstrengendste Rennen im Kalender. Ricciardo ist trotzdem vor Ort, um an den Briefings mit den Ingenieuren teilzunehmen. Ein Comeback in Suzuka steht noch zur Diskussion. Wie schon in Zandvoort und Monza fährt Liam Lawson den zweiten AlphaTauri. Alle News und Stimmen zu den Formel-1-Trainings heute in Singapur gibt es im Live-Ticker.