Nach der desolaten Vorstellung am Samstag konnte Mercedes im Rennen von Miami das Bild wieder zurechtrücken. Das Team war wieder die dritte Kraft, besser als Ferrari. George Russell kämpfte sich von sechs auf vier und Lewis Hamilton von 13 auf sechs. Teamchef Toto Wolff ist aber schnell, um das auf den ersten Blick positive Ergebnis ins rechte Licht zu rücken. Imola, und das erste große Upgrade, können nicht schnell genug kommen.

Die Mercedes-Formkurve von Miami hatte zwischen einem guten ersten Training und einem guten Rennen nämlich ein tiefes Loch. "Das ist die Story mit dem Auto", kann Wolff nur sagen. Solide Pace am Sonntag stimmt ihn kaum positiv: "Es gibt nichts, weswegen wir erleichtert sein sollten, wenn wir einen besseren Sonntag haben. Wir müssen vorne losfahren."

Hamilton glänzt mit großer Aufholjagd gegen Ferrari

Genau das Gegenteil von "vorne losfahren" durchlebte Lewis Hamilton, der sich in Miami nur auf dem 13. Platz qualifiziert hatte: "Die ersten 20 Runden waren schwierig im DRS-Zug. Danach konnte ich anfangen aufzuholen. Mit verschiedenen Autos zu kämpfen hat mir dann Spaß gemacht, und die Alpine und Ferrari am Ende einzuholen war toll."

Der Mercedes W14 schien nach der samstäglichen Misere im Rennen nun doch wieder in sein schmales Arbeitsfenster gerutscht zu sein, bei anderen Temperaturen, mit vollen Tanks, anderen Reifen und nach Regenfällen in der Nacht, welche den Gummiabrieb wieder von der Strecke wuschen.

So war der Mercedes im Rennen wieder das Gegenstück des Ferrari, der im Qualifying schnell, doch beim Reifenverschleiß und mit vollen Tanks unterirdisch ist. "Von Platz 13 aus wieder mit ihnen zu kämpfen war toll", meint Hamilton. Seine alternative Strategie, auf Hard zu starten und erst spät in Runde 37 auf Medium zu wechseln, schien aufzugehen. War der Medium bei vollen Tanks und rutschiger Strecke am Start noch kein guter Reifen, so bot er sehr wohl Performance für einen Schluss-Sprint.

Zu Rennbeginn noch 23 Runden lang nicht in der Lage, Nico Hülkenbergs Haas zu überholen, wurde Hamiltons W14 mit den Medium-Reifen am Ende lebendig. Hin zu Kurve 11 überholte er in den Runden 53 und 54 Esteban Ocon und Charles Leclerc. Auf den von Platz drei losgefahrenen Carlos Sainz fehlten ihm am Ende auf der Strecke 13,7 Sekunden.

Russell maximiert Rennen mit Hamilton-Hilfe

Der immerhin von Platz sechs losgefahrene George Russell fuhr wie der Großteil des Feldes eine Medium-Hard-Strategie, aber auch er konnte eine gute Mercedes-Rennpace unter Beweis stellen und vor allem auch überholen. In Runde zehn kassierte er den Alpine von Pierre Gasly ein, in Runde 37 hin zu Kurve 11 mit Ausbrems-Manöver den Ferrari von Carlos Sainz: "Mit Carlos war ganz lustig, ein fairer, guter Move, der Einsatz verlangt hat, weil die Strecke abseits der Linie so dreckig ist, dass ich mir nicht sicher war, ob es halten würde."

Russell im Kampf mit Esteban Ocon, Foto: LAT Images
Russell im Kampf mit Esteban Ocon, Foto: LAT Images

Auf seiner Jagd nach Sainz war ihm auch Hamilton behilflich, denn zu dem Zeitpunkt begegnete der bereits gestoppte Russell seinem noch auf dem alten Startreifen fahrenden Teamkollegen. Auf Teamanweisung fuhr Hamilton schnell beiseite. Russell dankt es: "Das hat es mir erlaubt, mein Rennen zu fahren. Wir haben momentan eine sehr gute Beziehung und wollen beide nur das Beste für das Team."

"Relativ gesehen war die Pace stark, mehr war nicht drin", urteilt Russell. Mercedes schließt ein nicht allzu rühmliches Miami-Wochenende lieber mit dem Blick nach vorne. In zwei Wochen soll in Imola endlich das versprochene große Update mit neuer Verkleidung, neuem Unterboden und neuer Aufhängung. Die Erwartungen werden trotzdem weiter gebremst. Zu schlecht sind die Erfahrungen der jüngeren Vergangenheit.

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