Die neuen Formel-1-Autos der Ground-Effect-Generation 2022 sind nicht angenehm zu fahren - zumindest in diesem Aspekt sind sich eigentlich in Kanada alle Fahrer einig. Seit dem Saisonstart beschweren sich viele über den Fahrkomfort der Autos, welche extrem hart und tief abgestimmt werden, wodurch die Schläge auf die Körper der Piloten teilweise ziemlich ausarten.

Lewis Hamilton sprach von Belastungen von bis zu 10 g, er und einige andere wie etwa Carlos Sainz von zusätzlichen Physiotherapie-Sessions und zusätzlichen Körper-Scans. Die FIA reagierte vor Kanada mit einer Technischen Direktive, die in naher Zukunft Teams davon abhalten soll, die Autos zu aggressiv abzustimmen und die Fahrer-Gesundheit zu schützen. Kein Mitleid hat aber der seit jeher als Motorsport-Hardliner bekannte AlphaTauri-Teamchef Franz Tost.

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"Das ist ein Formel-1-Auto, kein Rolls Royce", sagt Tost am Samstag in Kanada. "Die Fahrer sollten sich dem bewusst sein. Wenn ihnen die Autos zu hart sind, wenn es zu schwierig für sie ist, dann sollten sie vielleicht zuhause bleiben und es sich im Wohnzimmer bequem machen. Dort können sie dann die Rennen am Fernseher fahren oder was auch immer."

Tost: Formel-1-Fahrer der Vergangenheit haben das akzeptiert

Laut Tost war die zusätzliche körperliche Belastung der neuen Ground-Effect-Autos von vornherein abzusehen. Vielleicht waren die extremen Bouncing- und Porpoising-Effekte für die Teams eine Überraschung, aber dass der Fahrkomfort insgesamt härter ist, das sei unmöglich zu vermeiden.

"Weil der Unterboden mit dem Venturi-Prinzip es notwendig macht, die Autos hart abzustimmen und sehr nah am Boden zu fahren", erinnert Tost. "Zusätzlich die 18-Zoll-Reifen, von denen kommt weniger Dämpfung. Dann sind die Autos nicht so komfortabel zu fahren wie in der Vergangenheit."

"Auf der einen Seite verstehe ich, dass es für sie nicht einfach ist, andererseits ist es ein Formel-1-Auto", meint Tost und erinnert sich zurück an die erste Ground-Effect-Ära, welche in den späten 1970ern begann und bis zum Verbot 1982 dauerte. "Ein Fahrer kam am Sonntagabend zu mir und sagte mir, er müsse morgen zum Zahnarzt, er habe seine Füllungen verloren. So hart waren die Autos."

Tost fordert mehr Training der Formel-1-Fahrer

Für Tost ist die Lösung des Problems ganz einfach: "Zuerst einmal müssen die Fahrer die Muskeln im Nacken und im Hintern mehr trainieren, das hilft sicher. Und die FIA kommt mit dieser technischen Direktive, die auf jeden Fall helfen wird herauszufinden, wie stark die Kräfte sind, die auf die Fahrer einwirken."

"Wie stark die sind, weiß ich noch nicht", räumt Tost ein. "Wir von AlphaTauri unterstützen die FIA und werden ihnen die Daten übermitteln, und dann werden wir das Ergebnis sehen." Den ganzen Qualifying-Tag der Formel 1 heute in Kanada gibt es hier im Live-Ticker.