Fernando Alonso wird am späten Abend nach dem USA-GP in Austin Opfer eines Protests der Konkurrenz. Ein mächtig angefressenes Haas-Team war nach dem Rennen sowohl gegen ihn als auch gegen Red-Bull-Pilot Sergio Perez vorgegangen. Perez wurde freigesprochen, doch Alonso flog aufgrund einer nachträglich ausgesprochenen Stop-and-Go-Strafe, welche in 30 Strafsekunden umgewandelt wurde, aus den Punkten und wird nur mehr auf Platz 15 gewertet.

Stein des Anstoßes war für Haas einmal mehr die schwarz-orangene Spiegelei-Flagge gewesen, mit welcher die Formel-1-Rennleitung ein Auto mit einem offensichtlichen Schaden zu einem Boxenstopp zwingen kann. Genauer gesagt ging es um das Nicht-Verwenden dieser für den beschädigten Frontflügel von Perez sowie für einen abgeknickten Spiegel von Alonso.

Das stieß Haas und Kevin Magnussen, wo man in dieser Saison schon drei Mal wegen ähnlicher Schäden zum Boxenstopp gezwungen worden war, sauer auf. Am Abend legte man gegen beide Autos Protest ein. Teamchef Günther Steiner, Chefingenieur Ayao Komatsu und Teammanager Peter Crolla marschierten zu den Stewards und bezichtigten beide Teams, mit durch Schäden unsicheren Autos gefahren zu sein.

Alonso fährt zu lange mit kaputtem Spiegel

Die Stewards wurden von FIA-Cheftechniker Nikolas Tombazis, dem Technischen Delegierten Jo Bauer und von Rennleiter Niels Wittich unterstützt. Über zwei Stunden dauerte das Verfahren, und erst um 03:55 Uhr mitteleuropäischer Zeit stand das Ergebnis beider Untersuchungen fest.

Alonso wurde zum Verhängnis, dass er mit seinem kaputten rechten Seitenspiegel zu lange fuhr. Der Spiegel ging in Runde 22 beim spektakulären Crash mit Lance Stroll kaputt, als der Alpine über dessen rechtes Hinterrad aufgestiegen war. Danach kam Alonso an die Box, um sich einen neuen Frontflügel zu holen. Die Spiegel-Befestigung wackelte da schon sichtlich, was das Team aber nicht adressierte.

Haas war da schon aufmerksam geworden, und Teammanager Crolla hatte deshalb zwei Mal die Rennleitung kontaktiert. Das Wackeln wurde bis Runde 48 immer schlimmer. Dann brach die Befestigung auf der langen Geraden und der Spiegel flog bei hoher Geschwindigkeit davon. Ausgerechnet, als Alonso dazu ansetzte, den Haas von Kevin Magnussen zu überholen.

Stewards äußern Besorgnis über F1-Rennleitung

Alpines Verteidigung, dass nur einmal während dem kritischen Zeitrahmen ein Auto hinter Alonso gewesen sei und dass Charles Leclerc in einem ähnlichen Szenario 2019 in Suzuka davonkam, ließen die Stewards nicht gelten. Der Technische Delegierte Jo Bauer stimmte mit Haas überein, dass der Alpine in unsicherem Zustand war. Daher die Entscheidung auf 30 Strafsekunden.

Die Stewards äußerten aber auch Besorgnis darüber, dass trotz Haas' mehrmaligen Hinweisen an die Rennleitung keine Warnungs-Flagge ausgegeben wurde. Nicht einmal eine Funkmitteilung erhielt Alpine.

Perez & Red Bull entgehen Strafe

Bei Sergio Perez hingegen brach das rechte Frontflügel-Endplate nach einem Kontakt mit Valtteri Bottas in der Startphase in Kurve neun. Perez hatte sich dort aggressiv neben den Alfa gedrückt. Das Endplate begann ab Runde zwei sichtlich zu flattern, was aber sehr schnell schlimmer wurde. In Runde sechs schon brach es vor Kurve zwölf komplett ab, wobei keine losen oder flatternden Teile zurückblieben.

Dadurch war der Flügel keine Gefahr mehr. Red Bull brachte zur Verteidigung vor, dass man dem Technischen Delegierten Jo Bauer während dem Rennen schon Fotos vom beschädigten Flügel übermittelt habe, um zu zeigen, dass keine weiteren Teile mehr abbrechen konnten. FIA-Cheftechniker Tombazis stimmte dem zu.

Alpine verliert wichtige WM-Punkte durch Haas-Protest

Sebastian Vettel kommt so vor bis auf den siebten Platz. Haas profitiert nur mit Magnussen von der Alonso-Strafe. Der Däne rückt von Platz neun auf Platz acht vor. Yuki Tsunoda auf neun und Esteban Ocon auf zehn erhalten jeweils nun einen Punkt mehr.

Für Alpine ist es eine bittere Strafe: Aus sechs Alonso-Punkten wurde ein Ocon-Punkt, während WM-Kontrahent McLaren mit Lando Norris in Austin acht Punkte holte. Damit ist Alpines Vorsprung in der Konstrukteurs-WM auf sechs Punkte geschmolzen.